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SEK, Hubschrauber, Polizeipferde und Wasserwerfer zum Anfassen
Göppingen. Auf dem Sportplatz des Polizeipräsidiums (PP) Einsatz in Göppingen haben sich am vergangenen Samstagmittag zahlreiche Zuschauer eingefunden. Es werden immer mehr. Ganze Besucherströme bewegen sich in Richtung Sportplatz. Derweil schauen die, die schon einen Platz mit guter Sicht ergattert haben, gespannt in die Luft. Nicht nur die Kinder sind aufgeregt.
Dann ist aus der Ferne das Brummen von Rotoren zu hören, erst leise, dann immer lauter, bis der „H145“ der Polizeihubschrauberstaffel hinter den Baumwipfeln am Rande des Sportplatzes auftaucht. Ein Raunen geht durch die Menge. Der Hubschrauber dreht eine Runde über den Platz und verschwindet auf der anderen Seite wieder hinter den Bäumen.
Die Zuschauer werden kurz über die Übung von Hubschrauber und Spezialeinsatzkommando (SEK) informiert. Beide sind dem PP Einsatz zugeordnet, der Großteil der Hubschrauber ist am Flughafen Stuttgart stationiert, es gibt noch eine Außenstelle auf dem Baden-Airpark in Rheinmünster-Söllingen, damit alle Landesteile zügig erreicht werden.
Das SEK ist für alle Einsatzlagen im gesamten Land verfügbar
Das Brummen der Rotoren wird derweil wieder lauter, der Hubschrauber ist zurück und bleibt nun in etwa 18 Metern über dem Boden in der Mitte des Sportplatzes in der Luft stehen. Da das SEK für alle Einsatzlagen im gesamten Land verfügbar ist, ist der Hubschrauber ein wichtiges Transportmittel. So kommt das SEK rasch von Göppingen bis in alle Ecken des Landes, um dort örtliche Kräfte zu unterstützen.
Während der Hubschrauber auf der Stelle schwebt, – im fiktiven Einsatzszenario kann er nicht landen – werfen die SEK-Beamten ein Tau zu Boden. Einer nach dem anderen gleitet an dem Tau zu Boden. Was so einfach aussieht, ist es mitnichten. Die vier Beamten haben ihre komplette Ausrüstung dabei – Waffen, Schutzweste, Helm. Das bringt einiges an Gewicht auf die Waage und das Abseilen ist daher anstrengend, denn dies muss über die Arm- und Beinkraft koordiniert werden können. Körperliche Fitness ist die Lebensversicherung der SEK-Beamten.
Am Boden angelangt gehen die Spezialeinsatzkräfte in eine Sicherungsposition, im Viereck angeordnet. Der Hubschrauber steigt wieder auf und dreht ab.
„Wir waren die beste Entscheidung der Polizeistrukturreform 2014“
Hubschrauber und SEK sind an diesem Samstag die absoluten Besuchermagneten und für viele das Highlight des Tages – so auch für die Schreiberin dieser Zeilen. Bereits auf der Anfahrt auf der Bundesstraße 10 in Richtung Göppingen waren die ersten Einsatzwagen der Bepo – wie viele die Bereitschaftspolizei nennen, die ebenfalls beim PP Einsatz angesiedelt ist, unterwegs. Ein gewohntes Bild, wenn man zwischen Göppingen und Stuttgart wohnt, der Korso der Mercedes-Mannschaftswagen der Polizei.
Die Bepo gehört auch für Landrat Edgar Wolff (Freie Wähler) und Oberbürgermeister Alexander Maier (Grüne) untrennbar zu Göppingen, bereits 1951 zogen die ersten Bereitschaftspolizeien auf das Gelände an der Kastanienstraße. Neben Landrat und OB sind Abgeordnete des Landtags zum Festakt gekommen. Auch Innenminister Thomas Strobl (CDU) lässt es sich nicht nehmen, bei den Feierlichkeiten dabei zu sein.
