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Varta

Der Sanierungsplan für Varta steht

Varta galt lange als Hoffnungsträger. Doch dann übernahm sich das Management - und stürzte den Batteriekonzern in die Krise. Nun scheint eine Lösung gefunden, die den Fortbestand des Batterienherstellers sichern soll.

Mit Haushaltbatterien wurde Varta einst bekannt. Heute haben sie inerhalb des Konzerns nicht mehr die größte Bedeutung als Geschädtsfeld.

IMAGO/Wolfgang Maria Weber)

Ellwangen. Beim Batteriekonzern Varta haben sich in den vergangenen Monaten die schlechten Nachrichten gehäuft: Hackerangriff auf die Produktion, fehlende Jahreszahlen, Abstieg aus der dritten Börsenliga, verpasste Umsatzziele. Doch nun scheint der Überlebenskampf des Ellwanger Traditionsunternehmens vorerst beendet. Am Wochenende verkündete der Konzern eine Einigung mit Gläubigern und Investoren.

Das Sanierungskonzept hält aber mehrere bittere Pillen bereit. Es sieht vor allem zwei Schritte vor: Ein Schuldenschnitt und die Verlängerung von Krediten sollen die Verbindlichkeiten von fast einer halben Milliarde Euro auf 200 Millionen Euro verringern. Dann soll das Grundkapital der Varta AG auf null Euro herabgesetzt werden.

Aktionärsschützer kündigen Widerstand an

Der Effekt: Die derzeitigen Aktionäre scheiden ohne Kompensation aus und der Konzern verliert seine Börsennotierung. Anlegervertreter kündigten bereits Widerstand an.

Neben einer Gesellschaft des bisherigen Mehrheitseigners Michael Tojner , einem österreichischen Milliardär, steigt danach auch der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche bei Varta ein. Beide lassen sich das je 30 Millionen Euro kosten. Von den Gläubigern kommen weitere 60 Millionen als Darlehen. Läuft alles wie geplant, soll das Vorhaben die Finanzierung der Varta AG bis Ende 2027 sichern.

Der Österreicher Tojner stieg 2007 ein. Er kaufte die Sparte für Mikrobatterien und brachte sie zehn Jahren später an die Börse. Der Börsengang galt als Erfolg. Getrieben wurde die Entwicklung hauptsächlich von der rasant steigenden Nachfrage nach wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Batterien, zum Beispiel für kabellose Kopfhörer und Smartwatches.

Abhängigkeit von Apple brachte die ersten großen Probleme

2019 kaufte Varta auch den Geschäftsbereich Haushaltsbatterien zurück. Innerhalb weniger Jahre vervierfachte der Konzern den Erlös fast. Um die Produktion zu erweitern, wurden Millionen investiert – und Schulden aufgenommen. In dieser Zeit stiegen die Schwaben auch in die Entwicklung von Batteriezellen für E-Autos ein.

2022 zeigten sich erste Risse im Bild: Varta hatte sich offenkundig zu sehr von einem seiner Hauptkunden – Apple – abhängig gemacht. In der Zeit danach versetzte die weltweite Wirtschaftsflaute und die hohe Teuerung der Unterhaltungselektronik einen Schlag. Die Nachfrage nach den kleinen Batterien ebbte ab. Die Konkurrenz aus Fernost und Probleme in der Lieferkette machten Varta zusätzlich zu schaffen.

Batterien für E-Autos bisher nur ein Nischenprodukt

Hinzu kam, dass die E-Auto-Batterie von Varta ein Nischenprodukt blieb. Die Batterie ist für Hybridfahrzeuge gedacht und kann nur wenig Strom speichern. Die Varta-Führung bekundete zwar immer wieder, dass es viele Interessenten gebe. Einziger bekannter Kunde ist aber Porsche. Die Zuffenhausener wollen aus diesem Grund auch die Varta-Tochtergesellschaft V4Drive Battery mehrheitlich übernehmen.

Arbeitnehmer- und Aktionärsvertreter machen vor allem Managementfehler für die Misere des Batteriekonzerns verantwortlich. Auch Tojner, der Aufsichtsratschef von Varta ist, gab sich kürzlich selbstkritisch. Es sei zu viel Geld zu leichtfertig investiert worden, sagte er.

Alle deutschen Standorte sollen erhalten bleiben

Trotz der aktuellen Probleme will Varta an allen Standorten in Deutschland festhalten. In der Verwaltung wird es einem Sprecher zufolge einen moderaten Stellenabbau geben. In der Produktion würden jedoch Arbeitskräfte gesucht. Was das am Ende für die Mitarbeiterzahl aktuell arbeiten bei Varta rund 4000 Menschen bedeute, sei noch nicht abzusehen.

Die Einigung muss in den kommenden Wochen dokumentiert und beim Sanierungsgericht eingereicht werden. Dafür müssten die Gremien der beteiligten Parteien zustimmen und das Bundeskartellamt grünes Licht geben. Bis das Konzept final stehe, vergehen voraussichtlich Monate. Man hoffe, dass der Prozess noch in diesem Jahr abgeschlossen werde, hieß es. (lsw)

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