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Tierseuche

Baden-Württemberg schützt sich: Zäune und Hunde gegen Schweinepest

Die Folgen einer Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest sind weitreichend und treffen nicht nur Betriebe in den Sperrbezirken. Für die Bekämpfung der Seuche braucht es einen langen Atem.

Peter Hauk (links, CDU), Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, besichtigt auf einem Feld nahe Mannheim Schutzzäune gegen die Afrikanische Schweinepest und spricht dabei mit Michael Seifert (rechts) vom ASP Kompetenzteam.

dpa/Christoph Schmidt)

Mannheim. Die Frontlinie verläuft direkt am Weizenfeld von Bauer Wolfgang Merz entlang. Dort, ganz nahe am Rheinufer und unweit der Landesgrenze zu Hessen, hat der Landwirt gerade noch die Ernte eingebracht, nun wird meterweise Kabel ausgerollt, es werden Holzpfosten in die Erde gerammt und ein Generator angebracht. 

Baden-Württemberg schützt sich mit einem 10.000-Volt-starken Elektrozaun gegen Wildschweine, die aus Hessen kommend die Afrikanische Schweinepest (ASP) ins Land tragen könnten. Die borstigen Invasoren sollen im Sperrbezirk bleiben und die für sie tödlichen Viren nicht verteilen.

Bislang sind im Kampf gegen die Ausbreitung der Schweinepest rund 30 Kilometer Zaun geplant, wie Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) bei einem Termin in der Sperrzone beim Mannheimer Stadtbezirk Sandhofen sagt. Rund acht Kilometer von dort entfernt war auf hessischem Gebiet nahe Biblis ein infiziertes Wildschwein aufgefunden worden. Der gesperrte Bezirk reicht in den Rhein-Neckar-Kreis und das Gebiet der Stadt Mannheim hinein. Dort darf bis auf Weiteres nicht gejagt und geerntet werden, um die Tiere nicht aufzuschrecken. Für Hunde gilt Leinenzwang. 

Elektrozäune sind keine Wunderwaffe

Elektrozäune wie das Kabelgespann am Feld von Bauer Merz sollen verhindern, dass infizierte oder erkrankte Wildschweine aus dem Kerngebiet einer Infektion nach außen wandern, sie sind aber auch keine Wunderwaffe.  «Das wird nicht ausreichen. Wir bestellen Material nach», kündigt Hauk an. Ein Elektrozaun sei zudem keine unüberwindbare Barriere. Daher seien auch 300 Gespanne mit Kadaver-Spürhunden ausgebildet worden und Drohnen im Einsatz. 

Nach einem weiteren Kadaverfund östlich von Darmstadt soll zudem eine bessere Sicherung am Odenwald vorbereitet werden. «Da müssen wir uns weitere Möglichkeiten ausdenken», sagt Hauk. Er verweist aber auch auf die A81 von Heilbronn nach Würzburg als «Großbarriere».

Die Afrikanische Schweinepest war in Hessen erstmals Mitte Juni bei einem Wildschwein im Kreis Groß-Gerau nachgewiesen worden. Für Wild- und Hausschweine ist die Viruserkrankung nicht heilbar und verläuft fast immer tödlich. Für Menschen und andere Tierarten ist sie laut Bundesagrarministerium ungefährlich. Es ist nicht möglich, Schweine durch eine Impfung zu schützen. Das Virus wird über den direkten Kontakt zwischen infizierten und nicht infizierten Tieren übertragen, vor allem über Blutkontakt. 

Sieht man vom Virus ab, sind die Zeiten für Wildschweine derzeit schier optimal. «Es ist feucht, sie können leicht im Erdreich wühlen und nach Engerlingen suchen», sagt Merz. Deshalb wanderten sie weniger, vermehrten sich aber besser. Das ist den Jägern und Bauern natürlich ein Dorn im Auge: «Wir wollen hegen und pflegen, aber wir dürfen nicht», kritisiert Kreisjägermeister Frank Schmitt. Das Jagdverbot müsse gelockert werden, damit die Zahl der Rehe und Hasen nicht weiter steige. «Die vermehren sich ja weiter», sagt er. 

Noch viele Fragen von Jägern und Bauern offen

Viele Fragen unter anderem zur bereits gezahlten Jagdpacht und zur eventuell ausfallenden Ernte des Biomais seien auch ungeklärt. Nach Angaben des Landesjagdverbands schränken Zäune an Autobahnen oder Bahnstrecken auf Dauer zudem die Wanderbewegungen anderer Wildtiere ein. Dies führe etwa beim Rotwild zu Inselpopulationen und damit zu einer genetischen Verarmung. 

«Das meiste kann geklärt werden», sagt Hauk. «Wichtig ist aber vor allem, dass die Schweinepest nicht ins Land getragen wird.» Bislang ist er da sehr sicher: «Die Wälder und Felder werden systematisch abgesucht. Und bislang können wir mit geradezu 100-prozentiger Sicherheit sagen, dass Baden-Württemberg seuchenfrei ist.» 

Bauern und Jäger brauchen dennoch einen langen Atem. Das Sperrgebiet und die angrenzende Pufferzone sind für bislang sechs Monate ausgewiesen. «Die Seuche geht nicht von heute auf morgen», räumt Michael Seifert von Forst BW ein. «Wir rechnen im günstigen Fall mit zwei Jahren.» (dpa/ lsw )

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