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Michael Giss führt das Landeskommando Baden-Württemberg
Bei „bestem Hamburger Sommerwetter“ wurde Michael Giss mit einem militärischen Appell in sein neues Amt eingeführt. „Bestes Hamburger Sommerwetter“ bedeutet für den 60-jährigen Kapitän zur See 16 Grad und Nieselregen. Kein Wunder, denn Giss war zuletzt Kommandeur des dortigen Landeskommandos. Nun kehrt der gebürtige Freiburger zurück in die Heimat, um das hiesige Landeskommando zu führen. In die Theodor-Heuss-Kaserne in Stuttgart, in der schon sein Vater als Soldat stationiert war. Für Giss schließt sich damit der Kreis, wie er sagt.
Er führt nun die oberste territoriale Kommandobehörde der Bundeswehr in Baden-Württemberg. Sie dient als Ansprechpartner für die Landesregierung in Fragen der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Im Landeskommando werden Unterstützungsanfragen gebündelt und bearbeitet. Der Einsatz von Bundeswehrkräften wird in Abstimmung mit dem zivilen Katastrophenschutzstab vorbereitet und koordiniert.
„Der Schutz Deutschlands und unserer westlichen Wertegemeinschaft erfordern eine Intensivierung der Anstrengungen hin zu einer funktionsfähigen Gesamtverteidigung“, sagt Giss. Dies ist für ihn eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe – „es geht uns alle an!“. Voraussetzung dafür sei eine stärkere Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen. „Mein vorrangiges Ziel ist es, dazu beizutragen, das Krisenbewusstsein und die Resilienz – die Widerstandskraft der Bevölkerung von Baden-Württemberg im Krisenfall – zu steigern.“
Erfahrungen in diesem Aufgabenbereich hat Giss nicht nur in Hamburg, sondern bereits als stellvertretender Kommandeur beim Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin gesammelt.
Giss trat 1983 als Wehrpflichtiger in die Bundeswehr ein und blieb der Truppe treu. Er absolvierte eine Ausbildung zum Marineoffizier, unter anderem auf der Gorch Fock. Es folgte ein Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Bundeswehruniversität in Hamburg. Ab 1988 war er unter anderem Kommandant auf Minenjagdbooten und Navigationsoffizier auf dem französischen Schulschiff Jeanne d’Arc. Als Kommandant eines Minenjagdbootes war er 1991 im Persischen Golf im Einsatz, 2007 als Kommandant der Fregatte „Emden“ im östlichen Mittelmeer und 2008 während des Auslandseinsatzes „Enduring Freedom“ im Indischen Ozean. Er hatte Stationen im Bundesverteidigungsministerium und im NATO-Hauptquartier.
Giss ist verheiratet und hat drei Kinder. „Das Leben in und mit der Bundeswehr haben meine Familie und mich nachhaltig geprägt“, sagt er. Diese Erfahrungen möchte er nicht missen.
Mehr zum Thema: Michael Giss ist neuer Kommandeur beim Landeskommando Baden-Württemberg | Staatsanzeiger BW
Drei Fragen…
Was verbinden Sie mit der Bundeswehr?Der Schutz unseres Landes und seiner Bürger sowie die enge Zusammenarbeit mit und die verantwortungsvolle Führung von Menschen waren für mich die leitenden Motive als Offizier, in die Bundeswehr einzutreten. Auch in meinem 41. Dienstjahr bin ich immer noch mit Leib und Seele Soldat. Und ich stelle fest, dass meine früheren Motive in dieser Zeit des gesellschaftlichen und vor allem sicherheitspolitischen Wandels unverändert gültig und wichtig sind.
Welche Schwerpunkte setzen Sie?Die Bundeswehr hat die zivile Seite in der Vergangenheit oft unterstützt, etwa bei Hochwasserkatastrophen. Dies bleibt auch so. Jedoch kann in Krise und Krieg die zivil-militärische Zusammenarbeit keine Einbahnstraße bleiben. Wir brauchen auch die Unterstützung der zivilen Seite.
Wie schwer fällt es Ihnen – als Kapitän zur See – die See zu verlassen?Die Seefahrt war immer ein prägender Teil meines Lebens – ich habe an Bord von Booten und Schiffen fast alle Weltmeere befahren. Alles hat seine Zeit, und ich freue mich sehr, dass ich die Bundeswehr in Baden-Württemberg vertreten darf.