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Tiefengeothermie

Wie künftig Lithium im Land gewonnen werden soll

Tiefengeothermie kann am Oberrhein zum Gamechanger bei der Wärmeversorgung werden, ist Umweltstaatssekretär Andre Baumann überzeugt. Und rechnen tut es sich besonders, wenn aus dem heißen Wasser zusätzlich Lithium gewonnen wird. Baumann hat eine Lithiumgewinnungsanlage der Firma Vulcan in Landau besucht.

Stefan Brand von der Firma Vulcan erläutert die Funktionsweise der Anlage zur Lithiumgewinnung in Landau.

Stefanie Schlüter)

Karlsruhe/Landau. Das Lithium ermöglicht die Wärmeversorgung, ist Horst Kreuter, einer der Gründer von Vulcan Energy, überzeugt. Die künftigen Einnahmen des Unternehmens könnten zu 80 Prozent aus dem Lithiumverkauf und zu 20 Prozent aus dem Wärmeverkauf kommen, so die Vorstellungen. Wo sich Tiefengeothermie allein für die Wärme nicht rechnet, wird es durch die Lithiumgewinnung interessant. Deshalb investiert das Unternehmen mit Sitz in Karlsruhe auch kräftig. Aktuell vorerst in Rheinland-Pfalz und Hessen. Ein Projekt in der Ortenau wurde wegen Widerständen zunächst zurückgestellt.

Die Claims zwischen Lörrach und Mannheim sind abgesteckt

Doch nicht allein Vulcan hat Interesse an der Lithiumgewinnung, auch die EnBW ist an dem Thema dran, ebenso wie die Deutsche Erdwärme. Entlang des Oberrheins zwischen Lörrach und Mannheim haben die Unternehmen ihre Claims für eine Erlaubnis auf Erdwärme durch Tiefengeothermie beim Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau bereits gesichert. Da gibt es kaum noch freie Plätze, wie ein Blick auf die Karte des Landesamts zeigt.

Bewilligungen für Tiefengeothermie gibt es in Bruchsal, wo bereits eine Anlage in Betrieb ist, und bei Mannheim. Ein weiteres interessantes Gebiet für die Tiefengeothermie mit Lithiumgewinnung ist das Molassegebiet in Oberschwaben. Lithium ist ein wichtiger Bestandteil von Batterien für E-Autos.

Nach Berechnungen von Vulcan Energy könnte der Oberrheingraben über 40 Prozent des Lithiumbedarfs in Europa decken, den Bedarf von Deutschland zu 100 Prozent. Ganz so weit will Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) nicht gehen. Doch auch das Land rechnet mit einem beachtlichen Potenzial.

Baumann sieht darin zudem eine Chance, bei diesem für die Mobilitätswende so wichtigen Rohstoff unabhängiger von China zu werden. In Landau lässt er sich von Stefan Brand von Vulcan Energy eine Optimierungsanlage für die Lithiumgewinnung zeigen.

Mit der Optimierungsanlage werden Prozesse optimiert

Hier wird das nach der Wärmenutzung bereits abgekühlte Wasser weiterverarbeitet. Die Anlage hat den Status zwischen einer Erprobungsanlage und einer kommerziellen Anlage. Hier können Prozesse optimiert, Mitarbeiter geschult und Qualitätstests mit Blick auf die kommerzielle Produktion durchgeführt werden. 40 Millionen Euro hat die Anlage gekostet. Seit April wird hier über verschiedene Extraktionsprozesse bereits eine Lithiumchloridlösung produziert. Aus einem Wasser mit etwa zwei Prozent Lithium wird so aufkonzentriert auf 40 Prozent Lithiumchlorid. In der Anlage sind vorbereitete Behälter mit der farblosen Flüssigkeit zu sehen.

Diese Lösung geht dann nach Frankfurt in den Industriepark Höchst. Dort hat Vulcan in dieser Woche mit der Inbetriebnahme einer Lithiumhydroxid-Optimierungsanlage begonnen. Hier soll Lithiumchlorid in batteriefertiges Lithiumhydroxidmonohydrat (LHM) umgewandelt werden, was man auch als das typische weiße Lithiumpulver kennt. Nach Angaben von Vulcan soll bald das erste LHM vorliegen, dass vollständig in Europa produziert wird. In die Frankfurter Anlage wurden nochmals zehn Millionen Euro investiert.

Zum Schutz vor Erdbeben sind viele Verfahren nicht erlaubt

Doch Vulcan muss sich immer wieder zu Sicherheitsbedenken bei der Tiefengeothermie rechtfertigen. Immerhin muss dafür in Tiefen von 2500 bis 3500 Meter gebohrt werden. „Wir haben aus den Fehlern anderer Länder gelernt“, sagt Baumann. Deshalb sind in Baden-Württemberg bei der Tiefengeothermie nur Hydrothermale Verfahren gestattet, bei denen vorhandenes Thermalwasser aus der Tiefe hochgepumpt wird. In München laufen bereits seit Jahren Anlagen mit diesem Verfahren völlig problemlos.

Erdbeben sind vor allem bei jenen Verfahren aufgetreten, bei denen der Fels mit Druck oder Chemikalien gesprengt wurde. Solche Verfahren sind im Südwesten verboten, macht Baumann deutlich. Zugleich gibt es im Land ein intensives seismisches Monitoring, wo sofort sichtbar wird, wann der Wasserdruck zu hoch ist und gesenkt werden muss. Bei den Bohrungen werden 3-D-Untersuchungen vorgenommen, um Verwerfungen im Boden zu erkennen. Auch für den Fall von Schäden, die Wissenschaftler bei diesem Vorgehen für gering halten, arbeitet das Land derzeit eine Vorgehensweise aus.

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