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LBBW-Vorstandschef Rainer Neske: „Der entscheidende Kick, um eine Idee umzusetzen“
Stuttgart . Junge Menschen in ihrer beruflichen und sozialen Entwicklung unterstützen, die Tier- und Pflanzenwelt erhalten, Kunst und Kultur in Baden-Württemberg fördern: Das will die Stiftung der Landesbank Baden-Württemberg, kurz LBBW-Stiftung. In den 40 Jahren seit ihrer Gründung hat sie rund 12 000 Projekte mit einem Volumen von 28 Millionen Euro unterstützt.
„Oft ist es nur ein kleiner Anstoß, aber es kann der entscheidende Kick sein, um eine Idee umzusetzen“, sagte Rainer Neske, Vorstandschef nicht nur der LBBW sondern auch der Stiftung auf der Feier in Stuttgart. Die Stiftung sieht er als eine wichtige Säule im gesellschaftlichen Engagement der Landesbank, die allein in den erste sechs Monaten des laufenden Jahres rund eine halbe Milliarde Euro verdient hat.
Privates Engagement, wo der Staat es nicht mehr leisten kann
„Die Herausforderungen, die auf uns zukommen, sind enorm“, sagte Matthias Neth, der Präsident des Sparkassenverbands. „Stiftungen haben dabei einen klaren Auftrag – sie gehen da hin, wo es sich die öffentliche Hand nicht mehr leisten kann. Vorhaben, die niemals eine Chance hätten, können so realisiert werden. Gerade kleine Projekte unterstützt die LBBW-Stiftung. So wie das Hofgut Himmelreich, einen Inklusionsbetrieb mit Hofschule in Kirchzarten bei Freiburg. Dort können sich junge Menschen mit kognitiven Einschränkungen auf einen Beruf in Hotellerie und Gastronomie vorbereiten. „Unsere Erfolgsquote liegt bei 70 Prozent“, sagte Sophie Altenburger, die die berufliche Vorbereitung leitet. Dank der Stiftung kann sie ihren Schülern besondere Schulungen anbieten.
Stiften liegt im Trend. In Deutschland hat sich die Zahl der Stiftungen seit 2001 mehr als verdoppelt. Im Südwesten gehört die LBBW-Stiftung mit einem Stiftungskapital von 21 Millionen Euro eher zu den Kleinen. Flaggschiffe wie die Robert Bosch Stiftung (5,4 Milliarden Euro), die Dietmar Hopp Stiftung (4,3 Milliarden Euro), gefolgt von der Klaus Tschira Stiftung (4,1 Milliarden Euro) und der Baden-Württemberg Stiftung (2,3 Milliarden Euro) haben weit mehr Kapital im Topf.
Dafür war die LBBW-Stiftung sehr früh am Start. 1984 ging sie aus drei Vorgängergesellschaften hervor, die ursprünglich von der Landesgirokasse, einem Vorgängerinstitut der LBBW, ins Leben gerufen wurden. Nach der Gründung der LBBW im Jahr 1999 führten die drei Einrichtungen ihre Arbeit fort. 2016 wurden sie zur LBBW-Stiftung zusammengelegt. „Sie ist ein Vorreiter gewesen und hat viele Nachahmer gefunden“, sagte Sparkassenpräsident Neth. So würden die 50 Sparkassen im Land mittlerweile selbst 100 Stiftungen unterhalten.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Landeshauptstadt Stuttgart
Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist zur Freude von Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) die Landeshauptstadt. Dieser Fokus begründe sich dadurch, dass sie 1984 anlässlich des Gedenkens an hundert Jahre Stadtsparkasse Stuttgart gegründet wurde, erklärte Nopper. Die Förderungen erstrecken sich heute allerdings über ganz Baden-Württemberg.
Seit rund einem Jahr führt Stephan Schorn (54), nach 16 Jahren als Pressesprecher des Sparkassenverbands BW, das Team der LBBW-Stiftung. „Wir fördern große und kleine Initiativen von Menschen, die mit Engagement und Idealismus in diesem Land etwas bewegen wollen. Wer eine gute Idee hat, kann sich an uns wenden“, lädt Schorn ein. „2023 haben wir über 464 Förderanfragen erhalten“, sagt er. „Davon wurden 219 Projekte mit 517 500 Euro unterstützt.“
Gut 250 000 Euro davon flossen in Künstler und Kultureinrichtungen. So werden erneut etwa die Jüdischen Kulturwochen in der Landeshauptstadt gefördert. Barbara Traub von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg ist mehr als froh darüber. Die Jüdischen Kulturwochen seien gerade in diesen Zeiten wichtig, um Dialog und gegenseitige Verständnis als Basis eines friedlichen Zusammenlebens zu fördern.
Schorn hat schon weitere Pläne angekündigt. So will er das gesellschaftliche Engagement der Mitarbeiter der Landesbank verstärken. Corporate Volunteering, nennt er das. Den rund 10000 Beschäftigten des LBBW-Konzerns wolle man dafür Freiwilligenprogrammen anbieten. Allein im laufenden Jahr hätten sich bereits mehr 700 Kolleginnen und Kollegen eingebracht. Hoch im Kurs stehe Bedürftigen zu helfen, etwa bei den Tafeln.