Er würdigt die Leistung des PP Einsatz und sagt, dass dieses nicht mehr aus der Landespolizei wegzudenken sei. Dabei hatte seine CDU damals lange gegen die Polizeireform gekämpft, als Grün-Rot noch das Land regierte.
Seit zehn Jahren gibt es das Polizeipräsidium Einsatz
Bereits seit zehn Jahren gibt es das Präsidium in dieser Form (siehe Kasten). Und es sei, so Strobl weiter, eine richtige und kluge Entscheidung gewesen, dieses Präsidium zu gründen. „Es ist ein absolutes Erfolgsmodell.“ Davon profitiere nicht nur die gesamte Landespolizei, sondern auch die gesamte Sicherheitsstruktur des Landes. Die Aufgabenpalette des PP Einsatz sei sehr groß, daher ziehe man manchmal auch den Vergleich mit einem Schweizer Taschenmesser, eben weil es so vielfältige Einsatzmöglichkeiten gebe.
Strobl zählt einige auf: Einsatzlagen rund um den 1. Mai in Berlin, G20-, G7-Gipfel mit hochpolitischer Brisanz, Fluthilfe im Ahrtal, Sicherheitskonzeption der regionalen Polizeipräsidien, brisante Demolagen, riskante Fußballderbys, Großereignisse wie die Fußballeuropameisterschaft. „Überall ist das Polizeipräsidium Einsatz vor Ort – und ein Garant auch für die schwierigsten Einsatzlagen“, sagt der Innenminister.
Wie der Präsident des PP Einsatz, Anton Saile, betont, hat man in den zehn Jahren vor allem eines verinnerlicht: „Gemeinsam sind wir stark. Bei uns steht an erster Stelle das Wir, das Wir ist unsere DNA.“ Das PP Einsatz sei „die verlässliche Unterstützung“ für die regionalen Präsidien und das Landeskriminalamt. Für das „Wir“ stehen die Spezialisten aus allen Bereichen des Präsidiums, die Bereitschaftspolizeidirektionen, die Hubschrauberstaffel, die Direktion Spezialeinheiten, die Wasserschutzpolizeidirektion, der Führungs- und Einsatzstab und die Verwaltung. Sailes Fazit: „Wir waren die beste Entscheidung der Polizeistrukturreform 2014.“ Er bekommt viel Applaus.
Der Förderverein des PP Einsatz wurde 2021 gegründet
Während am Bühnenprogramm vor allem die geladenen Gäste teilnehmen, freuen sich die kleinen, aber auch viele große Gäste an den Polizeireitern und an den Polizeihunden, die auf dem Gelände unterwegs sind. Es werden Fotos gemacht, die Tiere werden gestreichelt, viele Fragen gestellt. Die Polizei zeigt sich nahbar. Genauso wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Rettungsdienst, die ebenfalls eingeladen sind, ihre Arbeit zu präsentieren. Überall können sich Nachwuchstalente ausprobieren, es gibt Löschübungen, im Bevölkerungsschutzmobil des Landes kann jeder testen, welches Ehrenamt für ihn in Frage kommen könnte.
Auch der Förderverein des PP Einsatz, der 2021 gegründet wurde, informiert über seine Arbeit. Dieser wurde gemeinsam mit dem Göppinger OB ins Leben gerufen. Alexander Maier hat den Vorsitz übernommen. Wohl mit ein Grund, weshalb er in seiner Rede für den Förderverein geworben hat. Beim Kastanienfest, das zuletzt 2022 stattgefunden hat, habe er viele an den Stand geschleppt und zur Mitgliedschaft quasi gezwungen, sagt er und lacht. Er ist überzeugt von der Arbeit des Fördervereins.
Die SEK-Beamten klatschen mit den Kindern ab
Mit seinen 2500 Mitarbeitern ist das PP Einsatz ein recht großes Präsidium, nicht alle Projekte können durch öffentliche Mittel finanziert werden. Der Verein soll also schnell Hilfe leisten, wo sie benötigt wird. So gibt es etwa Hilfe, wenn ein Beschäftigter erkrankt oder im Dienst verletzt wird. Und es werden Vereine unterstützt, die sich für die öffentliche Sicherheit und Ordnung einsetzen, aber auch das Wohlfahrtswesen und die Jugendhilfe. Und dennoch ist der Stand des Fördervereins nicht so gut besucht wie die Vorführungen der Polizeihunde, der Bereitschaftspolizei und deren Beweis- und Festnahmeeinheit.
