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Vom gütigen Vater, der den Mann der Kirche prägte
Schwarze Pädagogik ist schon lange aus der Mode gekommen – Gott sei Dank! Und verständnisvoll-vorausschauenden Vätern wie denen des derzeitigen Landesbischofs der evangelischen Kirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl. Ob für Gohl Junior Mathematik generell ein Schrecken und Ärgernis war, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch in einem konkreten Fall war sie ganz gewiss eine Katastrophe für ihn: Er brachte nämlich, obwohl er eigenem Bekunden zufolge fleißig geübt hatte, eine glatte Sechs in der Klassenarbeit mit nach Hause. Und was war die – unerwartete – Reaktion seines Vaters auf die alles andere als frohe Botschaft des Sohnemanns? Weder Tadel noch Strafe.
„Komm, jetzt gehen wir ein Eis essen“, sagte vielmehr Ulrich Gohl, selbst evangelischer Geistlicher und zu der Zeit Pfarrer in Sulzgrieß, als der damalige Sechstklässler Ernst-Wilhelm sich ihm offenbart hatte. Der heutige Bischof hat davon jetzt im Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg berichtet – in einem „Impuls“ genannten Beitrag zum Reformationstag am 31. Oktober und der Erläuterung dazu, dass Gnade die Gerechtigkeit Gottes kennzeichne.
Erziehung zur Ehrfurcht vor Autoritäten war früher meist auch Erziehung zur Furcht vor diesen sowie vor Gott, dem Herrn. Doch es geht auch anders, wie Ulrich Gohl seinem Sohn gezeigt hat, dieser es nun weiterträgt. „Alles wirklich wichtige im Leben ist nicht Verdienst, sondern Geschenk – unverdientes Geschenk.“ Ein Gedanke, dem es nicht nur am Reformationstag nachzuspüren gilt.