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Ausbildung

Wie Unternehmen von Schulen profitieren können

Viele Unternehmen haben Mühe ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Dabei ist gerade die Ausbildung im eigenen Haus ein wichtiges Instrument, um den künftige Bedarf geeigneten Fachkräften sicherzustellen. Durch eine enge Zusammenarbeit mit Schulen in der Umgebung des Betriebs d können Arbeitgeber ihre Chancen steigern, junge Menschen für eine Mitarbeit zu gewinnen. Wichtig ist dabei, Win-win-Situationen zu schaffen.

Praktika für Schüler sind für Unternehmen ein Weg, um sich bei potenziellen Bewerbern für Ausbildungsstellen bekanntzumachen.

Imago/Panthermedia/auremar)

Radolfzell . „Für uns ist es wichtig, nah an den jungen Menschen dranzubleiben“, sagt Dominic Müller, stellvertretender Ausbildungsleiter bei der Aptar Radolfzell GmbH. Das Unternehmen mit rund 950 Beschäftigten und Standorten in Radolfzell am Bodensee und Eigeltingen im Hegau produziert Dosiersysteme für die pharmazeutische Industrie und ist Teil der Aptar-Gruppe mit weltweit rund 14.000 Mitarbeitern. Deswegen pflegt Aptar Radolfzell bewusst und systematisch enge Kontakte zu Schulen in der Nachbarschaft des Standorts.

So wurde in diesem Frühjahr eine sogenannte Bildungspartnerschaft mit der Johann-Peter-Hebel-Schule im zwölf Kilometer entfernten Singen neu ins Leben gerufen, eine Grund- und Werkrealschule mit etwa 150 Schülern. „Wir freuen uns darüber“, sagt Schulleiter Marc Laporte-Hoffmann und ergänzt. „Das ist eine spannende Möglichkeit, die Verbindung zwischen Schule und Industrie zu stärken und unseren Schülern wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt zu bieten. Sie bekommen Einblicke in die vielfältigen Berufsfelder bei Aptar, von Technik und Produktion bis hin zu Forschung und Entwicklung.“

Zahl der offenen Ausbildungsstellen ist auf einem Höchststand

Zahlreiche Arbeitgeber setzen wie Aptar auf enge Kooperationen mit Schulen. Sie wollen so in Verbindung mit jungen Menschen zu kommen, die später einmal eine Ausbildung im Betrieb durchlaufen oder noch später als Fachkräfte mitarbeiten könnten.

Wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit mitteilt, hat der Anteil unbesetzter Ausbildungsplätze 2023 einen neuen Höchststand erreicht. 35 Prozent aller Lehrstellen konnten demnach in Deutschland nicht besetzt werden, im Jahr 2010 waren es noch 15 Prozent. Das motiviert Betriebe vermehrt zu Anstrengungen für die Nachwuchssicherung.

Bildungspartnerschaften als verbindliche Kooperationen

In Baden-Württemberg gibt es dazu seit dem Jahr 2012 die formalisierte Einrichtung der Bildungspartnerschaften mit Schulen. Es handelt sich dabei um langfristig angelegte, verbindliche Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen, die Kindern und Jugendlichen praxisnahe Einblicke ins Berufsleben ermöglichen . Diese werden mit schriftlicher Kooperationsvereinbarung und Jahresplanung abgeschlossen. Gleichzeitig können Unternehmen potenzielle Auszubildende kennenlernen und langfristig einbinden. Doch auch auf weniger formalisierter Ebene sind hilfreiche Kontakte zwischen Schulen und Arbeitgebern möglich und auch verbreitet.

Der Aufbau solcher Partnerschaften beginnt mit der Kontaktaufnahme zu Schulen im eigenen Umfeld. Hier bieten sich lokale Netzwerkveranstaltungen, die Industrie- und Handelskammer oder Elternabende an, um erste Gespräche zu führen.

Ein direkter Anruf oder eine E-Mail an die Schulleitung, in der Unternehmen Interesse an einer Zusammenarbeit bekunden, ist ein weiterer Schritt. Persönliche Besuche bei Schulveranstaltungen oder Berufsorientierungstagen verstärken die Verbindung und schaffen Vertrauen.

Zusammenarbeit kann  die Zahl der Bewerber erheblich steigern

Sobald der erste Kontakt geknüpft ist, gilt es, die Beziehung aktiv zu pflegen. Regelmäßiger Austausch und Feedback zwischen Schule und Unternehmen sind entscheidend, um die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten. Ein fester Ansprechpartner im Unternehmen, der die Koordination übernimmt, kann hierbei hilfreich sein.

Flexibilität ist ebenfalls wichtig, da Schulen oft volle Terminkalender haben und nicht jede Idee sofort umgesetzt werden kann. Wertschätzung für das Engagement der Schule kann man zeigen, indem man Lehrkräften und Schülern regelmäßig positives Feedback gibt.

Von diesen Bildungspartnerschaften können Unternehmen auf vielfältige Weise profitieren. Sie haben die Möglichkeit, junge Talente frühzeitig zu identifizieren und durch Praktika oder Projekttage für Ihr Unternehmen zu begeistern. Wer bereits während der Schulzeit positive Erfahrungen in einem Betrieb sammelt, ist eher geneigt, sich später für eine Ausbildung oder einen Job dort zu entscheiden.

„Ausbildungsmarketing an Schulen ist eine wichtiger Baustein zur Nachwuchssicherung, wobei langfristige Kooperationen unserer Meinung nach die Königsdisziplin darstellt“, erklärt Björn Peters, Geschäftsführer der Agentur Junges Herz in Dresden, die Unternehmen bei der Azubi-Gewinnung unterstützt. Wer es geschickt anpacke könne so die Aussicht auf qualifizierte Bewerber um Lehrstellen deutlich und nachhaltig steigern. Wichtig sei aber, stets den Win-Win-Charakter der Zusammenarbeit sicherzustellen.

Mit Betriebsbesichtigungen und Workshops werben

Typische Angebote von Unternehmen bei der Zusammenarbeit mit Schulen sind Betriebsbesichtigungen, Vorträge und Informationen über bestimmte Berufe im Betrieb, Infoangebote für Eltern, Bewerbertrainings oder technische Workshops in der Schule mit Personal aus dem Betrieb. Betriebe können zudem anfragen, ob sie sich mit Postern oder anderweitig dauerhaft in der Schule als Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb präsentieren können.

Handlungsempfehlung des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung 

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