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Schädlingsbekämpfung

Japankäfer, Tigermücke oder Riesenameise: Insekten fordern Kommunen heraus

Die Bekämpfung von invasiven Arten wie Tigermücke, Japankäfer oder Riesenameise binden immer öfter Geld und Personal in Kommunen. Städte- und Gemeindetag fordern, die Maßnahmen besser zu koordinieren.

Der Japankäfer dringt im Südwesten vor. Der Allesfresser wird von der Europäischen Union als invasive Art und Schädling kategorisiert.

IMAGO/Zoonar.com/KAREL BOCK)

Stuttgart. In Freiburg und im Landkreis Ludwigsburg wurden in den letzten Tagen Exemplare gefangen: Der Japankäfer macht sich daran, im Südwesten vorzudringen. „Ein Käfer mehr halt“ gilt hier nicht, denn der Käfer, der sich seit einigen Jahren in Europa ausbreitet, ist ein ziemlicher Allesfresser und wird deshalb von der Europäischen Union als invasive Art und Schädling kategorisiert. „Eine Ansiedlung des Japankäfers in Baden-Württemberg zu verhindern“, so das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), sei „oberstes Ziel.“

Kreis Lörrach richtet Pufferzone per Allgemeinverfügung ein

Virulent wird das Thema, weil im schweizerischen Basel ein Befall mit Japankäfern festgestellt wurde. Der Kreis Lörrach hat über eine Allgemeinverfügung eine Pufferzone eingerichtet, aus der Grünschnitt und Erdaushub nur unter Auflagen abgefahren werden dürfen. Das Regierungspräsidium Freiburg und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) überwachen das Gebiet mit 26 Fallen: bisher ohne Befund.

Alexis von Komorowski, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, sieht die Landkreise in Bezug auf das Thema invasive Arten gut aufgestellt. Diese hätten „auf Kreisebene ein gutes Netzwerk von Fachleuten“. Die Zusammenarbeit zwischen Fachämtern, den Landschaftserhaltungsverbänden und den Obst- und Gartenbauvereinen und Landwirten funktioniere. Daten könnten so erhoben und präventive Maßnahmen umgesetzt, Fachinformationen über die LUBW oder das LTZ bezogen werden.

Aus Sicht von Städten und Gemeinden ist die Lage etwas anders. Sie müssen sich mit immer mehr invasiven Gästen beschäftigten. Die Tigermücke breitet sich entlang des Rheins immer weiter aus. Seit 2009 ist auch die im Mittelmeerraum beheimatete Riesenameise Topinoma magnum Thema. Zwei Superkolonien der Ameise gibt es in Kehl, wo die Ameisen die Infrastruktur untergraben.

Kehler Oberbürgermeister fordert schlagkräftiges Netzwerk

In einem dem Staatsanzeiger vorliegenden Brief an Umweltministerien Thekla Walker (Grüne) hat der Kehler Oberbürgermeister Wolfram Britz (parteilos) schon im Mai die jährlichen Kosten der Kommune für die Bekämpfung invasiver Arten dargestellt: 150 000 Euro fallen in Sachen Tigermücke an; rund 50 000 Euro pro Ameisenkolonie (vermutlich vier in Kehl); rund 7500 Euro für die Vergrämung von Nilgänsen, 2500 Euro pro Tier für die Beseitigung von Rot- und Gelbwangenschildkröten aus dem Altrhein.

Zudem lägen, so Britz, zu wenig Informationen zu invasiven Arten und ihrer Bekämpfung vor, der Zugang dazu sei zu wenig strukturiert und koordiniert. Sein Fazit: Für eine effiziente Bekämpfung invasiver Arten sei „ein unverzügliches koordiniertes und konsequentes Handeln erforderlich“. Ein schlagkräftiges Netzwerk aus Vertretern der Forschung, der Wirtschaft und der Politik sei nötig.

Der Gemeindetag hält Hochzonung der Zuständigkeit für angebracht

Auch Städte- und Gemeindetag sind sich in dieser Hinsicht ziemlich einig: Die Kommunen werden das so nicht weitertragen können. Aus Sicht des Gemeindetags stellt sich „die Frage, ob die Gemeinden weiter damit zu einem großen Teil alleine gelassen werden oder ob es nicht zumindest bei Arten, die für die heimische Tier- und Pflanzenwelt eine große Gefahr darstellen, einer weitergehenden Unterstützung durch Land oder Bund bedarf oder sogar eine direkte ‚Hochzonung‘ der Zuständigkeit angebracht wäre – denn weder Pflanzen noch Tiere halten sich üblicherweise an Gemarkungsgrenzen“.

Susanne Nusser, stellvertretende Geschäftsführerin des Städtetags, sagt: „Bei vielen invasiven Arten stehen die Kommunen mit ihren ordnungsrechtlichen Instrumenten blank da.“ Gerade bei neuen Arten, gerade in den Anfängen fehle es zu oft an Informationen. „Das Land mit der LUBW müsste hier schneller Schritt halten.“ Alleine schon Managementpläne für die Bekämpfung wären nützlich, so Nusser.

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