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Sprachförderung

„SprachFit“ soll die Sprachförderung von Kindern vorantreiben

Dank Umwidmung vorhandener Mittel kommen nun die ersten Kinder im Südwesten in den Genuss der neuen Sprachförderung. Zusätzliche Gelder für „SprachFit“ soll es erst 2025 geben. Nötig sind sie auch, weil die Bemühungen der vergangenen zwei Jahrzehnte den erwünschten Erfolg nicht erbracht haben.

Im Südwesten wird bald wieder einmal ein neues Konzept zur Sprachförderung für Kinder erprobt.

dpa/Zoonar/OKSANA SHUFRYCH)

Stuttgart.  Wieder einmal sind die Erwartungen groß. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) verspricht, dass das neue Konzept für Kitas und Grundschulen am Fachkräftemangel nicht scheitern werde.

Ihr Haus hat den Bedarf durchgerechnet, „und wir gehen davon aus, dass wir das umsetzen können“, auch wenn es kein Spaziergang werde. Um den Personalaufbau angemessen zu berücksichtigen, ergänzt das Ministerium auf Nachfrage, soll die Umsetzung stufenweise erfolgen. Angestrebt werde der Einsatz sowohl von Lehrkräften als auch weiteren pädagogischen Fachkräften.

Im Südwesten gab es schon früh Projekte zur Sprachförderung

Ein Spaziergang war die Sprachförderung gerade im Vorschul- und Grundschulbereich ohnehin noch nie. In Baden-Württemberg kann man dabei auf besonders lange Erfahrungen zurückblicken. Nach der ersten PISA-Studie und den wenig erfreu᠆lichen Ergebnissen für den erfolgsverwöhnten Südwesten war die Landesstiftung 2002 aktiv geworden. Etwa 40 Millionen Euro flossen über die Jahre in unterschiedliche Projekte, immer auch in der Hoffnung, dass die wissenschaftlich als besonders erfolgreich identifizierten Erfahrungen flächendeckend ihre Wirkung entfalten. Erst 2020 lief „Sag’ mal was“ aus, 2000 Kitas haben sich beteiligt und 90 000 Kinder profitiert.

Dass die Sprachförderung dennoch ein Flickenteppich geblieben ist, zeigt allein der versuchte Neustart 2012 unter Grün-Rot. Der damalige Kultusstaatssekretär Frank Mentrup, heute Oberbürgermeister von Karlsruhe und Städtetagspräsident, versprach sich vom Gesamtkonzept mit dem klingenden Namen „Spatz“ (Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf) und der Zusammenführung unterschiedlicher Programme „bessere Ergebnisse“ gerade beim Start in die Grundschule und einen „wesentlichen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit“.

Bereitgestellt wurden 32 Millionen Euro für einen unterstellten Bedarf von 30 Prozent der Kinder eines Jahrgangs, schon damals auch aus dem Projekt „Schulreifes Kind“. Abermals allerdings blieb der flächendeckende Ausbau stecken.

Die lange Geschichte belegt freilich auch, wie kompliziert es ist, die angestrebten und notwendigen Erfolge tatsächlich zu erzielen. Der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, verweist darauf, dass es nicht ausreiche, genug Personal für die Sprachförderung zu haben, sondern dass für das Gelingen des Projekts fachlich hoch qualifiziertes Personal die Voraussetzung sei. Aktuell, so erinnert das Kultusministerium, seien die Qualifizierungsmaßnahmen in Zuständigkeit des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) bereits angelaufen.

Rund 200 Standorte oder 450 Gruppen steigen in die Sprachförderung vor der Einschulung ein. Wieder gibt es – umgelenkte – Mittel aus dem Projekt „Schulreifes Kind“. Erst 2025/2026 will das Land sich neu an der Finanzierung beteiligen. Die Anzahl der Schulen und Gruppen steigt laut Ministerium in den Folgejahren bis auf 4200 Gruppen im Endausbau ab dem Schuljahr 2027/2028. Damit wäre die Sprachförderung dann tatsächlich flächendeckend. Und obendrein verbindlich, weil sie im Schulgesetz verankert werden soll.

Neu konzipierte Juniorklassen sollen Sprachkompetenz verbessern

Eine zweite Säule des veränderten Konzepts stellen die neuen Juniorklassen für Kinder dar, die die für den erfolgreichen Schuleintritt notwendigen Sprachkompetenzen nicht besitzen. Bei kleineren Mängeln gibt es zusätzliche Förderstunden in den ersten beiden Klassen. Juniorklassen werden „im Endausbau in ganz Baden-Württemberg in zumutbarer Entfernung all jenen Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehen, die einen entsprechend festgestellten Sprachförderbedarf haben“, heißt es im Ministerium. Mit der im Rahmen von „SprachFit“ vorgesehenen Etablierung von insgesamt vier Förderstunden pro Woche in den ersten beiden Klassen werde ab dem Schuljahr 2026/2027 begonnen.

Schopper begründet ihre Zuversicht, genügend Personal zu haben, auch mit der vergrößerten Zahl an Studienplätzen und mit Prognosen, die eher von einem Rückgang an Kindern in der Grundschule ausgehen. Solche Vorhersagen sind freilich, etwa durch Migration oder den Zuzug aus anderen Bundesländern, schon oft überholt worden.

Wen Sprachfit ansprechen soll

„SprachFit“ ist Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) zufolge vor allem für Kinder gedacht, „die mit weniger guten Voraussetzungen ins Leben starten, also etwa die Kleinsten und Kleinen mit Zuwanderungshintergrund, die kein oder wenig Deutsch in der Familie sprechen, Kinder aus bildungsfernen Familien, die nicht schon im Alter von zwei oder drei Jahren mit Büchern vertraut gemacht werden“. Diese gelte es zu unterstützen, damit „der Bildungsweg erfolgreich sein kann und sie gar nicht erst ins Hintertreffen geraten“.

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