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Leimen wählt mit John Ehret den neutralen Kandidaten
Leimen/Rottenburg. Viele Beobachter und der Wahlsieger selbst hatten mit einer Stichwahl gerechnet, doch am Ende war es ein deutliches Votum: John Ehret (parteilos) machte in Leimen das Rennen und kam im ersten Wahlgang auf knapp 64 Prozent der Stimmen. Er ließ damit den beiden anderen Kandidaten Claudia Felden (FDP), Bürgermeisterin in Leimen, und Bammentals Rathauschef Holger Karl (CDU) keine Chance. „Wir waren alle überrascht, dass es so ausgegangen ist. Viele hatten das Gefühl, dass es aufgrund der Bewerberlage nicht gleich beim ersten Wahlgang funktioniert“, sagt Ehret am Montag.
Der 52-Jährige wechselt damit als Rathauschef von Leimens Nachbargemeinde Mauer mit rund 4100 Einwohnern in die Große Kreisstadt mit rund 27 000 Einwohnern (beide Rhein-Neckar-Kreis). In Mauer ist Ehret seit zwölf Jahren Bürgermeister, zuvor war er Kriminalbeamter beim Bundeskriminalamt.
Ehret sieht seine Neutralität als Vorteil an
Ehret übernimmt keine leichte Aufgabe. Sein Vorgänger Hans Reinwald (CDU) hatte im Interview mit dem Staatsanzeiger erklärt, von weiten Kreisen in der Stadt bekämpft worden zu sein und trat nach einer Amtszeit nicht mehr an.
Doch für Ehret gehört das der Vergangenheit an. Seine Neutralität sieht er als Vorteil. „Wir schauen jetzt alle in die Zukunft und haben die Hoffnung, dass es vorwärts geht“, sagt er.
Im Wahlkampf wurde Ehret von keiner Fraktion im Gemeinderat unterstützt, auch nicht von den Freien Wähler, für die er im Kreistag des Rhein-Neckar-Kreises als stellvertretender Fraktionsvorsitzender sitzt. Die Fraktion in Leimen wollte sich nicht festlegen. Die SPD und die Grün-Alternative Liste blieben ebenfalls neutral. Für Felden und Karl hatten sich die FDP beziehungsweise die CDU im Rat ausgesprochen.
Interkommunales Gewerbegebiet weckt Hoffnungen
Nach seinem Wahlsieg will der Familienvater die Verwaltung bürgernah aufstellen, damit die Leimener mit ihren Anliegen besser gehört werden. Zudem möchte er das „Wir-Gefühl“ in der Stadt stärken. Bis zu seinem Start am 11. Juni hofft er, dass die Dauerbaustelle Treffpunkt Leimen, ein Bauprojekt in der Innenstadt, einen neuen Investor hat. Zur Not müsse die Stadt aber einen Plan B in der Hand haben.
Vom geplanten interkommunalen Gewerbegebiet mit Heidelberg versprechen sich alle Beteiligten höhere Gewerbesteuereinnahmen. Bislang hielten sich die Einnahmen aus dieser wichtigen Quelle in Grenzen, was immer wieder Anlass für Kritik war und den Unmut um den hohen Schuldenstand der Stadt befeuerte.
Die Bewerber in Rottenburg führen einen ehrgeizigen Endspurt
Ging man in Leimen von einem zweiten Wahlgang aus, sorgte die nötige Stichwahl in Rottenburg (Kreis Tübingen) für eine Überraschung. Amtsinhaber Stephan Neher (CDU), seit 16 Jahren OB, verpasst die absolute Mehrheit knapp und geht in das Duell am 7. April gegen Klaus Weber. Dieser hatte die Kommunikation der Verwaltung kritisiert.
Beide führen einen ehrgeizigen Endspurt. Neher hatte angekündigt auf die Bürger zuzugehen, wofür er momentan viele Gesprächsrunden allen voran in den Ortsteilen anbietet. Das Wahlergebnis habe ihm gezeigt, dass es Themen und Anliegen gibt, die er zu wenig beachte. Deshalb wollte er ins Gespräch kommen, schreibt er auf seiner Internetseite.
Der 72-jährige Weber absolviert in dieser Woche ebenfalls täglich Termine. Dass dem Mediziner jegliche Verwaltungserfahrung fehlt, sieht er nicht als Nachteil. Führungskompetenz habe er durch die bundesweit agierende Weiterbildungsorganisation für komplementäre Heilverfahren, die er aufgebaut hat. Mit der Kommunalpolitik in Berührung kam der parteilose Weber als Chef der Initiative zum Erhalt des Schlachthofs.