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Cannabis-Freigabe

Mehr Drogenberatung scheitert am Geld

Dass Kiffen für Volljährige nun teilweise legal ist, hilft der kommunalen Präventionsarbeit. Dazu müssen sich die Drogenberatungsstellen neu aufstellen. Zwar fordert das Gesetz mehr Prävention, was mangels Geld vom Bund scheitert.

Nach der Cannabis-Legalisierung beginnt für Drogenberatungsstellen eine neue Epoche.

IMAGO/Rainer Keuenhof)

Karlsruhe.  „Wir haben gewartet und gehofft, ob es kommt.“ Damit meint Cordula Sailer, Drogenbeauftragte der Stadt Karlsruhe, das neue Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis . Jetzt ist es also da, die Arbeit der Drogenberatungsstelle hat sich aber kaum verändert. Immerhin müssen die Mitarbeiter keine verbalen Klimmzüge mehr machen bei der laut Experten problematischeren, aber gesellschaftlich akzeptierten Droge Alkohol.

Viel einfacher, über ein legales Thema zu sprechen

„Es ist jetzt sehr viel einfacher, über ein legales Thema zu sprechen als über ein illegales“, sagt Daniel Welsch, stellvertretender Leiter der Karlsruher Jugend- und Drogenberatung, über das verbreitete Kiffen. Auch die Teilnehmer selbst könnten nun viel freier sprechen. Für die Drogenpräventionsarbeit sei das ein großer Schritt nach vorne.

Große Unsicherheiten, gerade bei Eltern

Dennoch verweist Sailer auf große Unsicherheiten, gerade bei Eltern. Da müsse man durch Aufklärung Ängste nehmen: „Man muss jetzt aufräumen mit alten Mythen: Cannabis ist keine Einstiegsdroge.“ In Ländern, in denen Cannabis legalisiert ist, habe sich beim Drogenkonsum wenig verändert . Für Deutschland könnten nach der Teil-Entkriminalisierung neue Gruppen für die Beratung erreichbar werden, meint Daniel Welsch. Er und seine Kollegen beraten nicht nur junge Konsumenten, sondern auch Menschen, die kurz davor stehen. Dort gehe es um Fragen nach den Folgen und der Sicherheit des Konsums.

Abstinenz ist nicht das erste Gesprächsziel

Bei Präventionsgesprächen gehe es nicht in erster Linie darum, Abstinenz zu erreichen, so Welsch: „Wir reflektieren auch mal den Konsum und wie es einem damit geht.“ Viele Klienten kommen wegen einer gerichtlichen Auflage in die Beratung. Cordula Sailer weiß, dass darunter auch Cannabis-Konsumenten waren, die mit dem Gesetz in Konflikt kamen, ihr Leben aber absolut im Griff haben: „Die kamen dann drei Mal zum Gespräch und da konnte man dann Däumchen drehen.“ Diese Gruppe fällt nun weitgehend weg, was Beratungszeiten freimacht für Menschen, die wirklich Hilfe benötigen.

Ziel ist, den Einstieg zu verhindern

Der Karlsruher Suchtpräventionsbeauftragte Philipp Weber beschreibt das Ziel der Präventionsarbeit: „Wir wollen den Einstieg verhindern, aber moderne Prävention setzt auf Konsummündigkeit.“ Das Gesetz ermögliche, neue Präventionsprogramme mit diesem Fokus zu entwickeln. „Wenn das reine Aufzählen der negativen Folgen funktionieren und das allein vom Konsum abhalten würde, dann bräuchten wir die Beratungsstelle nicht.“ Ob jemand mit dem Konsum beginne, könne man final nicht beeinflussen. Hilfreich sei, wenn Eltern das Gespräch mit ihren Kindern suchten.

Teillegalisierung macht es dem Schwarzmarkt schwer

Cordula Sailer hält die Teillegalisierung im Kern für absolut richtig . Auch deshalb, weil es dem Schwarzmarkt sehr viel schwerer gemacht wird. „Langfristig wird sauberes und kontrolliertes Cannabis auf den Markt gelangen – mit einem berechenbaren Wirkstoffgehalt.“ Sie kritisiert aber, dass der Bund mit dem Gesetz die Prävention aufstocken will, ohne mit mehr Geld zu unterstützen. „Wir würden gerne mehr Prävention machen, das können wir aber auf dieser Basis nicht“.

Substitution, Alkohol- und Vollzugsberatung

Pro Jahr behandeln die Mitarbeiter der Drogenberatungsstelle bei der Stadt Karlsruhe rund 1130 Fälle mit Drogenkonsum, darunter geht es auch 392 Mal um Cannabis. Beratung gibt es auch zum Konsum von illegalen Drogen oder von Alkohol. Die Experten begleiten Süchtige bei der Substitution, also auf dem schwierigen Weg, eine Droge durch andere Substanzen zu ersetzen. Die Stelle vermittelt Verurteilte in Einrichtungen zum qualifizierten Vollzug.

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