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Die Baukrise hemmt die Ausbildung nicht
Stuttgart/Wiesbaden. Die schlechte konjunkturelle Lage der Bauwirtschaft hat sich kaum negativ auf die Ausbildungsbereitschaft von Unternehmen ausgewirkt. Das hat eine bundesweite Online-Umfrage der Sozialkassen Bau ( Soka-Bau ) ergeben. Nur acht Prozent der 200 befragten Betriebe nannten die wirtschaftliche Krise als Grund dafür, dass sie sich aus der Ausbildung – zumindest vorübergehend – zurückgezogen haben. Die Soka-Bau hat ausschließlich ehemalige Ausbildungsbetriebe befragt.
Ausschlaggebend für die Ausbildungsabstinenz ist vielmehr die Lage am Ausbildungsmarkt. Rund rund 85 Prozent der Betriebe gaben an, dass sie gar keine (59 Prozent) oder keine geeigneten Bewerbungen bekommen hätten.
Starkes Missverhältnis zwischen Bewerbern und Lehrstellen
Das deckt sich mit dem Verhältnis von Bewerbern und offenen Stellen in Baden-Württemberg. Im September vergangenen Jahres, also zum Start des neuen Ausbildungsjahres registrierte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit noch 460 unbesetzte Ausbildungsstellen im Hoch- und Tiefbau. Auf 1860 ausgeschriebene Lehrstellen gab es lediglich 390 Bewerber.
Der zweitwichtigste Grund sich aus der beruflichen Ausbildung zu verabschieden ist für Baufirmen, dass sie schlechte Erfahrungen mit Azubis gemacht haben, die sie zuvor eingestellt hatten. Das erklärte ein Viertel der Unternehmen in der Umfrage.
„Insbesondere vor dem Hintergrund, dass rund zwei Drittel der befragten Betriebe im Wohnungsbau tätig sind, ist der geringe Einfluss der Baukonjunktur auf die Entscheidung gegen Ausbildung überraschend“, heißt es in einer Mitteilung der Soka-Bau . Offensichtlich wüssten die Baubetriebe, dass sie – insbesondere aufgrund des demografisch bedingten zunehmenden Verlustes an Arbeitskräften – zumindest mittelfristig – dringend auf Fachkräfte angewiesen sind.
Rund die Hälfte der Firmen will künftig wieder ausbilden
Deshalb will der Umfrage zufolge rund die Hälfte der Teilnehmer im nächsten Ausbildungsjahr wieder Lehrstellen anbieten. Ein Viertel der Teilnehmer ist noch unentschlossen, ein weiteres Viertel schließt einen Einstieg in die Ausbildung aus. Fast drei Viertel der Baubetriebe hatte auch in der Vergangenheit ausgebildet, die Mehrheit davon mehr als zehn Jahre lang.
Danach gefragt, was sich ändern müsste, um wieder auszubilden, antworteten rund zwei Drittel der Betriebe, dass die Branche attraktiver für junge Leute werden müsse. Zudem fordern sie eine bessere Förderung der Ausbildungskosten und Maßnahmen zur Ankurbelung der Baukonjunktur.