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Forsa-Umfrage: Stressbedingte psychische Leiden bei Berufstätigen weiter auf dem Vormarsch
Hannover. Fast die Hälfte der Berufstätigen (43 Prozent) fühlt sich im Job häufig hohem Druck und Belastungen ausgesetzt. Rund 15 Prozent der Beschäftigten steht sogar sehr häufig unter Stress – bei den erwerbstätigen Frauen sogar 20 Prozent). Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse, wie diese nun mitteilte.
Hauptgrund dafür seien in erster Linie die Anforderungen an die eigene Person. Rund zwei Drittel der Erwerbstätigen fühlen sich durch die hohen Ansprüche an sich selbst unter Druck gesetzt, ihre Aufgaben im Job bestmöglich zu erledigen. Ein fast ebenso großer Stresstreiber sei der Zeitdruck im Arbeitsalltag.
Stress wird von der eigenen Einstellung beeinflusst
„Unsere Umfrage zeigt, dass Stress sehr individuell wahrgenommen und stark von der eigenen Einstellung beeinflusst wird“, sagt KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick. Das sei zunächst eine gute Nachricht, denn daran ließe sich auch ohne direkte Veränderungen im Job oder an den Rahmenbedingungen arbeiten.
Nicht zu vernachlässigen sei aber auch der Druck, der von außen wahrgenommen wird: Stress gilt in der heutigen Leistungsgesellschaft häufig als Statussymbol und Perfektionismus als ein Zeichen von Leistungsfähigkeit, wie die KKH weiter schreibt.
Darüber hinaus haben sich die ständige Erreichbarkeit per Smartphone & Co. und die immer stärker verschwimmenden Grenzen zwischen Beruf und Privatleben mittlerweile etabliert: Ständig greifbar zu sein und Perfektes abzuliefern gilt als Inbegriff von Erfolg.
Je rund ein Drittel der Berufstätigen fühlt sich durch zu viele Überstunden oder zu hohe Leistungsanforderungen gestresst. Jeder Vierte fühle sich belastet durch eine schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben oder ein zu geringes Gehalt.
Bei etwa je einem Fünftel der Befragten lösen eine schlechte Stimmung im Team, Mobbing oder die Kontrolle durch Vorgesetzte Stress aus. Gut jeder vierte Erwerbstätige ist demzufolge schon einmal aufgrund von hohem Druck und Belastungen im Berufsleben ausgefallen.
Ein Blick auf Daten zur Arbeitsunfähigkeit von KKH-Versicherten zeigt darüber hinaus einen Anstieg von Fehltagen wegen stressbedingter psychischer Leiden wie akuter Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen: Im ersten Halbjahr 2024 kamen 109 Fehltage auf 100 ganzjährig versicherte Mitglieder. Im Vorjahreszeitraum waren es 105, vor fünf Jahren noch 75 Fehltage.
Fehltage wegen Burnout bewegen sich auf einem hohen Niveau
Bei depressiven Episoden verzeichnet die KKH im Fünfjahresvergleich einen Anstieg von 89 auf 102 Tage. Auch die Fehltage wegen Burnout – meist als Syndrom zu Beginn einer Stresserkrankung oder im Zuge weiterer seelischer Leiden diagnostiziert – bewegen sich vor allem seit 2022 auf einem hohen Niveau (elf Tage). 2019 waren es noch acht Tage.
Insgesamt befinden sich die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen seit vergangenem Jahr auf dem höchsten Stand seit Beginn der Analyse im Jahr 2017. Laut der Umfrage fühlen sich deutlich mehr berufstätige Frauen als Männer sehr häufig gestresst (20 zu 11 Prozent). (rik)