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Museum in Karlsruhe präsentiert die Geschichte der Majolika-Manufaktur
Karlsruhe. In ihren Anfangsjahren war Karlsruher Majolika ein teures Vergnügen, das sich vor allem Adel und Großbürgertum leisten konnten. So kostete etwa ein Wandteller der Manufaktur damals zwischen 15 und 25 Mark, eine Relieftafel rund 40 Mark – fast das Monatsverdienst eines Hafnerarbeiters. Mit rund 2000 keramischen Objekten zeigt die Dauerausstellung im Majolika-Museum nahe des Karlsruher Schlosses einen Querschnitt durch die Produktionsgeschichte – von den Anfängen 1901 bis in die Gegenwart.
Eigentümerin ist heute die Landesbank Baden-Württemberg
Gegründet wurde die noch heute im Betrieb befindliche Produktionsstätte von Großherzog Friedrich I. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte eine Verstaatlichung und Umbenennung in „Staatliche Majolika-Manufaktur“. Seit 1998 ist die Landesbank Baden-Württemberg Eigentümerin.
Stets waren Brunnen im Programm. Als Faunkopf oder andere Fabelwesen kamen sie um 1900 schwer in Mode. So sind zwei kleinere Wandbrunnen und ein großer Zimmerbrunnen Teil der Dauerausstellung.
Dank Rationalisierung der Produktion wurden die Artikel günstiger, beliebter und auch für einfachere Haushalte erschwinglich. „Wenn pünktlich geliefert wird“, erklärte sich das Kaufhaus Wertheim gegenüber der Manufaktur bereit, jährlich Waren im Wert von 60 000 bis 70 000 Mark abzunehmen. 1910 wurde die Manufaktur mit der Ausgestaltung von drei Filialen in Berlin beauftragt.
Am prachtvollsten geriet der „Konfitüren-Raum“ in der Filiale Leipzigerstraße. Er war samt Kronleuchter mit Keramik in einem goldbraunen Lüsterton verkleidet. Die dafür entworfenen Reliefs und Zierplatten wurden Teil des Standardprogramms und gefragte Ausstattungselemente für Wintergärten und Eingangshallen bürgerlicher Villen.
Die Schausammlung zeigt Kultur- und Alltagsgeschichte
Einige der Reliefs sind im Museum zu sehen. Ebenso eine Muschelträgerin auf Fabelwesen aus dem Berliner Admiralspalast. Das Sport- und Vergnügungszentrum war 1910 berühmt für seine Hauptschwimmhalle und das Männerbad. Die Karlsruher Ausstattung war schlicht spektakulär.
Da in der Schausammlung großer Wert auf die Kultur- und Alltagsgeschichte gelegt wird, fehlen die Arbeiten aus der NS-Zeit nicht. Die Manufaktur lieferte Aschenbecher mit Hakenkreuzen, Hitlerbüsten und überdimensional große Baukeramiken für monströse Gebäude. Fröhlich und bunt dagegen wirken Vitrinen mit Tierplastiken wie Kakadu, Papagei und Ente. Größere Vitrinen sind den Entwürfen einstiger Hauskünstlern gewidmet, darunter Max Laeuger und Martha Katzer.