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Wohnraummangel

Werkswohnungen bieten Vorteil am Arbeitsmarkt

Verfügbarer günstiger Wohnraum ist im Land weiterhin ein rares Gut, insbesondere in größeren Städten und Ballungsräumen. Unternehmen stellen daher ihren Beschäftigten vermehrt vergünstigte Wohnungen bereit. Das hilft auch den Betrieben selbst bei der Mitarbeitersuche und -bindung. Holger Schindler

Über 300 Wohnungen hat das Klinikum Stuttgart im Stadtteil Bad Cannstatt von der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft in den vergangenen Jahren für seine Mitarbeiter neu bauen lassen.

Jürgen Schmidt)

FREIBURG. „ Wir registrieren, dass Unternehmen verstärkt Interesse an Personalwohnungen haben“, berichtet Alwin Wagner, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein. Er verweist beispielhaft auf den geplanten Bau eines Boardinghauses im Gewerbepark Breisgau durch ein Freiburger Immobilienunternehmen mit 75 Apartments. Dort sollen sich Unternehmen einmieten und Wohnungen dann Mitarbeitern zur Verfügung stellen können.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) spricht soagr von einer „Renaissance der Mitarbeiterwohnungen “. Laut einer IW-Analyse vermieteten im Jahr 2023 in Deutschland gut fünf Prozent der Unternehmen eine Unterkunft an ihre Mitarbeiter. Das entspricht rund 675 000 Wohnungen sowie 46 000 Wohnheimplätzen für junge Mitarbeiter.

Fast die Hälfte der interessierten Firmen will kaufen statt bauen

Der Hintergrund dieser Entwicklung liegt klar auf der Hand. „Wohnungsmangel und hohe Mieten führen dazu, dass Unternehmen seit einigen Jahren verstärkt Mitarbeiterwohnungen anbieten, um als attraktiver Arbeitgeber bei aktuellen und potenziellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu punkten“, erläutert Martin Hamm, Arbeitsrechtler der Wirtschaftskanzlei Buse in München.

Unternehmen haben verschiedene Optionen zur Auswahl. Sie können eigene Wohnungen bauen oder kaufen, was ihnen vollständige Kontrolle über die Immobilien gibt. Dieses Modell eignet sich besonders für große Unternehmen oder solche, die langfristig planen. Laut IW setzen 17 Prozent der Firmen, die entsprechend aktiv sind, auf den Bau eigener Wohnungen, 44 Prozent auf den Kauf bestehender Immobilien zur Vermietung an Beschäftigte.

Eine alternative Möglichkeit ist das Mieten von Wohnraum, den das Unternehmen dann seinen Mitarbeitern zur Verfügung stellt. Dieses Modell bietet Flexibilität und ist oft mit geringeren Anfangsinvestitionen verbunden. Laut IW nutzen ebenfalls 44 Prozent der aktiven Betriebe diese Option.

Ein weiteres Modell sind schließlich Belegrechte in Wohnanlagen. Hierbei sichert sich das Unternehmen das Anrecht, eine bestimmte Anzahl von Wohnungen in einem Komplex zu belegen, die dann Mitarbeitern angeboten werden können. Dieses Modell bietet ebenfalls eine flexible Lösung, insbesondere wenn der Bedarf an Wohnraum für Beschäftigte schwankt.

Bei Dienstwohnung wird das Mietverhältnis arbeitsvertraglich geregelt

Rechtlich gesehen ist bei der Art der Vermietung zwischen Werkmietwohnung einerseits und Werkdienstwohnung andererseits zu unterscheiden. Die Werkmietwohnung wird laut Gesetz „mit Rücksicht auf das Bestehen eines Dienstverhältnisse vermietet“, die Werkdienstwohnung „im Rahmen eines Dienstverhältnisses“ überlassen, wie Martin Hamm erläutert. Im ersteren Fall sind Arbeits- und Mietvertrag getrennt, im zweiten Fall wird die Wohnungsüberlassung im Arbeitsvertrag geregelt und das Arbeitsgericht ist im Streitfall zuständig. Bei Werkmietwohnungen hat der Betriebsrat ein Mitbestimmungsrecht bezüglich Zuweisung und Kündigung der Unterkunft . Und das Mietverhältnis endet zunächst grundsätzlich nicht automatisch mit Ende des Arbeitsverhältnisses.

„Ob Werkmiet- oder Werkdienstwohnung, beide Modelle eignen sich, um die Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Wichtig ist die Unterscheidung vor allem mit Blick auf die Möglichkeiten, das Mietverhältnis zu beenden. In der Regel wollen Unternehmen sicherstellen, dass die Wohnung von aktuellen und nicht von früheren Mitarbeitern genutzt wird“, erklärt Hamm.

Freibeträge bei Steuerpflicht für vergünstigte Wohnung

Bei der steuerlichen Behandlung gibt es seit 2020 eine Erleichterung. Grundsätzlich gilt., dass ein steuerpflichtiger geldwerter Vorteil entsteht, wenn der Arbeitgeber eine Wohnung zahlt oder eine verbilligte Miete direkt vom Lohn abzieht. Seit vier Jahren gibt es jedoch einen Freibetrag: Zahlt der Mitarbeiter mindestens zwei Drittel der ortsüblichen Miete selbst, wird die Dienstwohnung für ihn steuerfrei. Der ortsübliche Mietpreis pro Quadratmeter darf allerdings 25 Euro nicht übersteigen, um Steuerbegünstigungen für Luxuswohnungen zu vermeiden.

Einen Leitfaden für Unternehmen hat die IHK München und Oberbayern zusammengestellt.

Land fördert Mitarbeiterwohnungen

Arbeitgeber sollten , wenn sie Mitarbeiterwohnungen schaffen wollen, gezielt nach Förderangeboten der öffentlichen Hand recherchieren. In Baden-Württemberg unterstützt die L-Bank aktuell im Rahmen der „Mietwohnungsfinanzierung BW – Förderlinie Mitarbeiterwohnen“ Bauherren, die neuen Wohnraum bauen, ändern, erweitern oder erwerben, sofern dieser zugunsten von Beschäftigten eines oder mehrerer Unternehmen vorgesehen ist. Verfügbar sind zinslose oder zinsverbilligte Darlehen mit unterschiedlichen Laufzeiten.

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