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Vegetation

Rund ums Kloster Murrhardt wuchsen im Mittelalter Hunderte verschiedene Pflanzenarten

Getreide, Schlafmohn und Haselnuss: Eine Pflanzenanalyse hat ergeben, dass im Hochmittelalter rund ums Kloster Murrhardt viele Kultur- und Wildpflanzen wuchsen.

Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat Proben aus Murrhardt untersucht und Entdeckungen über die Vegetation im Mittelalter gemacht.

IMAGO / imagebroker)

Stuttgart/Murrhardt. Welche Pflanzen wuchsen im Hochmittelalter rund um das Kloster in Murrhardt ? Das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart hat Proben untersucht, die dort bei archäologischen Grabungen genommen wurden. Die Ergebnisse der Pflanzenanalyse liegen nun vor, wie das Regierungspräsidium mitteilte.

„Im feuchten Milieu hat sich unter aneroben, das heißt unter sauerstoffarmen Bedingungen organisches Material in großer Menge in der Grabenverfüllung erhalten, daher die schwarze Farbe“, sagt der ehrenamtlichen Beauftragte des LAD, Reinhold Feigel aus Backnang.

3000 Pflanzenreste, von denen 107 Arten bestimmt werden konnten

„Aus den Bodenproben konnten die Kolleginnen und Kollegen vom Labor für Archäobotanik unter der Leitung von Elena Marinova-Wolff über 3000 Pflanzenreste auslesen. 107 verschiedene Arten konnten bestimmt werden, davon acht Kulturpflanzen und 99 Wildpflanzen“, sagt Feigel, der 2008 zum ehrenamtlichen Beauftragten der archäologischen Denkmalpflege für den nördlichen Rems-Murr-Kreis bestellt wurde.

135 Reste von Kulturpflanzen waren bestimmbar, dabei Getreidearten wie Weizen, Rispenhirse, Roggen, Dinkel und Emmer, meist Druschreste. Weiter sind Schlafmohn, Lein und Petersilie vorhanden. Zudem sind Pflanzenreste der Brachen-, Acker- und Grünlandvegetation, der Laubwälder und Gebüsche vertreten.

„Sicher gesammelt wurden Haselnuss, Beeren und Erdbeeren. Als häufigste Brachenpflanze kam Beifuß vor, der auch als Gewürz oder Heilpflanze Verwendung finden konnte“, so Feigel, „gleiches gilt für den Gefleckten Schierling und die Große Brennnessel, die allerdings in bewohntem Gebiet – wie wir alle wissen – regelmäßig in Massen auftritt.“

Im untersuchten Graben fanden sich zudem zahlreiche Arten der Ufer- und Auenvegetation, ein Hinweis, dass dieser im Hochmittelalter wasserführend und sehr feucht war. 24 Arten weisen auf grünlandartige offene Flächen in der Umgebung hin.

Die Vegetationsreste aus dem Graben entsprechen laut Feigel der in der Kloster- und städtischen Umgebung zu erwartenden Bandbreite. Einen Anhaltspunkt zur Datierung geben Keramikscherben des 11. bis 13. Jahrhunderts aus der Verfüllung: Irgendwann in dieser Zeitspanne hatte der Graben seine Funktion verloren und war verlandet.

Ein Fundamentgraben musste ausgehoben werden

2022 standen in der historischen Altstadt von Murrhardt am Gebäudekomplex des ehemaligen Gasthauses „Rose“ Um- und Anbauten an. Für das neu zu errichtende Haus in der Helfergasse musste ein Fundamentgraben bis auf den gewachsenen tragfähigen Boden (Schwemmkies) ausgehoben werden.

Es zeigte sich der untere Bereich eines mit schwarzem zähem Lehm verfüllten Spitzgrabens parallel der ehemaligen Klosterummauerung. Dieser hatte ursprünglich eine Breite von ungefähr 6,8 Metern und eine Tiefe von 2,8 Metern. (sta)

Einen Anhaltspunkt zur Datierung der Vegetationsreste ergaben Keramikscherben des 11. bis 13. Jahrhunderts. Foto: Regierungspräsidium Stuttgart

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