Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Sinkende Lesekompetenz: Deutsches Literaturarchiv will mit Projekten gegensteuern

Studien zufolge nimmt die Lesekompetenz der Deutschen ab. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach ist indes in Aufbruchstimmung. Mit neuen Projekten und einem Neubau als „Tor zur Literatur“ sollen alle angesprochen werden.

Campus Luftaufnahme

DLA Marbach)

Marbach. „Der Umstand, dass die Lesekompetenz abnimmt, ist ein Alarmsignal“, sagt Sandra Richter, Direktorin des Deutschen Literaturarchivs (DLA). „Dem wollen wir uns entgegenstellen.“ Etwa mit der von der Deutschen Schillergesellschaft (DSG) neu gegründeten Deutschen Literaturstiftung (DLS).

Die Stiftung soll für Erwerbungen, für Forschungs- und Bildungsarbeit und „auch ausdrücklich für Leseprojekte“ zuständig sein und das Lesen und Schreiben in einer guten und schönen Sprache fördern. „Das kommt aus meiner Sicht bei all den Debatten über die Frage, ob die Leute noch lesen können, zu kurz“, so Richter. „Sprache ist etwas Besonderes, mit dem ich etwas ausdrücken möchte, die Literatur ist das Medium dafür. Wenn wir die Literatur aufgeben, geben wir auch unsere eigene Ausdrucksfähigkeit auf. Das kann eine Gesellschaft nicht wünschen.“ Die Stiftung soll es ermöglichen, ein dauerhaftes Vermögen aufzubauen, das dem DLA zugutekommt und kann damit die Leistung des Freundeskreises des Literaturarchivs ergänzen.

„Besonders der Bereich der Arbeit mit Jüngeren ist sehr gewachsen und soll insgesamt noch ausgebaut werden“, sagt Richter. „Hier sehen wir viele Möglichkeiten und viel Potenzial. Die Nachfrage ist groß.“ So gibt es etwa das Programm Follow Schiller, das Jugendlichen zwischen 14 und 24 Jahren den Blick hinter die Kulissen erlaubt, mit Schriftstellern zusammenbringt und Freiraum für eigene Ideen bietet.

Neues Angebot für Schulen beschäftigt sich mit Exilliteratur

Weiterhin sind Ferienworkshops für Kinder, das Junge Literaturmuseum mit Literatur- und Ausstellungslabor sowie Angebote speziell für Schulen im Programm. Neu ist hier die Initiative „Literatur bildet.“ in dessen Rahmen sich Schüler und Schülerinnen in Workshops mit dem Exil der 1930er/40er-Jahre und weiteren Themen dieser Zeit beschäftigen.

Überhaupt steht beim DLA viel Neues an: Voraussichtlich April oder Mai wird der Architekturwettbewerb für den Erweiterungsbau ausgeschrieben. Dieser soll auf dem Areal eines stillgelegten Hallenbads direkt neben den Bestandsgebäuden entstehen und ist als klimapositives Forschungsarchiv, zentraler Empfang und Konferenzbereich geplant. Etwa zwei Drittel der Fläche sind als Depot vorgesehen, aber der Bau soll auch Raum bieten für ein Schaumagazin für Bilder und Objekte sowie für eine Digitalisierungsstrecke, die Arbeitsprozesse des Archivs zeigt.

Weiterhin soll dort eine Schau zur Geschichte der Institution entstehen, ein Restaurant und Bereiche für Familien, als „Tor zur Literatur“. Für den Baubeginn ist das IBA-Jahr 2027 anvisiert. Fertig sollen die Baumaßnahmen bis zur Gartenschau der Stadt Marbach und der Gemeinde Benningen 2033 sein. Marbach ist bei der Planung für den Außenbereich, der auch bei der Gartenschau eine Rolle spielen wird, involviert.

Zunächst wird auf dem DLA-Gelände indes der Bestand saniert. Derzeit laufen die Arbeiten im Literaturmuseum der Moderne. Und auch das Schiller-Nationalmuseum soll zukunftsfähig gemacht werden, bevor die neu konzipierte Dauerausstellung im November einzieht. Daneben gibt es zahlreiche weitere Projekte, die betreut werden müssen und in deren Rahmen die Wissenschaftler forschen und im internationalen Austausch sind. Die Exilliteratur etwa, die seit des Bestehens der DLA einen großen Forschungs- und Sammel-Schwerpunkt einnimmt, wird erweitert durch weitere Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Werke von zeitgenössischen Autorinnen, die nach Deutschland geflüchtet sind.

Im Kafka-Jahr 2024 stehen zahlreiche Veranstaltungen an

Für das Programm „Das freie Wort sichern“ ist vom Bundestag ein Haushaltszuschuss von 1 500 000 Euro bewilligt worden. Mit weiteren 410 000 Euro wird ein Projekt zu Science-Fiction-Literatur unterstützt . Zudem stehen im Kafka-Jahr 2024 neben der neuen Kafka-Ausstellung eine Seminarreihe mit internationalen Kooperationspartnern und ein Kafka-Wochenende auf dem Programm.

Das Angebot ist vielseitig, das Pensum groß. „Die neuen Projekte erwachsen aus vielen Aktivitäten im Haus, aus dem gemeinsamen Planen“, sagt Richter dazu. „Um mehr Besucher einladen zu können, müssen und wollen wir diese neuen Schritte gehen.“

Archiv, Museen und Collegienhaus

Träger des Deutschen Literaturarchivs (DLA) ist die Deutsche Schillergesellschaft . Zum DLA gehören neben dem Archiv mit seinen einzelnen Abteilungen das Schiller-Nationalmuseum sowie das Literaturmuseum der Moderne und ein Collegienhaus als Wohn- und Begegnungsstätte für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Hauptaufgabe des DLA ist es, Texte und Dokumente der neueren deutschen Literatur zu sammeln, zu ordnen, zu erschließen und zu vermitteln.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch