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Das erste evangelische Gesangbuch: Jubiläumsfeier und Flashmob in Heidelberg
Stuttgart/Heidelberg. Es war das Verdienst der Reformatoren, die Gemeinden aktiv an Gottesdiensten zu beteiligen. Und Martin Luther (1483-1546) hatte die Idee, den christlichen Glauben zu „Herzen zu singen“ und so auch inhaltlich zu vermitteln, sagt Martin Mautner, Rektor der Hochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Um die Jahreswende 1523/1524 erschien in Nürnberg der sogenannte „Achtliederdruck“, das der Drucker Jobst Gutknecht herausgab. Das Heft gilt als das erste gedruckte evangelische Gesangbuch, dessen 500. Jubiläum 2024 die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) unter anderem mit einer Sondermarke feiert.
Polemische Seitenhiebe gegen den alten Kirchengesang
Der „Achtliederdruck“ enthielt vier Lieder Martin Luthers, darunter die Nachdichtung des 130. Psalms „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Außerdem drei Lieder des Liederdichters Paul Speratus (1484-1551). Etwas später erschien zunächst in Erfurt das „Enchiridion“ (Handbüchlein), versehen mit polemischen Seitenhieben gegen den alten Kirchengesang . Danach wurde in Wittenberg das „Geistliche Gesangsbüchlein“ des Kantors Johann Walter herausgegeben mit 43 Liedern und einem Vorwort des Reformators. Es gilt als das erste Chorgesangbuch.
Zurzeit erarbeitet eine deutsch-österreichische Kommission aus Kirchenmusikern und liturgischen Experten ein neues Gesangbuch. Es soll 2028/29 erscheinen. Wichtig bei der Weiterentwicklung des Gesangbuchs sei die Berücksichtigung von zwei Gesichtspunkten, sagte Mautner: die stilistische Vielfalt mit aktuellen Liedern wachhalten und die „lieb gewordenen, tradierten Gesänge“ zu bewahren. „Es kann nicht sein, dass ein Gesangbuch eine Art Museum ist, musikalisch veraltet, niemand versteht es mehr“, betonte er.
Flashmob vor der Heiliggeist-Kirche in Heidelberg
Mit einem Flashmob vor der Heiliggeist-Kirche in Heidelberg erinnert an diesem Sonntag (30. Juni) die Hochschule für Kirchenmusik an das runde Jubiläum. Dozenten der Hochschule werden dann ein- und mehrstimmige Lieder anstimmen. „Singen mit ‚Herz und Mund‘ vor der größten Kirche Heidelbergs, das gab‘s noch nie“, sagt Martin Mautner. (epd/rik)