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Tierversuche verringern: Land fördert drei neue Forschungszentren
Stuttgart. Tierversuche kontinuierlich verbessern, verringern oder sogar ganz vermeiden: Das ist das 3R-Prinzip des Tierschutzgesetzes (Replacement, Reduction, Refinement – 3R). Ein flächendeckendes 3R-Netzwerk ist seit 2020 in Baden-Württemberg im Aufbau. Es soll alle wesentlichen biomedizinischen Standorte einbeziehen, um die wissenschaftliche Forschung und den Tierschutz gleichermaßen zu verbessern. Nun wird es erweitert.
„Unser 3R-Netzwerk verankert den Tierschutz nachhaltig in der baden-württembergischen Forschungslandschaft“, sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) in der vergangenen Woche: „Künftig bringen drei neue Zentren und die Stärkung digitaler sowie KI-gestützter Ansätze das 3R-Netzwerk weiter voran“. So könnten auch Innovationen für die klinische Anwendung entstehen.
In Karlsruhe sucht man digitale Alternativen zum Tierversuch
Derzeit gibt es bereits fünf 3R-Zentren – in Heidelberg , Konstanz , Mannheim , Stuttgart und Tübingen , die bisher mit insgesamt 6,8 Millionen Euro gefördert wurden. Dort werden etwa humane Organ-on-chip-Modelle oder Computersimulationen für die Krebsforschung und Medikamententests entwickelt. Jetzt wird das Netzwerk um Standorte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), an der Hochschule Furtwangen und an der Universität Ulm erweitert. Die neuen 3R-Zentren fördert das Ministerium für zunächst drei Jahre mit insgesamt 750 000 Euro.
Am Zentrum „ROCKIT“ in Karlsruhe werden digitale Alternativen zum Tierversuch erforscht, so etwa digitale Zwillinge für neue Gesundheitstechnologien. Ein automatisiertes, selbstoptimierendes Labor soll den Weg zu Ersatz- und Ergänzungsmethoden verkürzen.
Dazu kommen ein weltweit abrufbares Erfassungssystem für Tierversuche und Alternativen sowie eine digitale Lernplattform. 3ROCKIT soll den Transfer auf den Markt beschleunigen sowie das Potenzial von Künstlicher Intelligenz und digitalen Methoden ausschöpfen und im 3R-Netzwerk einbringen. „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz hat eine neue Dimension für die 3R-Forschung eröffnet, und ermöglicht es, schneller hochpräzise Ergebnisse zu liefern und die Zahl der eingesetzten Tiere stark zu reduzieren“, sagt Ute Schepers, Sprecherin des KIT-Zentrums Health Technologies.
IN Furtwangen werden 3-D-Gewebemodelle entwickelt
Forscher in Karlsruhe arbeiten auch an KI-basierten autonomen Laboren zur Herstellung von in-vitro Methoden wie „Organ on a chip“-Technologien und Organoiden: Das sind dreidimensionale, gewebeartige Strukturen. Beide Verfahren erlauben es, physiologische Vorgänge außerhalb eines Körpers mit Zellen von Patienten nachzuvollziehen
An der Hochschule Furtwangen will man 3D-Gewebemodelle im Labor und im Computermodell entwickeln und dann in die Praxis transferieren. Ein Beispiel dafür ist ein Haut- und Knochenmodell.
An der Universität Ulm soll ein Refinement-Labor mit einem Fokus auf der Tumor- und Traumaforschung entstehen. Die Stammzell- und Organoid-Technologie für die personalisierte Medizin wird in Ulm ebenfalls weiterentwickelt. Um Tierversuche zu reduzieren, entsteht eine Biobank zum Austausch von tierischem Gewebe.