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Bildungsreform

Die Schullandschaft wird neu justiert, Details sind noch offen

Das  Bildungspaket ist im Kabinett beschlossen. „Eines der größten Reformpakete in der jüngeren Geschichte unseres Landes“, schreibt Kultusminister Theresa Schopper (Grüne) in ihrem Info-Brief an die Schulen.Doch sind Längst noch nicht alle Details unter Dach und Fach.

Im Landtag muss die Bildungsreform noch verabschiedet werden. Im Kabinett von Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sie Kultusministerin Theresa Schopper an diesem Dienstag bereits durchgebracht und dann der Öffentlichkeit vorgestellt.

dpa/Bernd Weißbrod)

Stuttgart. Viel wird sich ändern an den Schulen im Südwesten. So wird die Sprachförderung an den Grundschulen neu organisiert. Ab dem Schuljahr 2028/2029 wird die Einrichtung von Juniorklassen für Kindern mit eklatanten Deutsch-Schwächen verbindlich. Bis dahin muss das Zusatzangebot durchfinanziert sein.

Oder: Schon im Herbst 2026 starten fünfte und sechste Klassen ins neue G9 mit der Stärkung der Grundlagenfächer Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache, mit einem Basiskurs Medienbildung und mehr Biologie.

Ab der siebten Klasse wird das Pflichtfach Medienbildung-Informatik eingeführt. Die Demokratiebildung, die bisher nur fächerübergreifend stattfindet, soll gestärkt werden.

Wünsche der Realschulen erfüllt die Kultusministern nicht

Trotz der Entscheidung des Ministerrats in der letzten Sitzung vor der Sommerpause ist dagegen die Ausgestaltung der Realschule umstritten. Bis zuletzt hatte der Realschullehrerverband dafür geworben, die verbindlichere Grundschulempfehlung über das Gymnasium hinaus auf die eigene Schulart auszudehnen.

Auch in der CDU-Landtagsfraktion waren Stimmen laut geworden, die die Realschule auf diese Weise stärken wollten. Kultusministerin Schopper allerdings lehnte eine entsprechende Veränderung bei der Präsentation der Beschlüsse vor Medienvertretern ausdrücklich ab. Auch an Realschulen wird das niedrigste der drei Unterrichtsniveaus mit der Bezeichnung “G“ weiter unterrichtet. „Wir wollen nicht zurück in die alte Dreigliedrigkeit“, sagt die Kultusministerin und macht deutlich, dass sie mit der Reform sehr wohl auch eine strukturelle Verschlankung des in Baden-Württemberg sehr differenzierten Schullandschaft anstrebt.

Nach den Unterlagen, die das Kultusministerium an alle Schulen verschickt hat, können Realschulen einen Verbund mit einer der verbliebenen gut 200 Werkrealschulen eingehen und die Kinder auf G-Niveau, etwa entsprechend früheren Hauptschulen, dann ausschließlich dort unterrichten. Damit wird dem Wunsch des Realschullehrerverbands nach mehr Homogenität durchaus Rechnung getragen.

Möglich wird diese äußere Differenzierung bereits ab Klasse sechs durch Verkürzung der Orientierungsstufe auf nur noch ein Jahr. „Dieser Wunsch wurde vielfach an uns herangetragen“, schreibt das Kultusministerium und verspricht „zusätzlich an weiteren Maßnahmen zu arbeiten, um die Realschulen weiter zu stärken und noch besser für die Zukunft aufzustellen“. Die ursprünglich von den Grünen mittelfristig geforderte Zweigliedrigkeit ab der fünften Klasse – mit dem Gymnasium auf der einen und einer zweiten integrativen Schulform auf der anderen Seite – ist damit vom Tisch.

Die Entscheidung im Landtag ist für Ende Januar 2025 vorgesehen

In dem Schreiben an die Schulen heißt es, alle Informationen entsprächen dem Stand des Gesetzentwurfs, „bevor dieser nun in die Anhörung geht“. Nach der Anhörung werde nochmals das Kabinett befasst, bevor der Landtag dann final entscheidet. Dies sei für Ende Januar 2025 vorgesehen.

Was die Kultusministerin nicht öffentlich macht, ist, dass sich die CDU-Landtagsfraktion eine weitere Einflussnahme gesichert hat. Denn alle untergesetzlicher Regelungen, die, wie es heißt „politische Beschlüsse abbilden“, müssen danach von ihren Bildungspolitikern freigegeben werden. Auf diese Weise wollen die Christdemokraten verhindern, dass Verordnungen oder Verwaltungsvorschriften politische Beschlüsse unterlaufen oder dass letztere sich nicht richtig entfalten können. Im Klartext: Für reichlich Diskussionsstoff unter den Koalitionspartnern im Herbst und bis zur endgültigen Verabschiedung ist gesorgt.

Um die Finanzierung wird noch gerungen

Bis Anfang September hat sich die grün-schwarze Haushaltskommission vertagt. Besonders kompliziert sind die Etatgespräche für Häuser mit hohem Anteil gesetzlich vorgeschriebener Ausgaben wie dem Kultusressort. Da nur ein geringer Teil der Mittel frei verfügbar ist, wird über Einschnitte bei den Personalkosten nachgedacht, etwa darüber, Poolstunden zu streichen. Ärger ist programmiert, weil genau diese Stunden bisher dafür da sind, Schüler gezielter zu fördern.

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