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Porträt der Woche

Steuergewerkschaftschef Markus Scholl im Porträt

Es passiert nicht alle Tage, dass einem Gewerkschafter im Landtag für sein Engagement gedankt wird. Markus Scholl wurde jetzt diese Ehre zuteil. Das sagt einiges über den scheidenden Chef der Steuergewerkschaft aus.

Markus Scholl stand zehn Jahre an der Spitze der Steuergewerkschaft.

Privat)

Er besitzt den härtesten Händedruck des Beamtenbunds Baden-Württemberg und sein Lächeln ist auch nicht ohne. Und man kann sich lebhaft vorstellen, was das in einem Siebenmeter-Schützen auslöst, wenn da so ein Strahlemann zwischen den Pfosten steht. Kein Wunder, dass sich einige der besten Geschichten, die Markus Scholl erzählt, um Handball drehen: eine der großen Leidenschaften des scheidenden Landesvorsitzenden der Deutschen Steuergewerkschaft.

Da war jenes Pokalfinale gegen Östringen, in das seine Eppelheimer als krasse Außenseiter gingen. Und dann hält er im zweiten Siebenmeter-Werfen den siebten Siebenmeter und das Spiel ist vorbei, der Pokal gewonnen. „Das war so ein Gänsehautgefühl, das bekomme ich jetzt wieder“, erzählt der 62-Jährige.

Die andere große Leidenschaft ist Scholls Beruf, obwohl er ursprünglich einen anderen Weg eingeschlagen hatte – er studierte Sport und Latein aufs Lehramt. Doch dann wurde dem Heidelberger klar, dass dieses Studium – wir schreiben das Jahr 1984 – in die Arbeitslosigkeit führt.

Deshalb schrieb er sich in Ludwigsburg ein, an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Was insofern nahelag, weil er familiär vorbelastet war. Ein Großvater übte den Beruf des Steuerfahnders nach dem Krieg aus; er überführte einen Professor, der in seinem Privathaus hinter einer Wand Unterlagen versteckt hatte. Auf die Schliche kam man ihm, weil die Außenmaße seiner Villa nicht mit dem Grundriss übereinstimmten.

Scholls erste berufliche Station hieß Mannheim, danach folgte Karlsruhe. Dort lernte er einen Vorsteher kennen, der den Spitznamen „Chicago Schmitt“ trug – wohl, weil er ähnlich hartgesotten war wie die Typen aus Filmen, die in der nordamerikanischen Stadt spielen. Er respektierte aber Leute, die vor ihm nicht einknickten. So bekam Scholl seinen ersten Veranlagungsbezirk.

„Der Cowboy mit dem weißen Hut, dem weißen Colt und dem weißen Schimmel“ wollte er sein, einer, der dafür sorgt, dass es in der Steuerwelt gerecht zugeht, dass keiner unmäßig vom Staat gemolken wird, sich aber auch keiner einen schlanken Fuß macht. „Man tut da etwas höchst Sinnvolles.“

1984 trat er der Deutschen Steuergewerkschaft bei. Dort übte er so ziemlich alle Tätigkeiten aus, die man ausüben kann: Er war Orts- und Bezirksjugendleiter und stand sieben Jahre an der Spitze des Bundesjugendverbands. Er war badischer Landesvorsitzender und wurde 2014 Landesvorsitzender in Baden-Württemberg. Er war immer der Jüngste, bis er irgendwann feststellen musste, dass er zu den Alten gehört.

Nächste Woche endet diese Etappe in seinem Leben. Dann wird sein Nachfolger gewählt – es läuft auf den württembergischen Vorsitzenden der Steuergewerkschaft, Jochen Rupp, hinaus, in dessen Heimatstadt Schwäbisch Gmünd der Gewerkschaftstag stattfindet.

Scholl tritt nach zehn Jahren und zwei Amtsperioden nicht mehr an. Als Beamter will er jedoch erst in vier Jahren in Ruhestand gehen, wenn möglich am 28. Mai 2028, denn dann wird er 66. 66, also die Zahl, die auf seinem Torwarttrikot stand, als er den siebten Siebenmeter hielt – den entscheidenden. 

Drei Fragen…

Muss das deutsche Steuerrecht vereinfacht werden?

Ja, je einfacher, desto besser.

Reicht dafür ein Bierdeckel aus?

Nein, ganz so einfach, wie sich das Friedrich Merz einmal gedacht hat, geht es nicht.

Das heißt wohl, dass wir weiter Zahlenmenschen wie Sie benötigen. Wann wurde Ihr Talent erkannt?

Das war schon in der Grundschule. Da hat der Lehrer uns alle aufstehen lassen und anschließend Kopfrechenaufgaben gestellt. Wer die lösen konnte, durfte stehen bleiben. Und mein Mitschüler Karlheinz und ich standen immer unter den Letzten.

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