Dank „Job-Turbo“: Diese Ukrainer konnten beruflich durchstarten
Yuliia Mykolaienko: Fortbildung erlaubt Neustart im alten Beruf
Freiburg. Yuliia Mykolaienko hat vor ihrer Flucht nach eigener Aussage elf Jahre lang als selbstständige Bauzeichnerin und Innenarchitektin in der Ukraine gearbeitet. Durch den Integrationskurs lernte sie soweit Deutsch, dass für sie eine Verständigung am Arbeitsplatz möglich war. Mit dem Ziel, in Deutschland wieder als Bauzeichnerin zu arbeiten, kam sie in einen Integrationskurs des Internationalen Bundes (IB), den das Jobcenter Breisgau-Hochschwarzwald vermittelt hatte.
„Ein Betriebspraktikum zeigte, dass eine Weiterbildung sinnvoll ist und wir meldeten dies dem Jobcenter“, sagt IB-Dozentin Helga Blanck. Die Kosten wurden vom Jobcenter übernommen. Nach Abschluss der Qualifizierung im Umgang mit CAD-Software bekam Yuliia Mykolaienko in ihrem Praktikumsbetrieb, dem Müllheimer Architekturbüro Eisenberg Rummel, schließlich eine feste Anstellung.
Yevhenii Kolchenko: Jobeinstieg klappt auch ohne Sprachkenntnisse
Schönau. „Ich habe große Mühe, Deutsch zu lernen“, sagt Yevhenii Kolchenko, der im Sommer vergangenen Jahres mit seiner Frau und drei Kindern nach Deutschland kam. Es falle ihm aber auch schwer, herumzusitzen und nichts zu tun, erklärt der 46-jährige Ukrainer. Die Chance, dies zu ändern, bot ihm Rolf Ganzmann, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Schönau im Schwarzwald (Kreis Lörrach). Er sei bei der Job-Turbo-Bewerbermesse auf den gelernten Kfz-Mechaniker aufmerksam geworden. Er habe mit seinem technischen Verständnis und seinen Fachkenntnissen überzeugt. Die fehlenden Sprachkenntnisse seien dabei kein Ausschlusskriterium. „Das kann man sich als Arbeitgeber doch gar nicht mehr leisten,“ betont Ganzmann. Seit Mai arbeitet Kolchenko in der Werkstatt des Autohauses und lobt die Unterstützung, die er bekommt. Sein Chef habe ihm sogar Pläne auf Ukrainisch übersetzt.
Maryna Morhun: Von der Kundin des Jobcenters zur Arbeitsvermittlerin
Göppingen. Vor zwei Jahren kam Maryna Morhun aus der Ukraine nach Deutschland. Vor einem halben Jahr hat sie es geschafft, im Jobcenter Landkreis Göppingen die Seiten zu wechseln. Von der Kundin wurde die junge Frau zur Arbeitsvermittlerin. „Frau Morhun hat uns beim Vorstellungsgespräch mit ihrem ehrgeizigen Wesen überzeugt“, begründet Silke Odum-Scharhag, Bereichsleiterin beim Jobcenter, die Auswahl. Sie rechnete mit einer längeren Einarbeitungszeit wegen der Sprachbarriere, aber Morhun habe sie „eines Besseren belehrt“, sagt sie. Ihre Beratungsgespräche führt die junge Ukrainerin fast immer auf Deutsch, auch mit Landsleuten. Doch wenn erforderlich, unterstützt sie auch Kollegen − etwa in der Berufsberatung − als Übersetzerin ins Ukrainische. Maryna Morhun rät Geflüchteten dazu, rasch Deutsch zu lernen. „Denn ohne Sprache geht nichts“, betont sie.
Anna Shatkivska: Versicherungsbüro anstelle der Anwaltskanzlei
Reutlingen. Mit ihren zwei Kindern flüchtete Anna Shatkivska 2022 nach Deutschland, kam in den Landkreis Reutlingen. „Ich erhielt enorme Unterstützung und Ermutigung von der deutschen Familie, die mich aufgenommen hat“, berichtet die Ukrainerin. Weil sie für ihre Kinder keine Betreuungsplätze bekam, konnte sie keinen Sprachkurs besuchen und brachte sich Deutsch – unterstützt von Freunden – zunächst einmal selbst bei. In ihrem eigentlichen Beruf als Juristin sei Anna Shatkivska in Deutschland nur schwer einsetzbar, sagt der zuständige Arbeitsvermittler beim Jobcenter des Landkreises Reutlingen. Deshalb habe man ihr eine Stelle als Vertriebsassistentin bei der Sparkassen-Versicherung vermittelt. Der Chef der Geschäftsstelle Ermstal, Mario Hosenfeld, lobt seine neue Mitarbeiterin. Da sie neben ihrer Muttersprache auch Englisch, Russisch und ein wenig Polnisch spreche, sei sie eine Bereicherung.
Denys Benediktovych: Vom Polizisten in der Ukraine in eine Bauausbildung
Heilbronn. Für Denys Benediktovych hat eine Bewerbermesse des Jobcenters Heilbronn die Tür zum Arbeitsplatz in Deutschland geöffnet. Da stellte sich der 30-Jährige am Stand des Straßen- und Tiefbauunternehmens Klaus Reimold aus Gemmingen (Kreis Heilbronn) vor. „Wir führten ein kurzes, aber vielversprechendes Bewerbungsgespräch und ich lud ihn zum Probearbeiten ein“, berichtet der Reimold-Oberbauleiter Mark Fischer. Seit Anfang April ist der Ukrainer, der in seinem Heimatland Polizist war und seit August 2022 mit Frau und Kindern in Heilbronn lebt, bei Reimold als Helfer im Tief- und Straßenbau fest angestellt. Ab September wird er eine Ausbildung als Fachkraft im Tief- und Straßenbau beginnen. Diese werde durch das Qualifizierungschancengesetz, das die Weiterbildung von Arbeitnehmern unterstützt, flankiert, heißt es beim Jobcenter der Stadt Heilbronn.
Job-Turbo für Ukrainer beginnt zu wirken | Staatsanzeiger BW