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Nachgehakt: Abfallbilanz

Land will mehr Bioabfälle verwerten

Umweltstaatssekretär Andre Baumann (Grüne) hat die Abfallbilanz des Landes vorgestellt. Grün- und Bioabfälle sind das Kernthema. Davon soll möglichst viel gesammelt und wieder verwertet werden, sowohl als Energielieferant für Wärmenetze als auch hochwertiger Kompost.

Quelle: Umweltministerium Baden-Württemberg / Grafik: Hoß / Hintergrund: Artush via Canva.com)
Wie hat sich das Abfallaufkommen verändert?

Mit 9,35 Millionen Tonnen haben die öffentlich-rechtlichen Entsorger im Jahr 2023 rund 14 Prozent weniger Abfälle angenommen als im Jahr zuvor. 2022 waren es noch 10,89 Millionen Tonnen. Dabei reduzierten sich die Mengen an kommunalen Siedlungsabfällen um 1,5 Prozent; die kommunal entsorgten Baumassenabfälle nahmen konjunkturell bedingt um mehr als 25 Prozent ab.

Abgenommen hat auch die Menge der häuslichen Abfälle. Das waren zuletzt 328 Kilogramm pro Einwohner. Dazu zählen Haus- und Sperrmüll, Wertstoffe aus Haushalten und Abfälle aus der Biotonne. Infolge der Corona-Pandemie war das Pro-Kopf-Aufkommen an Hausmüll im Jahr 2020 auf 122 Kilogramm pro Einwohner gestiegen. Nun liegt es mit 112 Kilogramm sogar unter dem Niveau vor der Pandemie. Besonders die Sammelmenge beim Papier ist erneut gesunken, um rund vier Kilogramm pro Einwohner.

Wie ist die Situation beim Biomüll?

Laut Umweltstaatssekretär Andre Baumann gibt es beim Sammeln von Bioabfällen noch Luft nach oben. Das Ziel: häusliche Bioabfälle und Grünabfälle sollen flächendeckend in hoher Qualität gesammelt werden. Und das bedeutet auch: ohne Kunststoff. Das wird um so wichtiger, da im kommenden Jahr ein neuer Grenzwert für Kunststoff im Kompost greift. Bioabfälle, die darüber liegen, werden dann bei den Vergärungsanlagen nicht mehr angenommen. Baumann ist deshalb auch überzeugt, dass auch die Kommunen dann noch stärker beim Abholen des Biomülls auf möglichst gute Qualität in den Tonnen achten werden.

Noch sei man nicht am Ziel, doch Baumann sieht das Land bereits auf einem guten Weg. 73 Prozent der Abfälle wurden bereits in Vergärungsanlagen energetisch verwendet. Daraus entstand Strom, Wärme und Biogas. Diesen Anteil möchte das Land gerne auf 100 Prozent steigern. Dazu sind aber noch weitere Vergärungsanlagen notwendig. Darauf drängt auch die EU. Denn sie will die Biogasproduktion in Europa vorantreiben um die EU unabhängiger von Gasimporten zu machen.

Baumann macht deutlich, was für Energiemengen allein in einer Bananenschale stecken: Damit kann eine LED-Lampe eine Stunde lang betrieben werden.

Mit dem hochwertigen Kompost, der aus den Gärresten entsteht, will man auch in der Landwirtschaft die Abhängigkeit von Industriedünger verringern.

Warum sollen Lithium-Ionen-Batterien in Einweg-Produkten verboten werden?

Die Umweltministerkonferenz hat sich des Themas bereits angenommen. Denn immer wieder brennen Müllfahrzeuge oder auch Müllverbrennungsanlagen. Der Grund: Lithium-Ionen-Batterien im Restmüll. Baumann hat vor allem solche Batterien in Ein-Weg-Produkten wie etwa E-Zigaretten oder Grußkarten mit Musik im Blick. Lithium-Ionen-Batterien darin sollten seiner Meinung nach verboten werden. Zumal Lithium ein kritischer Rohstoff ist, der unbedingt im Kreislauf geführt werden sollte, so Baumann. Die Batterien müssten also zurückgenommen und recycelt werden. Zum Vergleich: In sieben Einweg-E-Zigaretten steckt so viel Lithium wie in einem Hochleistungssmartphone.

Welche Bedeutung hat die Kreislaufwirtschaft im Land?

Sie ist sehr wichtig. „Ohne Kreislaufwirtschaft werden wir die Klimaziele in Baden-Württemberg nicht erreichen“, sagt Baumann. Für ihn ist auch der Begriff Abfall ein Begriff aus dem 20. Jahrhundert. Denn ein Großteil des heutigen Abfalls seien Wertstoffe, die im Kreislauf geführt werden sollten.

Deshalb ist es ein Ziel der Landesregierung, zunächst die Menge an Bioabfall und Wertstoffen im Hausmüll zu halbieren. Zugleich setzt sich das Land beim Bund dafür ein, dass im gelben Sack nicht allein Umverpackungen entsorgt werden dürfen, sondern auch andere Plastikgegenstände, wie etwa Kinderspielzeug oder Kleiderbügel.

Die EU arbeitet gerade an einer entsprechenden Verpackungsverordnung. Darin soll ein gewisser Recyclinganteil in Produkten vorgeschrieben werden. Dadurch könne auch die Recyclingwirtschaft stabilisiert werden, so Baumann.

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