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Umweltverwaltung

Wissensmanagement für alle Verwaltungsebenen

Kaum ein Bereich wächst so schnell wie die Gesetzgebung im Umwelt- und Naturschutzbereich. Der Rechtsrahmen wird in weiten Bereichen von der Europäischen Union bestimmt. In Baden-Württemberg gibt es nun eine Wissensplattform über alle Verwaltungsbereiche hinweg. 

Bunte artenreiche Blumenwiesen gehören zu den schützenswerten Landschaften im Land.

gudrun - stock.adobe.com)

Stuttgart. Die Umwelt- und Naturschutzverwaltung in Baden-Württemberg hat nun eine Wissensplattform. Eingebunden sind das Umweltministerium, die Regierungspräsidien, aber auch die Landratsämter und Kommunen. Auch die Landschaftserhaltungsverbände haben Zugriff auf die Plattform. Alle Mitarbeiter im Land aus den Bereichen der Gewerbeaufsicht, von Wasser und Boden und aus der Naturschutzverwaltung können sich hier registrieren.

„Das Projekt ist geprägt vom Grundsatz: Aus der Praxis für die Praxis“, sagt Michael Münter, Ministerialdirektor im Umweltministerium. Das Ziel: den Vollzug der gesamten Umweltverwaltung zu stärken. Hier finden sich Gesetze und Verordnungen, Hinweise zur Umsetzung aus dem Ministerium. Aber auch Ansprechpartner, die bei schwierigen Fragen weiterhelfen können. Denn nicht jedes Landratsamt kann für jeden Einzelfall, der hin und wieder vorkommt, Fachleute vorhalten. „Damit stärkt die Wissensplattform auch die Vernetzung und den Austausch zwischen den Verwaltungseinheiten“, so Münter.

Die Idee für die Wissensplattform geht bis in die Jahre 2016 und 2017 zurück. Zwei Gutachten hatten damals gezeigt, dass Baden-Württemberg im Vergleich mit anderen großen Flächenländern wie Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen deutlich weniger Personal hatte. Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass die Umwelt- und Naturschutzverwaltung im Südwesten bereits Tendenzen zu einer Mangelverwaltung aufwies. Hinzu kam, dass in den darauffolgenden Jahren rund 500 Mitarbeiter in Ruhestand gingen.

Wissensplattform war ein zentrales Thema bei Reformen

Auch wenn klar war − ganz ohne zusätzliches Personal wird es nicht gehen −, haben Mitarbeiter aus Umwelt- und Naturschutzverwaltung in verschiedenen Arbeitsgruppen sich Gedanken gemacht, wie sie die Umwelt- und Naturschutzverwaltung in den bestehenden Strukturen besser aufstellen können. Über einen Lenkungskreis waren auch Ministerien, Regierungspräsidien, Personalrat sowie Städte- und Landkreistag eingebunden. Das Ergebnis waren 35 Verbesserungsvorschläge. Ein zentrales Thema war die Wissensdatenbank. Denn wenn erfahrene Mitarbeiter in Ruhestand gehen, ist auch ihr Fachwissen weg.

Nun ist der offizielle Startschuss für die Wissensplattform gefallen. Rund 1000 Mitarbeiter haben sich bereits registriert. Im Umweltministerium hofft man, dass in den nächsten Wochen noch viele weitere dazukommen werden. Nach Angaben aus dem Umweltministerium könnte die Wissensplattform für bis zu 5000 Mitarbeiter im Ministerium, bei der Landesanstalt für Umwelt und im Vollzug potenziell von Interesse sein.

In der neuen Plattform sind bestehende, zum Teil auch veraltete Intranetangebote aufgegangen. Die gemeinsame Wissensplattform für die drei Bereiche ist auch sinnvoll, ist Projektleiterin Marion Zobel überzeugt. Denn viele Informationen im Bereich der Gewerbeaufsicht seien beispielsweise auch für den Naturschutz wichtig und umgekehrt. Etwa wenn es um die Genehmigung von Windkraftanlagen oder Solarparks geht.

Ein Beitrag zu einheitlichen Entscheidungen

Zugleich trägt die Wissensplattform dazu bei, dass Entscheidungen in der Umwelt- und Naturschutzverwaltung einheitlich getroffen werden. Es gibt Austauschmöglichkeiten, für die registrierten Mitarbeiter gibt es auch Bereiche, in denen Fragen diskutiert werden können und die Möglichkeit, bei Problemen Hilfe von Fachleuten zu finden.

Daneben finden sich auch Nachrichten, Presseinformationen sowie ein Behördenverzeichnis der registrierten Mitarbeiter auf der Website. Es gibt viele Such- und Filtermöglichkeiten, Hinweise auf Fachberatungen, etwa beim Thema Biotopverbund, Tipps aus der Praxis, Beispiele, wie Lebensraumtypen im Naturschutz wie etwa die mageren Flachlandmähwiesen, allgemein besser als bunte Blumenwiesen bekannt, umgesetzt oder gesichert werden können. Auch Informationen über Vertragsverletzungsverfahren der EU finden sich hier. Alles mit dem Ziel: schnelle Hilfe bieten und finden.

Ein Gutachten mit Folgen

In der Folge des Gutachtens der Wissenschaftler Jörg Bogumil, Falk Ebinger und Stephan Grohs aus dem Jahr 2016 wurden in der Umwelt- und Naturschutzverwaltung viele Verbesserungsvorschläge entwickelt, um die beiden Bereiche für die Zukunft aufzustellen. Die Wissensplattform war das letzte große, noch offene Einzelprojekt, das nun umgesetzt wurde. Zuvor wurden beispielsweise auch bei der Nachwuchsgewinnung und Einarbeitung neue Wege beschritten. Mit einem Einarbeitungsjahr wurden neue Fachkräfte auf ihre künftigen Aufgaben in Landratsämtern und Regierungspräsidien vorbereitet.

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