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Kommentar zum Abgang von Andreas Schell

Die EnBW ist politisch – und zentral für die Energiewende

Der Wechsel im Vorstand der EnBW zeigt, dass der stets politisch geführte Konzern viele Erwartungen erfüllen muss, von Netzausbau bis Energiewende. Stillstand wäre an dieser Stelle fatal.

Rafael Binkowski, Chefredakteur des Staatsanzeigers, hofft auf einen Neuanfang bei der EnBW.

Staatsanzeiger)

Stuttgart. Die Öffentlichkeit wurde von dem Abgang von EnBW-Vorstandschef Andreas Schell überrascht. Doch offenbar gärte es schon länger zwischen Aufsichtsrat und dem 2021 geholten ehemaligen Manager von Rolls Royce Power Systems. Und es scheint offenbar eher keine politische Personalie gewesen zu sein, wo „schwarze“ Landräte gegen grüne Landespolitiker stehen. Sondern Schell wurde generell eine fehlende Strategie und vor allem zu wenig Feingefühl für die sehr speziellen Verhältnisse in der EnBW vorgeworfen.

Der Energiekonzern war immer schon hochpolitisch. Die Fusion 1997 unter Erwin Teufel von EVS und Badenwerk, der Verkauf der Landesanteile an den französischen Energiekonzern EDF 2000, mit dessen Erlös die Landesstiftung Baden-Württemberg gegründet wurde. Oder den an der Verfassung vorbei von Stefan Mappus eingefädelten Rückkauf-Deal, der sogar einen Untersuchungsausschuss zur Folge hatte.

Lesen sie auch: Was hinter dem Wechsel bei der EnBW steckt.

Es geht immer um Politik

Die EnBW ist politisch, schon weil über Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) das Land mitspricht. Und weil der 54-Milliarden-Konzern über die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke von Landräten mitregiert wird. Man erinnere sich an den langjährigen Ravensburger Landrat Kurt Widmaier (CDU), der als graue Eminenz und Strippenzieher galt.

Gleichzeitig steht die EnBW im Zentrum der Energiewende. Unter Gerhard Goll (CDU) war sie noch ein Atomkonzern, durch den schrittweisen Ausstieg aus der Technologie dominierten fossile Energieträger. Dass die EnBW unter als dem Glücksfall geltendenden Frank Mastiaux zu einem Investor von Offshore-Windparks in der Nordsee geworden ist, und durch Investitionen in erneuerbare Energien zum Vorreiter wurde, ist zentraler Teil des Umbaus der Wirtschaft. Nicht zu vergessen, dass in Europa an Raststätten EnBW-Schnellladestationen für Elektroautos stehen.

Die Ziele der Politik müssen realistisch sein

Die EnBW wird auch für die notwendigen Gaskraftwerke gebraucht, um die nötige Grundlast für Dunkelflauten. Oder dem Ausbau der Stromnetze oder dem Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur. Bei diesen Themen muss die Politik jedoch aufpassen, dass sie realistische Ziele formuliert. Bis 2028 werden die neuen Kraftwerke sicherlich nicht stehen. Der Umstieg von Gas auf Wasserstoff ist eine Jahrhundertaufgabe.

Andreas Schell hat diese Widersprüche zu recht aufgezeigt. Nun kommt mit Georg Stamatelopoulos ein Mann mit Stallgeruch, der die komplexen Probleme der Branche und der EnBW bestens kennt. Der Druck ist hoch, einen weiteren Fehlgriff an der EnBW-Spitze kann sich der Aufsichtsrat auch nicht leisten. Stillstand an dieser Stelle wäre fatal.

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