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Heidenei: Ein Ausdruck des Erstaunens
Stuttgart. Ein eben Zugezogener geht in einen Laden und schwärmt von den regionalen Produkten, die dort angeboten werden. Erstaunt lobt er dieses Bio-und-vor-ort-Prinzip mit dem Wort „heidenei“, wie seit geraumer Zeit in einer Radiowerbung im Südwestrundfunk zu hören ist. Das vor allem im Schwäbischen gebräuchliche Wort hebt also das Besondere staunend hervor, mal im positiven, mal im negativen Sinne.
Dieser Ausdruck des Erstaunens leitet sich vermutlich von den ungläubigen Heiden ab. Als Heidentum wurde in religionsgeschichtlicher Terminologie der griechisch-römische polytheistische Staatskult bezeichnet, heißt es bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen. Im Mittelalter forderten prominente Christen, das Heidentum staatlich zu unterdrücken, danach wurde der „der Heidenbegriff ausschließlich zur polemischen Abgrenzung genutzt und konnte mangels Berührungspunkten mit realen Andersgläubigen auf alle angewandt werden, die nicht der eigenen Orthodoxie entsprachen, teilweise auch auf Muslime, Juden, Ketzer oder wechselseitig zwischen Katholiken und Protestanten“, heißt es weiter bei der Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.
Im Schwäbischen steht das Vorwort „heiden“ für eine Steigerung des Staunens über einen Sachverhalt, etwa bei den Ausdrücken „so einen Heidenkrach oder Heidenspektakel“ gab es noch nie.