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Esslinger Festival „Stadt im Fluss“ findet am letzten Septemberwochenende statt
Esslingen. Im „Mindestlohnbett“ erhält derjenige Lohn, der es schafft, eine Stunde lang tatsächlich nichts zu tun. Im „Traumbett“ kann man das eigene Bewusstsein erforschen. Und das „Burnoutbett“ bietet, was den meisten Menschen fehlt: Zeit. Aufgestellt werden die Betten an verschiedenen Orten der Esslinger Innenstadt. Das Projekt ist Teil des Festivals „Stadt im Fluss“, das in diesem Jahr unter der Frage „Stadt im Überfluss?“ am letzten Septemberwochenende stattfindet.
„Wir wollen Themen bearbeiten, von denen wir hoffen, viele Menschen anzusprechen und anzulocken, Künstler wie Publikum“, sagt Kulturamtsleiterin Alexa Heyder.
Das Programm dreht sich um die Bedeutung von „immer mehr“
„Stadt im Überfluss“ dreht sich um die Frage, was diesen Überfluss ausmacht, ob und wie sich das Streben nach immer Mehr ausgleichen, ändern lässt, welche Bedeutung es lokal, global, aber auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen, für die Gesellschaft hat.
Dass es sehr unterschiedliche Ansätze gibt, Überfluss nachzugehen, zeigt ein Blick ins Programm. „Flora in der Stadt“ versucht, Pflanzen in der Esslinger Altstadt zu kartieren. Die ungeplante Vielfalt entsteht durch „Ritzenrebellen“, „Unkraut“, das einfach aufgeht, auch „Pflanzen aus aller Welt, die auf unterschiedlichen Wegen nach Esslingen gefunden haben“. Gemeinsam mit einer Botanikerin und dem Künstler Albrecht Weckmann werden die Pflanzen bestimmt, gezeichnet und ausgestellt.
Theater, Film, Ausstellungen, Workshops – die Bandbreite der Veranstaltungen ist groß. Eine Besonderheit: Es wurden Tandems gebildet. „Wir haben vor drei Jahren die Esslinger Teilhabestrategie Kultur vereinbart, um mehr Menschen mit Kultur zusammenzubringen und in die Kulturarbeit einzubeziehen“, sagt Heyder. „Bei Stadt im Fluss ist jeder Esslinger Kulturakteur auf einen Tandempartner aus dem Nichtkulturbereich zugegangen und umgekehrt.“
So kommen der Weingärtner Liederkranz Esslingen und eine inklusive Fußballmannschaft des FC Esslingen zusammen, um gemeinsam zu singen und Fußball zu spielen – und zeigen so, dass Sport und Musik vielleicht doch nicht so überflüssig sind.
Unterschiedliche Gruppen finden in ihren Projekten zusammen
„’Chenal Camouflage‘ ist eine multimediale Performance des Künstlerduos Mukenge/Schellhammer im Jugendhaus Nexus, die Alltagsgegenstände auf ihre Rolle als Statussymbol hinterfragt“, sagt die Kulturmanagerin Laura Breier. „Jugendliche erarbeiten in einem Workshop eigene Handyvideos und setzen sich so mit Reichtum und Fake-Luxus auseinander.“ Dass so unterschiedliche Gruppen zusammenfinden, sei ein Prozess, so Heyder, der einen eigenen Weg eröffne: „Man muss Leute einbinden, die man sonst nicht als Zielgruppe hat.“ Da das Festival den öffentlichen Raum einnimmt, sei die Publikumsresonanz sehr groß. „Man stolpert automatisch in eine Veranstaltung rein.“ Eine Antwort auf die Frage „Stadt im Überfluss?“ bietet das Festival nicht – „die muss jeder Einzelne für sich finden“, meint Heyder. Und Breier betont: „Wir wollen einen Prozess anstoßen.“