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Mehr Medienbildung und Informatikunterricht ab Herbst 2025 geplant
Stuttgart. Kürzlich wollten zwei Kinderreporter von Kultusministerium Theresa Schopper wissen, wie sie sich Schule in fünf bis zehn Jahren vorstellt. „Da wird sich viel ändern“, sagte die Grüne frank und frei. Der Unterricht werde noch mehr mit digitalen Mitteln gestaltet werden, aber auch von KI geprägt sein. Schüler würden mehr über Demokratie lernen oder darüber, „wie man mit Medien umgeht und richtige von falschen Nachrichten unterscheidet“.
Grundsätzlich weiß sie den Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) auf ihrer Seite. Doch bei der konkreten Ausgestaltung gehen die Vorstellungen weit auseinander. Denn die Landesregierung will im Zuge der Schulreform schon ab 2025/2026 in allen weiterführenden Schularten das Fach Medienbildung einführen, es aber mit Informatik kombinieren. „Nur wenn wir unseren Kindern die richtigen Kompetenzen und Fähigkeiten für die Herausforderungen von morgen mitgeben, bleibt Baden-Württemberg auch zukünftig ein starkes Land mit hochqualifizierten Menschen und einer innovativen Wirtschaft“, so die Ministerin bei der Präsentation der Gesamtreform vor den Ferien. Nach den bisherigen Plänen soll Medienbildung mit Information kombiniert werden.
Verband sieht Medienbildung als Querschnittsaufgabe an
Dagegen wehren sich der PhV BW und der Informatiklehrkräfteverbands (ILLBW) mit Verweis auf einen methodischen Fehler. „Die Vermischung von Informatik mit Medienbildung wäre wie die Vermischung von Biologie mit der Leitperspektive BNE, also der Bildung für nachhaltige Entwicklung“, erläutert Martina Scherer, die PhV-Landesvorsitzende. Biologielehrkräfte könnten auch nicht alle Aspekte der Leitperspektive BNE abdecken, daher sei sie Aufgabe aller Fächer. Genauso müssten das Schulfach Informatik und die Leitperspektive Medienbildung gesehen werden.
Schon seit 2004 gibt der Bildungsplan in Baden-Württemberg, Methoden-, Sach- und Fachkompetenzen vor, die den Schülern und Schülerinnen vermittelt werden müssen. Mit der Reform 2016 wurden sechs Leitperspektiven eingeführt, darunter BNE, die Akzeptanz von Vielfalt, Verbraucherbildung, Gesundheitsförderung und Berufliche Orientierung – und Medienbildung, bisher jedoch fächerintegriert. Denn Kinder und Jugendic sollen „den neuen Anforderungen sowie den Herausforderungen dieser Meeting Gesellschaft selbstbewusst und mit dafür erforderlichen Fähigkeiten begegnen können“. Die Ergebnisse sind nicht ausreichend, weshalb das neue Fach eingeführt wird. Zugleich soll es um Informatik, aber auch um Digitalisierung insgesamt gehen.
Start in Klasse fünf sei wichtig, damit die Mädchen dabeibleiben
Ersteres sei eine eigenständige Fachwissenschaft, schreiben die beiden Verbände. Informatik behandele technische Grundlagen und Funktionsweisen digitaler Systeme, Medienbildung dagegen befasse sich als Querschnittsaufgabe mit der verantwortungsvollen Nutzung dieser Systeme. Daher müssten die beiden Bereiche getrennt werden, das neue Fach „Informatik“ heißen und in Klasse fünf beginnen. „Ein späterer Start benachteiligt insbesondere Mädchen, deren Interesse ab der Pubertät erfahrungsgemäß nachzulassen beginnt, weil sie das Fach als ‚Jungenfach‘ wahrnehmen“, heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme weiter. Die G9-Umstellung sei auf lange Zeit die einzige Möglichkeit, das Schulfach Informatik richtig aufzustellen: „Diese Chance wurde 2004 und 2016 zweimal verpasst, jetzt muss sie endlich genutzt werden.“
In den übergeordneten Aspekten wiederum sind sich die Verbände und die Kultusministerin einig. Ziel sei, sagt Schopper, junge Menschen auf die Anforderungen einer digitalisierten Welt vorzubereiten und zugleich „den Unterricht mithilfe digitaler Technologien und Medien anschaulicher, vielfältiger und individueller zu gestalten“. Die technischen Anforderungen würden durch die Pädagogik bestimmt. „Nur mit einem guten pädagogischen Konzept und entsprechend qualifizierten Lehrkräften kann die digitale Technik ihr Potenzial im Unterricht voll entfalten.“ Diese böte zugleich „etliche neue pädagogische Chancen und Ansatzmöglichkeiten, um Schulunterricht zu bereichern.“
Die Leitperspektive bleibt weiterhin bestehen
Die Leitperspektive „Medienbildung“ umfasst bisher im Bildungsplan diese Begriffe: Mediengesellschaft, Medienanalyse, Information und Wissen, Kommunikation und Kooperation, Produktion und Präsentation, Jugendmedienschutz informationelle Selbstbestimmung und Datenschutz informationstechnische Grundlagen. Laut Ministerium geht es um eine reflektierte und verantwortungsbewusste Nutzung der Medien sowie eine Auswahl aus der Medienvielfalt.