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Autozulieferer ZF will Tausende Stellen streichen
Friedrichshafen . Der Autozulieferer ZF will bis Ende 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen in Deutschland streichen. In welchem Umfang Reduzierungen an den Standorten vorgesehen seien, werde nun konkretisiert. „Wir sind der Meinung, es gibt keine Alternative“, sagte ein Unternehmenssprecher. Der ZF-Gesamtbetriebsrat kündigte Widerstand an. „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen“, erklärte ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich.
Konzern leidet unter der schwachen Nachfrage nach E-Fahrzeugen
Sorge bereitet dem Konzern seine Division „Elektrifizierte Antriebstechnologien“, die unter der schwachen Nachfrage nach E-Fahrzeugen leidet. ZF zufolge gebe es hier einen hohen Wettbewerbs- und Kostendruck. Dort will ZF Abläufe, Prozesse und Strukturen auf den Prüfstand stellen. „Trotz der aktuellen Marktsituation ist klar: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Wir sind hier in Vorleistung gegangen und werden in diesen Bereich auch weiterhin stark investieren“, erläutert der ZF-Vorstandsvorsitzende Holger Klein. Die veränderte Marktperspektive und der hohe Wettbewerbsdruck für elektrifizierte Antriebstechnologien erfordern Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften. „Zusätzlich zu unserem eigenen Engagement – weiter in der E-Mobilität voranzukommen – gilt es auch diese Optionen zu prüfen.“
ZF-Chef Holger Klein hatte bereits im April angekündigt, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland perspektivisch nicht zu halten sein wird. „Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Position als eines der weltweit führenden Zulieferunternehmen festigen“, erklärte er nun.
Viele der Stellen sollen ohne Aufhebungsverträge wegfallen. „Die Reduzierung soll soweit möglich sozialverträglich geschehen, indem ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutzt“, hieß es vom Unternehmen. ZF plane die Gründung mehrerer Standortverbunde mit schlankeren Strukturen. Zurzeit seien 54.000 Menschen in Deutschland bei dem Unternehmen beschäftigt.
Betriebsrat sieht «Manager-Versagen»
Die Ankündigung schüre Ängste, „wo wir eigentlich den vollen Einsatz für die Belieferung der Kunden, der Bewältigung der Rezession und der Transformation brauchen“, so ZF-Betriebsratschef Dietrich weiter. Die Pläne lenkten von einem Manager-Versagen ab. „Der ZF-Vorstand hat sich gegen die Zukunft von Standorten und Tausenden von Mitarbeitern in Deutschland entschieden und wird dafür erbitterten Widerstand erhalten.“
Das hoch verschuldete Unternehmen hat sich erst im Frühjahr ein strenges Sparprogramm auferlegt. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro gesenkt werden, hieß es im Februar. Damit will sich ZF eine bessere Position verschaffen, um den weiteren Wandel zur E-Mobilität ab 2026 anzugehen.
Hohe Schulden belasten ZF
Hauptgrund für die Sparmaßnahmen sind überdies die hohen Schulden des Konzerns. Diese haben ihren Ursprung vor allem im Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Der Konzern bezahlt aktuell Hunderte Millionen Euro an Zinsen – die zum Beispiel in den Bereichen Forschung und Entwicklung fehlen. Zugleich muss der Autozulieferer, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, in den kommenden Jahren Milliarden investieren, um die Transformation meistern zu können.
Weltweit arbeiten rund 169.000 Menschen für ZF. Am Bodensee sind rund 10.300 Menschen beschäftigt. ZF ist an mehr als 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten. 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro. ( lsw / leja )