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Müllwerker

Geschafft wird auch bei Hitze in Schutzkleidung

Man muss nur einmal die Phantasie spielen lassen: Die Sommerhitze steht in der Stadt und auf den Straßen stehen wochenlang die Bio- und Restmülltonnen – und werden nicht geleert. Ein Fest für Ratten, Schmeißfliegen und für Organismen, die von der Zersetzung von mehr oder weniger Verdorbenem leben. Dass es in den Straßen im Land meist recht ordentlich aussieht, verdankt sich den Müllwerkern.

Das Thema Hitze ist eine große Herausforderung für Müllwerker. Denn auch bei hohen Temperaturen ist eine Schutzkleidung obligatorisch.

Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (Logo: STA))

Freiburg. Die kommunale Müllentsorgung in Baden-Württemberg funktioniert meist störungsfrei – organisiert über die Stadt- und Landkreise. Der letzte Streik der Müllabfuhr war im Februar 2023: Da hatte die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten der Abfallwirtschaft zum Warnstreik aufgerufen. In Stuttgart folgten rund 500 Beschäftigte der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) dem Aufruf: Mülltonnen blieben ungeleert, die Straßen wurden nach dem großen Faschingsumzug nicht gereinigt.

Die Lage beruhigte sich bald, nach einem zweiten Streiktag ging es mit den Tarifverhandlungen – erfolgreich – weiter. Wochenlange Streiks der Müllabfuhr oder Bilder von sich am Straßenrand stapelndem Müll kennt man eher aus Neapel oder, wie im März vergangenen Jahres, Paris.

Über die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg GmbH (ASF), einer Tochter der Stadt Freiburg, werden im Jahr 23 000 Tonnen Hausmüll, 15 000 Tonnen Bioabfall, 5800 Tonnen Gelbe Säcke und 17 000 Tonnen Papiermüll entsorgt (siehe Kasten). Entsorgt heißt: Diesen Müll bewegen Menschen.

Der Job eines Müllwerkers ist körperlich sehr anspruchsvoll

Die Müllwerker schieben die Abfallbehälter zum Fahrzeug, justieren sie zur Entladung und bringen den leeren Müllbehälter zurück zum Straßenrand. Oder sie tragen Gelbe Säcke zum Müllauto und müssen diese nach oben in die Müllluke werfen. „Es ist ein körperlich sehr anspruchsvoller Job“, sagt Michael Broglin, der Geschäftsführer der ASF. „Die Müllwerker arbeiten bei jedem Wetter, bei Hitze, Kälte oder Starkregen.“

Zwar haben die Behälter mittlerweile alle Rollen, doch das Gewicht ist gleichwohl erheblich: 80 bis 100 Kilogramm kann ein voller 240-Liter-Behälter wiegen, kleinere 35-Liter-Müllbehälter dürfen ein Gewicht von elf Kilogramm nicht übersteigen, ein 1,1-Kubikmeter-Abfallcontainer kann maximal auf 400 Kilogramm kommen, wie die Abfallwirtschaftssatzung der Stadt Freiburg vom April 2024 festlegt.

Für den Beruf Müllwerker braucht es keine Ausbildung, die Betriebe lernen ihre Beschäftigten ein – bei der ASF gibt es einen entsprechenden Einarbeitungsplan. Tatsächlich ist es ein Männerberuf. Im Geschäftsbericht der ASF 2023 wird darauf verwiesen, dass nur zwei Prozent (in Zahlen: fünf) Frauen in „Arbeiterberufen“ beschäftigt sind – keine als Müllwerkerin.

„Was die Mitarbeiter leisten, ist gleich über das Jahr verteilt“, meint Broglin. Allenfalls um Weihnachten gebe es eine Müllspitze. „Die große Herausforderung ist das Thema Hitze.“ Als Arbeitgeber hat die Abfallwirtschaft Freiburg in Absprache mit der Stadt deshalb den Arbeitsbeginn auf 5 Uhr vorverlegt – eine punktuelle Lärmbelastung für Anwohner, wenn der Müllwagen zur frühen Morgenstunde vorbeifährt, aber: „Die Arbeiter können so der ganz großen Hitze entgehen“, meint Broglin.

Denn auch bei hohen Temperaturen ist Schutzkleidung obligatorisch. Ohne lange Hosen, Handschuhe und feste Schuhe geht es nicht. Rund 250 000 Euro gibt die ASF jährlich für wasser- und windfeste Kleidung oder atmungsaktive T-Shirts aus. „Dazu stellen wir kostenlos Wasser und Trinkgefäße zur Verfügung, außerdem wird Sonnencreme gestellt.“ Seit diesem Jahr gibt es auch Kühlhandtücher, die helfen, die Körpertemperatur bei Hitze auszugleichen. Auf dem Betriebshof gibt es einen Sprühnebel zur Abkühlung – und hin und wieder kommt auch mal ein Eiswagen auf den Hof, „um die Leute bei Laune zu halten“, erklärt Broglin. Dazu versuche man, die Mitarbeiter über das betriebliche Gesundheitsmanagement zu erreichen.

Die Biotonnen werden in Freiburg zwei Mal im Jahr gereinigt

In Freiburg werden Biotonnen ganzjährig wöchentlich geleert, dazu werden sie zwei Mal im Jahr gereinigt, um die Anhaftungen zu beseitigen. „Die Biotonnen und Hitze sind so beherrschbar“, meint Broglin.

Mittlerweile sind die Fahrzeuge sogar so ausgerüstet, dass sie den Geruch nach innen ziehen. „Aber es riecht natürlich trotzdem, das lässt sich nicht vermeiden. Schlussendlich sind wir darauf angewiesen, dass die Leute das und die Hitze aushalten.“

Das Müllaufkommen laut Statistischem Landesamt

Das Statistische Landesamt hat für das Jahr 2023 die Müllmengen pro Einwohner erfasst. Das Aufkommen an Häuslichem Abfall – Haus-, Sperr, Bio- und Wertstoffmüll – lag landesweit bei 327,8 Kilogramm pro Einwohner. Es entfielen auf Haus- und Sperrmüll 132,3 Kilogramm pro Einwohner. Spitzenreiter beim Häuslichen Abfall ist der Stadtkreis Baden-Baden mit 434,6, „Schlusslicht“ der Landkreis Tübingen mit 255,0 Kilogramm pro Einwohner.

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