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Siege in der ersten Runde in Bretten und in Sinsheim
Bretten/Sinsheim. Fast zwei Drittel der Stimmen im ersten Wahldurchgang bei einem Kandidatentableau von sechs Personen: Die Wählerinnen und Wähler in Bretten (Kreis Karlsruhe) waren klar auf der Seite von Nico Morast. Der Bürgermeister von Massenbachhausen (Kreis Heilbronn) errang 65,57 Prozent der abgegebenen Stimmen. 50,12 Prozent der Wahlberechtigten haben votiert.
Am Tag nach der Wahl sitzt Morast wieder im Rathaus von Massenbachhausen, der Wahlkampfurlaub ist vorbei. Allzu viele Akten kann der Wahlsieger nicht abarbeiten, so oft klingelt das Telefon: Glückwünsche über Glückwünsche. In Bretten war laut Morast ein Neuanfang gewünscht. Dass aber ein Wahlergebnis in dieser Dimension zustande kam, habe auch der erfahrene Kommunalpolitiker nicht erwartet. Stilwechsel, Umgang mit den Bürgern, Arbeit im Gemeinderat – all das soll im Zeichen der Transparenz stehen. Gerade für die Arbeit mit dem Hauptgremium schätzt Morast seine Kandidatur als Unabhängiger als hilfreich ein, auch weil er mit Kritik an manchen Brettener Zuständen Wahlkampf gemacht hat. „Ich habe mich nicht auf eine Seite geschlagen, ich bin überparteilich geblieben“, sagt der Christdemokrat.
Seine ersten Aufschläge als neues Stadtoberhaupt dürften sich um die versprochene Bilanz des Gartenschauprojekts samt Kassensturz drehen. Allerdings will er sich bis zum 1. Oktober rar machen, um seinem Vorgänger nicht in die Parade zu fahren. Derweil schreitet das Bauprojekt der vierköpfigen Familie Morast in Großvillars voran. Im Oberderinger Stadtteil, der an die Brettener Gemarkung grenzt, hatte Morast unabhängig von der OB-Kandidatur den Bau eines Eigenheims begonnen.
Während der eine vom Erfolg überwältigt ist, ist der andere vom Wahlausgang enttäuscht. Michael Nöltner hatte sich mehr als die 13,09 Prozent versprochen. Damit rutschte der Brettener Beigeordnete noch hinter Jana Freis, die mit 18,24 Prozent einen Achtungserfolg errang. Der 24-Jährigen fehlt zwar die Verwaltungserfahrung. Sie repräsentierte aber offenbar für viele einen Neuanfang.
Kandidatur scheitert an der Wechselstimmung in Bretten
An dieser Wechselstimmung, so Nöltner, sei seine Kandidatur gescheitert. Ein Indiz gab es schon bei der Kreistagswahl, wo der Christdemokrat besser abschnitt als Brettens Freie-Wähler-OB Martin Wolff . Bei der OB-Wahl hätten die Wähler ihre Unzufriedenheit mit Wolff dem Kandidaten aus dem Rathaus angeheftet.
Nöltner sieht sich hier in einer delikaten Lage: Einerseits hätte er sich auf Kosten des Oberbürgermeisters profilieren können, andererseits sieht er sich zur Loyalität verpflichtet, auch um bestmögliche Ergebnisse für die Stadt zu erreichen. Die stehen nun auch mit dem neuen Chef im Vordergrund. Berufliche Veränderungen schließt Nöltner vorerst aus: „Ich fühle mich in Bretten wohl.“
Minimalen Einfluss auf das Ergebnis hatten die drei weiteren Kandidaten. Fabian Nowak, einstiger Grünen-Stadtrat, bekam die Stimmen von 1,78 Prozent der Wähler, Manfred Westermayer erhielt 0,84, Frank Trippel (Die Partei) 0,44 Prozent.
Auch in Sinsheim haben die Wähler ein eindeutiges Votum gefällt. Marco Siesing muss ebenfalls Hunderte Glückwünsche bearbeiten, die er nach seinem klaren Wahlsieg erhalten hat. Der Bürgermeister von Eschelbronn, ebenfalls eine Kommune im Rhein-Neckar-Kreis, gewann mit 76,74 Prozent der Stimmen vor seinem stärksten Konkurrenten Thomas Seidelmann, der auf 18,85 Prozent kam. „Ich habe schon mit einem Wahlsieg gerechnet, aber nicht dass es so deutlich ausgeht“, sagt der 46-Jährige.
Während Siesing als erster Kandidat um die Nachfolge von Oberbürgermeister Jörg Albrecht feststand, bewarb sich Seidelmann erst kurz vor Bewerbungsende . Der Rückstand um mehrere Wochen war für den Bürgermeister in Neckarbischofsheim, einer Sinsheimer Nachbargemeinde, nicht mehr einzuholen. Die beiden anderen Bewerber waren weitgehend chancenlos: Theo Pausch, der für die Satirepartei „Die Partei“ antrat, holte 1,39 Prozent, Alexander Holder kam auf 2,82 Prozent der Stimmen.
Siesing macht das gleiche wie sein neuer Brettener Kollege Morast: Die Mitarbeiter der Verwaltung kennenlernen. Siesing selbst will Akzente bei den Themen Sicherheit, Stadtgestaltung und Radinfrastruktur setzen.
Die Wahlbeteiligung lag in der Stadt mit rund 27 500 Wahlberechtigten bei 36,08 Prozent. „Damit kann man nicht zufrieden sein“, sagt Siesing. In vielen Städten von Sinsheims Größenordnung bleibe die Beteiligung oft unter 40 Prozent. „Aber man muss sich schon fragen, warum Teile der Bevölkerung nicht wählen gehen, wo doch sie die Oberbürgermeisterwahl direkt betrifft.“
Unterlegener Kandidat gratuliert in den Sozialen Medien
Der unterlegene Kandidat Thomas Seidelmann sendete via Instagram Glückwünsche an den Wahlsieger und Bürgermeisterkollegen: „Tolles Ergebnis, ganz stark, ein klares Votum, wenn auch leider bei (für die Wichtigkeit dieses Amts) viel zu geringer Wahlbeteiligung“, schrieb er auf der Plattform.