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Porträt der Woche

Vivien Costanzo – das neue Gesicht der südbadischen SPD in Brüssel

Sie stammt aus Hessen und machte dort noch Politik, als sie schon in Freiburg studierte. Deshalb fiel sie hier weniger auf, doch das ändert sich gerade: Vivien Costanzo ist das neue Gesicht der südbadischen SPD in Brüssel.

Vivien Costanzo

Maximilian Koenig)

Tonia bleibt vorläufig noch daheim in Freiburg , doch Vivien Costanzo ist schon angekommen in Brüssel, der Hauptstadt der EU, die in den kommenden vier Jahren ihr Lebensmittelpunkt sein wird. Die 34-jährige Sozialdemokratin wurde am 9. Juni ins Europaparlament gewählt – zur Überraschung all jener, die sich die Liste der SPD nicht genau angeschaut hatten. Denn dort stand die Büroleiterin des Emmendinger Bundestagsabgeordneten Johannes Fechner auf Platz 13. Und da etwa ein Prozent der Wählerstimmen für ein Mandat reicht, kam sie rein – dafür reichte sogar das schlechteste SPD-Europawahlergebnis aller Zeiten mit bundesweit 13,9 Prozent.

Tonia, um auf den Anfang zurückzukommen, ist Costanzos Hündin. Sie lief ihr in vor einem Jahr in Süditalien zu – der Heimat von Costanzos Großeltern und Eltern – und wich ihr nicht mehr von ihrer Seite. So kam sie mit nach Freiburg.

Vivien Costanzo ist die Erste in der Familie, die studiert hat. Insofern ist es im Rückblick keine Überraschung, dass sie als junger Mensch anders als viele ihrer Generation nicht den Weg zu den Grünen, sondern zur SPD fand.

Dabei hat sie die Entscheidung damals, mit 16 in Hessen, nicht einfach gemacht. Sie habe alle Parteiprogramme durchgelesen. „Das war ein Prozess von einem Dreivierteljahr.“ Danach war der Schülersprecherin aber klar, dass ihre Partei nur die SPD sein könne – mit ihrem Versprechen „Aufstieg durch Bildung“.

Die frischgebackene Abgeordnete, die zweite baden-württembergische Sozialdemokratin im Europaparlament neben René Repasi, ist schon eine Menge herumgekommen. Sie war im Sudan, in Aserbaidschan und zehn Jahre in Israel und Palästina. Die dortige Situation nimmt sie ziemlich mit. „Ich bin mit allen drei Seiten emotional verbunden. Ich kann mit den Israelis genauso weinen wie mit den Palästinensern in Gaza.“ Und dass jetzt nicht Zeit für Grundsatzdiskussionen sei, sondern für rasche Lösungen.

Kein Kopfzerbrechen bereitet ihr dagegen die K-Frage. Für die Juristin ist klar: „Olaf Scholz macht seinen Job und er macht ihn gut, und deshalb gibt es für mich derzeit keine Diskussion.“ Er sei auch nicht der eingebildete Kauz, als der er bisweilen beschrieben wird. Im Gegenteil: Sie erlebe ihn als humorvoll und witzig.

Weniger gut zu sprechen ist sie auf Ursula von der Leyen, die alte und mögliche neue Kommissionspräsidentin. „Momentan ist mir das zu viel rechtes Geblinke“, kommentiert Costanzo die Ankündigung der Christdemokratin, gegebenenfalls mit Giorgia Meloni zusammenzuarbeiten.

„Was ist das wert, was Frau von der Leyen sagt?“, fragt Costanzo auch im Hinblick auf das Verbrenner-Aus, das von der Leyens Projekt war und das ihre Christdemokraten jetzt wieder kassieren wollen. Die Sozialdemokratin will die Verhandlungen der kommenden Tage abwarten und dann entscheiden, wem sie am 16. Juli ihre Stimme gibt, wenn sich voraussichtlich von der Leyen zur Wiederwahl stellt.  

Drei Fragen…

Viele Kommentaren halten die unkontrollierte Einwanderung für den Hauptgrund dafür, dass die Europawahl so ausging, wie sie ausging. Sie auch?

Nein. Das Hauptproblem ist, dass sich Menschen nicht ernstgenommen fühlen und dass sie mit der Regierung unzufrieden sind.

Die SPD hat das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte erreicht.

Das darf man nicht schönreden. Die SPD hat viele, viele Wähler verloren. 2,5 Millionen sind gar nicht erst zur Wahl gegangen. Der große Anspruch muss es sein, die zurückzuholen.

Was wollen Sie in Brüssel erreichen?

Ich bin angetreten, weil ich gesagt habe: Ich will ein Update für Europa. Weil ich gesagt habe, dass die Idee von Europa unglaublich gut ist, dass wir aber jetzt auch die nächsten Schritte tun müssen, indem wir als Europa noch stärker zusammenzuwachsen.

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