Am Nachmittag ist der Wasserwerfer im Einsatz, der zuvor nur zum Anschauen ausgestellt war. Beide Seiten der Straße sind mit Zuschauern gesäumt, in der Mitte auf der Straße sind einige Hütchen aufgestellt. Diese sollen die Störer darstellen. Über den Lautsprecher wird erklärt, wie der Einsatz abläuft. Die Polizei hat ein Einsatzkonzept erarbeitet, das vor allem auf Deeskalation setzt. Zunächst würden im Einsatz die Pylonen, die Störer, aufgefordert, sich zu entfernen. Weil die Pylonen das nicht tun, wird noch einmal gewarnt, dass gleich eine Wasserabgabe folgt. „Achtung, der Wasserwerfer gibt jetzt eine Wasserglocke ab mit zwei Bar“, ertönt aus dem Lautsprecher. Und dann heißt es: „Wasserglocke, Wasser Marsch“.
Die Pylonen können dem Wasserwerfer nicht lange Stand halten
Es folgt ein leichter Nieselregen, es besteht keine Verletzungsgefahr. Wobei bei den kühlen Temperaturen auch dies bereits unangenehm werden kann. Da die Störer-Hütchen der Aufforderung der Polizei nicht Folge leisten, werden sie nun nass. Die Kinder haben große Freude daran. Nun wird langsam – und Schritt für Schritt angekündigt-, der Wasserdruck erhöht. An diesem Tag aufgrund der Besucher auf maximal 8 Bar, bis zu 20 Bar sind möglich. Die Hütchen können nicht mehr Stand halten, das Wasser schiebt sie umher. Durch den Wind wird auch der ein oder andere Besucher etwas nass.
Noch nasser ist an diesem Tag nur die Tauchvorführung der Wasserschutzpolizei. In einem Container des THW wird gezeigt, wie Gegenstände – an diesem Tag ein Reifen – geborgen werden können.
Aber noch einmal zurück zum SEK: Beim zweiten Teil der Übung hat sich ein Bankräuber in einem Gebäude, einem Holzverschlag, versteckt. Die SEK-Beamten kommen wieder mit dem Hubschrauber, doch diesmal seilen sie sich nicht ab, sie springen aus dem „Bussard“, der knapp über dem Boden steht und dann geht es wieder in die Sicherheitsposition.
Die Hütte wird aufgesprengt, es ertönt ein lauter Knall. Manch Zuschauer folgt dem Rat der Polizei und hält sich die Ohren zu. Der Täter wird drinnen überwältigt und hinausgebracht. Applaus folgt und begeisternde Kinderrufe. Die SEK-Beamten klatschen mit den Kindern ab.
Mittlerweile ist es spät am Nachmittag, die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu. Und auch die Heimfahrt wird von der Bepo begleitet.
Mehr zum Thema: Martin Landgraf leitet die Polizeihubschrauberstaffel | Staatsanzeiger BW
Die „Bepo“ in Göppingen
Seit Jahrzehnten gehört die „Bepo“ bereits untrennbar zur Stadt Göppingen. 1951 zogen die ersten Bereitschaftspolizisten auf das Gelände. 2014 wurde die Dienststelle mit der Polizeireform zum „Polizeipräsidium Einsatz“. Seitdem sind alle Spezialeinheiten und viele spezialisierte Polizeikräfte des Landes unter einem Dach vereint. Dazu zählen die Bereitschaftspolizeidirektionen Göppingen und Bruchsal, die Direktion Spezialeinheiten, die Polizeihubschrauberstaffel, die Wasserschutzpolizeidirektion sowie das Trainings- und Kompetenzzentrum Polizeihundeführer.