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Digitales Verwaltungsmanagement

Studierende des Digitalen Verwaltungsmanagements sollen programmieren können

Studierende des Digitalen Verwaltungsmanagements sollen auch selbst programmieren können. Das ist für die digitale Transformation der Verwaltung unerlässlich, findet der Ludwigsburger Professor Alois Paulin.

Studierende in Ludwigsburg haben eine App „Leckermeister“ erstellt, mit der man Rezepte generieren und bewerten kann.

Privat)

Ludwigsburg. Bei der Digitalisierung der Verwaltung hinkt Deutschland hinterher. Das ändern zu wollen, behaupten viele Politiker, wirklich ändern können es nur die Mitarbeiter der Verwaltung selbst. Wenn sie die Ausbildung dazu haben und man sie lässt. Das ist das Credo von Alois Paulin. Er lehrt an der Hochschule für Finanzen und öffentliche Verwaltung Ludwigsburg Digitales Verwaltungsmanagement (DVM).

„Vor allem die technischen Hard-Skills sind das Alleinstellungsmerkmal dieses Studienprogramms“, ist Paulin überzeugt. „Beamte, die auch programmieren können, haben die einmalige Chance, die öffentliche Verwaltung neu zu denken – sie können etablierte Prozesse nicht nur ‚digitalisieren‘, sondern vor allem auch ‚informatisieren‘, also auf eine ganz neue Basis stellen und so langsam die längst überfällige Neugestaltung der öffentlichen Verwaltung angehen.“

Es geht um das „Informatisieren“ statt Digitalisieren von Prozessen

Was bedeutet „informatisieren“? Der frühere Siemens-Developer Paulin erläutert: Derzeit, etwa im Zug des Online-Zugangsgesetzes, werden existierende Verwaltungsprozesse – die bei Einführung, als es noch keine Informationstechnologie gab, hochmodern gewesen seien – einfach digital nachgebaut. Die Digitalisierung, wie sie große US-Konzerne vorangetrieben haben, funktioniere anders.

Ein Word-Dokument etwa existiere im Cyberspace als Original. „Wenn sie das ausdrucken ist das nur eine analoge Kopie eines informatisierten Dokumentes“. Daher sollen DVM-Studierende selbst programmieren, um digitale Prozesse verstehen und besser anwenden zu können. Jedes Jahr werden die Praxis-Projekte vorgestellt und die besten und die überzeugendsten Systeme prämiert, die Studierende selbst entwickelt haben.

Termin-Reservierung online, die Mehrfaktor-Autorisierung beim Zugang zu Büros, eine Social Media App für die Zubereitung von Snacks für die Mittagspause, eine Fotobox, um Ausweisbilder vor Ort zu erstellen, und eine App zur Förderung positiven Verhaltens haben im Juli Auszeichnungen als innovativste Praxis-Projekte des Studiengangs erhalten. Beim letzten Beispiel gehe es darum, wie kann ich Gewohnheiten pflegen, eine Art To-Do-Liste erstellen, um Ziele effizienter zu erreichen? „Ein klassisches Verwaltungsverfahren ist im Grunde nichts anderes“, so Paulin.

Deutlich komplexer sei eine App zur Raumreservierung online. Sie zeigt, ob ein Raum besetzt oder noch verfügbar sei. Ist er verfügbar, kann der Nutzer selbst im Kalender den Raum belegen und bekommt eine Bestätigung per E-Mail mit dem Code, der den Zugang dazu öffnet. „Das sind recht komplexe Prozesse“. Das sei das überzeugendste Projekt der Viertsemester gewesen, gefolgt von dem mit der Fotobox. Dabei hat man ein System vor Ort, das Bilder macht, diese dann per E-Mail verschicken kann und online stellt. Das sei auch das Szenario bei der Ausweisherstellung und bei der Authentifizierung, „also höchst relevant“.

App für anonyme Teilnahme an einem Online-Forum entwickelt

Ein Team von Zweitsemestern habe überlegt, wie ein online-Forum zu realisieren sei, an dem man anonym teilnehmen kann, sich also nicht vorab authentifizieren muss. „Man kann einfach in der App interagieren und als Person ständig dableiben, ohne dass jemand einem die Identität klaut“. Wer selbst in der Lage sei, an Kundenbedürfnisse orientierte Anwendungen zu bauen, habe tieferes Verständnis für die Digitalisierung und könne besser beurteilen, welche Angebote taugen und welche nicht.

„Schon die erste Generation der DVM-Absolventen hat am Markt absolut überzeugt“, sagte DVM-Studiendekan Robert Müller-Török, Professor für e-Government, anlässlich der Preisverleihung, „das sehen wir auch an dem stark angestiegenen Interesse an diesem Studiengang – unsere Bewerberzahlen haben sich nahezu verfünffacht“.

Ein junger Studiengang

„Die voranschreitende Digitalisierung verändert das Informations- und Kommunikationsverhalten von Bürgerinnen und Bürgern, zivilgesellschaftlichen Akteuren und wirtschaftlichen Unternehmen grundlegend“, heißt es auf der Website der Hochschule Ludwigsburg zu „Digitales Verwaltungsmanagement“ (DVM). Dieser seit 2020 in Ludwigsburg und Kehl angebotene Studiengang soll „geeignetes Personal für die Gestaltung und Umsetzung dieses digitalen Wandels ausbilden“. Die Absolventen sollen die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung „sowohl strategisch als auch operativ zu steuern“ lernen.

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