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Schulreform

Schopper warnt Verbände vor „Schreckensbildern“

Die öffentliche Auseinandersetzung um Einzelheiten der Bildungsallianz kennt keine Pfingstferien. Verbandsvertreter werben zum Teil mit großer Vehemenz für ihre Auslegung des grün-schwarzen Reformpakets. Dementsprechend steigt der Druck, vor allem auf Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne), wie Johanna Henkel-Waidhofer schildert.

Um die Zukunft einer ganzen Schulform fürchtet der Realschullehrerverband angesichts der jüngsten Reformüberlegungen der Landesregierung.

IMAGO/Funke Foto Services)

Stuttgart. In einem Offenen Brief geht der Realschullehrerverband besonders scharf mit der grünen Kultusministerin Theresa Schopper ins Gericht. Tagtägliche Rückmeldungen von vor Ort machten deutlich, „dass große Verunsicherung, aber auch Wut vorherrscht“, schreibt der Realschullehrerverband in einem Offenen Brief. Unter anderem wird die Mutmaßung geäußert, Grüne und CDU wollten ein zweigliedriges Schulsystem durch die Hintertür einführen.

Verlangt wird deshalb, das beschlossene Paket auf den Prüfstand zu stellen und „gemeinsam mit den Lehrerverbänden sowie den Kammern und Wirtschaftsverbänden zu diskutieren“. Als Themen werden dabei die Vorgaben für die künftigen Schulverbünde neben und mit Gymnasien oder die verbindlichere Grundschulempfehlung genannt. Die Vertretung von etwa 9000 Realschullehrkräften im Land fordert die Ausweitung: „Unsere Schulart muss bei der verbindlichen Grundschulempfehlung im Übertrittsverfahren abgebildet werden.“

Das Reformpaket erfüllt laut der Ministerin Wünsche aus der Praxis

Für die Bandbreite der gegensätzlichen Einschätzungen, denen sich Schopper gegenübersieht, steht der Verein für Gemeinschaftsschulen. Dessen Vorsitzender Matthias Wagner-Uhl erinnert an die Geschichte des hiesigen Schulsystems, das der Ständegesellschaft entwachsen sei, und daran, wie Gemeinschaftsschulen vor allem in der Zeit der grün-roten Landesregierung zwischen 2011 und 2016 von CDU und FDP mit „offener Feindseligkeit“ bekämpft worden seien. Dabei habe sich die Schulform nicht nur „sehr positiv“ entwickelt, sondern sie könne, bei einem umfangreichen Ausbau gymnasialer Oberstufen, auch als „echter Qualitätstreiber“ fungieren.

In ihrer Antwort an den Realschullehrerverband wendet sich die Ministerin gegen „Schreckensbilder“, denn die „helfen uns angesichts der derzeitigen und zukünftigen Herausforderungen nicht weiter“. Vielmehr komme das Reformpaket Wünschen nach, die in zahlreichen Praxisgesprächen aus den Reihen der Realschulen formuliert worden seien.

Schopper ist gegen Ausweitung der Grundschulempfehlung

Eine klare Absage erteilt Schopper einer Ausweitung der Grundschulempfehlung. Realschulen trügen seit vielen Jahren maßgeblich dazu bei, „dass wir jungen Menschen in unserem Land trotz rückläufiger Zahlen bei den Haupt- und Werkrealschulen in der Fläche eine Beschulung auch auf grundlegendem Niveau anbieten können“.

Dafür hätten die Standorte zusätzliche Ressourcen erhalten, so die Ministerin. Und weiter: „Eine verbindliche Grundschulempfehlung, die diesen Schülerinnen und Schülern den Zugang zu den Realschulen verwehren würde, ist weder möglich noch sinnvoll für unser Land.“

Verbände empfehlen den Blick auf andere Länder und die Wissenschaft

Ebenfalls bereits zu Wort gemeldet haben sich – neben den Wirtschaftsverbänden oder der Handwerkskammer – die Grundschullehrkräfte. „Das Schulsystem in Baden-Württemberg benötigt mehr als Flickschusterei, um die offen liegenden Probleme zu beheben“, erklärte der Verbandsvorsitzende Edgar Bohn.

Er zitierte das Kultusministerium mit dem Satz, die Verbände träten für ihre Schulart ein. „Sollten die Verbände ihre jeweiligen Interessen nicht hintanstellen und mit Herzblut dafür eintreten, dass die Schullandschaft so gestaltet ist, dass es keine Bildungsverlierer:innen gibt?“, fragt Bohn rhetorisch, „und könnten wir dabei den Blick über den Tellerrand wagen und von erfolgreichen anderen Ländern lernen?“

Gesmeinschaftsschulvertreter fordert Integrative und inklusive Schulen

Es sei „geradezu dramatisch“, so appelliert auch Wagner-Uhl .an die Entscheider, „dass vor allem die pädagogische Wissenschaft immer besser und valide begründet, warum wir integrative und inklusive Schulen brauchen, und zunehmend im Konsens über wissenschaftliche Strömungen hinweg zu solchen Schulsystemen auffordert“.

Solche Anregungen dürften die anstehenden und ohnehin komplizierten Debatten nach Ende der Pfingstferien allerdings eher zusätzlich erschweren.

Kritik kommt auch von Experten aus dem Ausland

Es sei eine sinnstiftende Tätigkeit, sagt Steger, denn man sorge täglich dafür, dass ein Prozess am laufen gehalten werde, der für die Menschen lebensnotwendig ist. „Trinkwasser ist das höchstkontrollierte Produkt in Deutschland, die Menschen arbeiten bei uns als Meister oder Ingenieur, weil sie nicht nur ein Segment bearbeiten, sondern die Verantwortung für ein Lebenselement übernehmen wollen.“

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