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Acht Stunden Badnerlied: Freunde, nicht diese Töne
„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Stimmt das, so war am Samstag Waldkirch bei Freiburg the place to be. Denn dort wurde inbrünstig acht Stunden lang ein Lied in Endlosschleife intoniert: „Das schönste Land in Deutschlands Gau´n, das ist mein Badner Land“, die Hymne der sich selbst sym-badisch nennenden Bewohner der südlichsten und westlichsten Teile des Südweststaats, die sage und schreibe 1300 Strophen umfasst. Weltrekord! Die längste Nationalhymne, die griechische, bringt es lediglich auf läppische 158.
Wie das? Spätere Um- und Weiterdichtungen machen es möglich. Da findet sich viel Fieses und Hämisches gegen Mitbewohner des Bindestrichlandes. „In Konstanz fließt der Rhein noch blau, In Mannheim wird er grau, Da fließt der dreckig Neckar rein, Die alte Schwabensau“ und „In Sipplingen beim Seepumpwerk, da pumpt man Wasser raus, Wir Badner pinkeln fröhlich rein, Die Schwaben saufens aus.“ Kurz und schlecht: Es wird glasklargemacht, wer sich in der „Perl´im deutschen Land“ nicht wohlfühlen oder gar niederlassen soll. Der Text ist eben keine Perle deutscher Dichtkunst. Doch glücklicherweise sind solch xenophobe Zusätze mittlerweile eher Folklore. Toleranz und Liberalität beweisen etwa die, seit der Episode als Landeshauptstadt von 1949 bis 1952 besonders badischen Freiburger. Ihr OB arbeitete zuvor in Sindelfingen. Und wenn bei Spielen des SC das Stadion beim Singen der Hymne erbebt, sitzt auf der Trainerbank Julian Schuster. Er stammt aus Bietigheim-Bissingen und begann seine Fußballkarriere beim VfB Stuttgart.