Kolumne

Bürokratieabbau als preiswerte Konjunkturspritze

Über überbordende Vorschriften, Berichts- und Dokumentationspflichten klagt die heimische Wirtschaft schon lange. Nun hat die IHK Region Stuttgart das Problem in Zahlen fassen können. Die Gewinne der Unternehmen leiden darunter deutlich.

Aktenordner nach einer Protestaktion des Zentralverbands des Deutschen Handwerks vor dem Bundeskanzleramt in Berlin.

dpa/photothek/Florian Gaertner)

Fast elf Stunden muss ein kleiner Betrieb, egal ob Handel, Dienstleistung oder produzierendes Gewerbe, Woche für Woche aufwenden, um bürokratische Anforderungen zu erfüllen. Das sind fast eineinhalb Arbeitstage, die für produktive Tätigkeiten nicht zur Verfügung stehen oder zusätzliche Personalkosten verursachen.

Noch bedenklicher ist, wenn fast zwei Drittel der Unternehmer angeben, dass ihre Gewinne um über zehn Prozent höher sein könnten, wenn ihnen ein erheblicher Teil des bürokratischen Aufwands von den Schultern und Schreibtischen genommen werden würde. Denn was sich dabei sparen ließe, würde nicht in erster Linie die Mittelständler reicher machen. Es würde vielmehr in Investitionen fließen, die dazu beitragen könnten, den Wirtschaftsstandort zu sichern.

Der immer wieder von Politikern fast aller Couleur beschworene und von fast schon zahllosen Kommissionen und Normenkontrollräten vorbereitete Bürokratieabbau könnte also ein echtes Konjunkturprogramm sein – wenn er denn käme. Doch bisher hat sich, außer den Lippen der Politiker, wenig bewegt, wie die Wirtschaft zu Recht beklagt. Dabei hätte der Bürokratieabbau, wenn er denn rasch und konsequent angegangen würde, gleich zwei Vorteile im Vergleich zu monetären Konjunkturprogrammen: Er kostet bedeutend weniger und er verursacht keinen Verwaltungsaufwand bei den Empfängern. Der ist bei Fördermitteln mit aufwendigen Antragsverfahren und umfangreichen Dokumentationspflichten schließlich Normalität.

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