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Handwerksbetriebe müssen auf neue Mitarbeiter lange warten
Stuttgart. Als Ende Juli die neusten Arbeitsmarktzahlen veröffentlich wurden kommentierte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) die Entwicklung so: „Die Wirtschaftsflaute kommt jetzt auf dem Arbeitsmarkt an.“ Doch das gilt nicht für alle Wirtschaftsbereiche. Im Handwerk im Südwestenbestimmt noch immer der Fachkräftemangel die Arbeitsmarktsituation. In einigen Gewerken gibt es erheblich weniger Arbeitssuchende als Stellen. Das gilt vor allem für haustechnische Berufe, vor allem Elektrotechnik sowie dem Installations- und Heizungsbau-Gewerbe.
Nach dem jetzt veröffentlichten Fachkräftebedarfs-Monitor des Spitzenverbandes Handwerk BW ist die Arbeitslosenquote im Handwerk nicht einmal halb so hoch, wie im Land insgesamt. Im Handwerk lag sie Ende Juni bei 1,8 Prozent, in allen Wirtschaftszweigen zusammen waren es 4,1 Prozent. „Das Handwerk bleibt auch in Zeiten internationaler Krisen und einer schwächelnden Konjunktur ein sicherer Arbeitgeber im Land,“ ordnet Verbandspräsident Rainer Reichhold die Zahlen ein.
Zahl der offenen Stellen ist leicht gesunken
Doch auch im Handwerk macht sich das konjunkturelle Tief bemerkbar. Die Zahl der offenen Stellen sank binnen Jahresfrist von 16 200 Stellen im Vorjahr auf nun 14 400. Am hohen Fachkräftebedarf ändere dies aber nichts. Das Handwerk müsse „noch mehr tun für die berufliche Bildung, die Gewinnung neuer Fachkräfte und die sichere Übergabe unserer Betriebe“, sagt Reichhold. Er sieht aber auch die Landesregierung in der Pflicht. Sie müsse ihren nächsten Doppelhaushalt so aufstellen, dass die Fachkräftegewinnung und die Aus- und Weiterbildung möglich wird.
In vielen Gewerken müssen Betriebe seinen ehr langen Atem haben, um freie Stelle wieder besetzen zu können. Die Zeit zwischen geplanter und tatsächlicher Einstellung lag im Durchschnitt bei 226 Tagen. Das ist nochmals höher als vor einem Jahr als die Frist noch 207 Tage betrug.
Trotz der Krise im Wohnungsbau und einer Zurückhaltung bei Sanierungen wegen der hohen Baupreise , sind die Vakanzzeiten in vielen Bau- und Ausbauberufen berufen besonders lang. Um einen Bodenleger zu bekommen, vergehen im Durchschnitt 302 Tage, so viel wie in keinem anderem Handwerk. Auch in der Holzbearbeitung und -verarbeitung (279 Tage), den Aus- und Trockenbauern (276 oder dem Hochbau (268) dauert es sehr lange um eine Stelle wieder besetzen zu können.
Handwerkspräsident wirbt für gezielte Zuwanderung
„Die Vakanzzeiten bereiten uns nach wie vor große Sorgen. Wer im Schnitt mehr als ein halbes Jahr auf einen Mitarbeiter warten muss, kann sein Geschäft nicht in Gänze nachgehen“, betont Reichhold. Es sei deshalb wichtig, „dass wir die zukünftigen Generationen nicht aus dem Auge verlieren und die gezielte Zuwanderung stärken“, sagt der Handwerkspräsident. Dafür bräuchten die Betriebe weniger Regularien und mehr Pragmatismus.