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Lust auf Verlässlichkeit
Kolumnist Christoph Sonntag beleuchtet die Tücken bei Kündigungen von Abos.
imago images / STAR-MEDIA)Mir ist es mit Opodo passiert, Ihnen wahrscheinlich mit jemand anderem: Im Vergleichsportal einen Flug gebucht, es ploppt auf: „…als Club-Mitglied sparen Sie 54 Euro!“
Mitglied wirst du mit E-Mail-Adresse, Telefonnummer und Anschrift; in Ordnung, mache ich. Danach habe ich mir in Ruhe die Vorteile des Clubs angeschaut. Schließlich bin ich ganz bewusst in keinem Club, außer in der evangelischen Kirche. Da kann ich aus alter Gewohnheit heraus einfach nicht austreten. Was steht da unten? Wenn ich nicht innerhalb von zwei Wochen kündige, werden 99,99 Euro pro Jahr fällig.
Oops, das ist ja fast so teuer wie die evangelische Kirche, nein, das will ich eigentlich nicht. Man kann telefonisch kündigen und ich rufe die Hotline an. Ob ich ganz sicher kündigen möchte? Ja. Ob ich mitteilen kann, warum? Naja, die Vorteile überzeugen mich nicht. Ob er mir einen anderen… NEIN! – alles klar, dann sei die Kündigung hiermit vollzogen.
Zwei Wochen später werden 99,99 Euro vom Konto abgebucht. Ich habe ja das Abonnement verlängert. Anruf beim Service – von einem Telefonat mit mir sei nichts vermerkt, das könne es also nicht gegeben haben. In so einem Fall schwillt mir gerne die Halsschlagader; natürlich hab ich angerufen! Ich war ja mit dabei! Er findet aber nichts.
Ich ziehe die Geheimwaffe, die ich Ihnen, geschätzte Leserin und Leser, hiermit dringend empfehlen möchte: Ich bin Publizist und werde darüber schreiben! Augenblick bitte… Nach zwölf Minuten Warteschleife hat er mit seinem Chef gesprochen und sie zahlen mir ausnahmsweise das Geld zurück. Dann ist ja alles gut. Ist es das?
Nein! Wir machen für ein großes Unternehmen eine tolle Aktion. Im April hat uns die Chefin eine begeisterte E-Mail geschickt, dass sie das Engagement über 2025 verlängern möchte. Das ganze Team arbeitet monatelang (unbezahlt) darauf hin, im Oktober kommt aus heiterem Himmel die Kündigung. Haben wir Lust auf einen Rechtsstreit? Nein, wir haben Lust auf Verlässlichkeit!
Was ist mit uns passiert, dass man sich nicht mehr verlassen kann? Ich von meiner Seite aus gebe Ihnen mein Wort, dass es mir große Freude bereitet, hier eine Glosse zu schreiben!
