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Kommentar

Ein Weckruf vom Arbeitsmarkt

Der Arbeitsmarkt schien den konjunkturellen Turbulenzen bislang zu trotzen. Doch der Schrumpfkurs in der Wirtschaft treibt nun auch die Zahl der Arbeitslosen nach oben. Dabei ist klar, was jetzt zu tun ist. 

Die Arbeitslosenquote im Südwesten ist mit 4,4 Prozent auf den höchsten Wert seit 2020 gestiegen.

dpa/epd-bild/Tim Wegner)

In Baden-Württemberg ist die Zahl der Arbeitslosen im August auf knapp 284 000 gestiegen. Die Arbeitslosenquote liegt noch moderat bei 4,4 Prozent. Doch die Liste der Unternehmen, die zu Tausenden Beschäftigte entlassen, ist beachtlich: SAP, Bosch, Daimler Truck, ZF Friedrichshafen und Mahle, um nur einige zu nennen. Dabei schicken viele von ihnen Beschäftigte mit einem goldenen Handschlag in die Frührente. Die tauchen gar nicht erst in der Arbeitslosenstatistik auf. Und wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Stuttgart mitteilt, halten sich nun auch viele Betriebe bei der Nachfrage nach neuen Mitarbeitern spürbar zurück. Hinzu kommt: Immer mehr Betriebe schicken ihre Mitarbeiter in die Kurzarbeit.

„Keine Anzeichen für eine baldige Aufbruchstimmung“

„Wir wissen, dass wir auf dem höchsten Wert der Arbeitslosigkeit seit September 2020 liegen“, kommentierte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Doch für einen Weg aus der Krise würden wichtige Impulse fehlen. „Ich sehe derzeit keine Anzeichen für eine baldige Aufbruchstimmung.“

Dabei tragen politische Entscheidungen wesentlich dazu bei, dass der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb deutlich zurückgefallen ist. Schließlich sorgen die teure Energie, überbordende Bürokratie, die hohe Steuerbelastung und rekordhohe Sozialversicherungsbeiträge dafür, dass Investitionsentscheidungen der Unternehmen in großem Stil gestrichen oder ins Ausland verlagert werden. Es braucht eine Agenda 2030, wie einst unter Bundeskanzler Gerhard Schröder, die hier entschieden gegensteuert.

Mehr als ein Drittel der Ausbildungsplätze unbesetzt,

Dabei sitzen die Unternehmen in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite brechen die Aufträge ein, auf der anderen sitzt ihnen der demografische Wandel im Nacken. Da ist es ermutigend, dass die Unternehmen weiterhin auf die Ausbildung junger Menschen setzen. Doch wie gehabt, finden sie nur schwer Nachwuchs. So sind aktuell noch rund 26 200 offene Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit gemeldet. Bereits im vergangenen Jahr blieb mehr als ein Drittel der Ausbildungsplätze unbesetzt, bei kleinen Betrieben waren es sogar fast zwei Drittel.

Für Rainer Dulger, selbst Unternehmer in Heidelberg und Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, ist das geradezu paradox: „Auf der einen Seite gibt es mehr unbesetzte Ausbildungsplätze als je zuvor, auf der anderen Seite Jugendliche, die noch immer auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive sind. Diese Lücke ist wie ein schwarzes Loch, das unsere Zukunftsperspektiven aufsaugt, wenn wir nicht handeln“, warnt er.

Daher müssten Arbeitsagenturen und Ausbildungsunternehmen auf den letzten Metern alles daransetzen, dass das richtige Matching gelingt. Um den Fachkräftemangel an der Wurzel zu packen, ist klar, was zu tun ist: Wir müssen die Bildungsqualität an Schulen verbessern und die Berufsorientierung für junge Menschen gezielt auf die Bedürfnisse unserer Wirtschaft zuschneiden.

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