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Der Generalkonsul Gael de Maisonneuve baut Brücken zwischen Deutschland und Frankreich
Stuttgart. Gael de Maisonneuve ist mit einer Schottin verheiratet. „Die Schotten sind ein wenig wie die Menschen in Baden-Württemberg: eine reichhaltige Kultur, aber etwas schüchtern.“ Wenn das der 57-Jährige mit seinem breiten Lächeln so in den Raum stellt, wer will ihm da widersprechen?
Der Stuttgarter Generalkonsul stammt aus Paris, und wollte schon immer Diplomat werden und die große, weite Welt sehen. Er hat die drei großen Verwaltungsschulen besucht in der französischen Hauptstadt, um diesen Weg beschreiten zu können. Anders als in Deutschland ist nicht Jura, sondern Politikwissenschaft das Eintrittstor in den diplomatischen Dienst. Daher hat er dieses Fach studiert, dazu Wirtschaftswissenschaften und Orientalische Sprachen. Und dabei lernte er seine Frau kennen: Sie studierte Japanisch, er Chinesisch.
Von Japan und die USA nach Stuttgart
Eine gewisse Offenheit für fremde Kulturen bringt der Franzose daher schon von Haus aus mit. Seine Stationen als Diplomat führten ihn nach Japan, Sri Lanka und in die USA. „Ich wollte aber etwas in Europa machen“, erzählt er, und so bewarb er sich für Deutschland, und für Stuttgart.
Ein Porträt über Gael des Maisonneuve lesen Sie hier.
Einer der ersten Termine war das Jubiläum der Ludwigsburger Rede des damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war auch da, und Maisonneuve spürte vom ersten Tag: Hier im Südwesten wird die Freundschaft beider Länder gelebt. „Es ist das Herz der Zusammenarbeit“, sagt er. Und doch kennt in Frankreich – vorsichtig formuliert – nicht jeder Baden-Württemberg.
Französische Unternehmen mit 100 000 Arbeitsplätzen in Städten
Das will Maisonneuve ändern. Immerhin 450 Städtepartnerschaften gibt es zwischen Kommunen dies- und jenseits des Rhein, und 1000 französische Unternehmen in Baden-Württemberg, wie der Generalkonsul aufzählt: „Das sind 100 000 Arbeitsplätze“. Von Loreal in Karlsruhe über Airbus in Friedrichshafen bis zu Thales in Ditzingen im Kreis Ludwigsburg. Es gibt 17 Gymnasien im Land, die ein „Abibac“ anbieten, einen Doppelabschluss des deutschen Abiturs und des französischen Baccalaureats. Und im Anschluss die Deutsch-Französische Hochschule, als Klammer für verschiedene Abschlüsse an deutschen Hochschulen.
Nur das Bestehende zu verwalten, das reicht dem umtriebigen Diplomaten aber nicht. Und so hat er zwei wichtige Aktionen gestartet: Immer im Januar zum Jubiläum des Elysée-Vertrages, der die ständige Zusammenarbeit beider Länder besiegelt hat, treffen sich Vertreter deutsch-französischer Vereine aus beiden Ländern. „Wir brauche die nächste Generation“, sagt er, „das will ich für meinen Nachfolger hinterlassen.“
Eine Sonderausgabe nur für Baden-Württemberg
Und das zweite Großprojekt ist eine Sonderausgabe des deutsch-französischen Magazins „Acteurs du franco-allemand“, das in beiden Ländern zweisprachig erscheint. In dieser Ausgabe soll es ganz und gar nur um Baden-Württemberg gehen. „Eine großartige Chance, dass sich der Südwesten in ganz Frankreich präsentiert“, freut sich der Generalkonsul und setzt wieder sein ansteckendes Lächeln auf.
Denn das ist ja eben so mit den Schwaben und Badenern, die ihr Licht so gerne unter den Scheffel stellen. Auf die Frage, ob er denn schon Unterschiede zwischen den beiden Landesteilen bemerkt hat, antwortet der 57-Jährige – natürlich – diplomatisch: „Das Land hat eine große Diversität, auch zwischen Karlsruhe und Freiburg, der Kurpfalz und dem Bodensee.“ Immerhin bekennt er, dass er dem badischen und schwäbsichen Wein durchaus Qualität nicht abspricht. Und die Musiktage in Donaueschingen sind für ihn ein Pflichttermin.
Dialog mit Politikern aus dem Südwesten
Auch die Politik bringt er zusammen, in dieser Woche hat er Abgeordnete im Landtag getroffen und zu eine Dialog eingeladen. So wie Maisonneuve vom Südwesten schwärmt, verliebt man sich fast selbst wieder neu in das Bundesland: „Es gibt eine stabile Demokratieorientierung, eine wunderbare Kultur.“
Eigentlich schade, dass die Amtszeit in zwei Jahren endet. Aber bis dahin hat Gael de Maisionneuve noch ziemlich viel vor. Man könnte ihm stundenlang zuhören. Nur ab und zu gönnt er sich eine Auszeit – mit dem TGV ist man bekanntlich ruckzuck in Paris, wo die schottische Frau wohnt. Das dauert nur dreieinhalb Stunden.
Und falls es mal ein deutscher Zug ist – Maisonneuve bildet im Institut Francais in Stuttgart, das er ebenfalls leitet, sogar deutsche Zugführer darin aus, akzentfrei Französisch zu sprechen. Es passt irgendwie alles zusammen.