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Unser koreanischer Jürgen
An Gott kommt keiner vorbei außer Stan Libuda. Das dachten die Fußballfans Ende der 60er, Anfang der 70er, als der Schalker Dribbelkönig alle verzückte. Doch dann war plötzlich Schicht im Schacht. Mit gerade mal 52 Jahren starb Libuda an einem Schlaganfall – als erster Teilnehmer des Jahrhundertspiels, das Deutschland auch deshalb mit 3:4 gegen Italien verlor, weil der Schiedsrichter beim Stand von 2:2 ein Foul am Schalker Rechtsaußen übersah.
Inzwischen lichten sich die Reihen. Vor drei Wochen wurde Franz Beckenbauer abberufen, den nicht nur die Deutschen, sondern alle Welt den Kaiser nannte. Und an diesem Montag traf es Gigi Riva. Riva, das muss man wissen, hatte für die Menschen in Cagliari eine ähnliche Bedeutung wie Libuda für die Gelsenkirchener oder „Uns Uwe“ Seeler für die Hamburger. Seeler, der am 17. Juni 1970 in Mexiko City die Kapitänsbinde trug, blieb seiner Heimat immer treu, auch wenn anderswo das große Geld winkte.
Heute bleiben nur noch jene daheim, die der liebe Gott mit weniger Talent ausstattet als den dribbelnden Schalker. Käme Stan Libuda noch einmal zur Welt, würde ihn es wohl erst nach England oder Spanien ziehen und später nach Saudi-Arabien. Oder nach Südkorea. Dort ist inzwischen Jürgen Klinsmann aktiv. Vor einem Jahr übernahm der ehemalige VfB-Stürmer und Teamchef die dortige Nationalmannschaft. Jetzt will er sie in Katar zur Asienmeisterschaft führen. Einst hatte er bei seinem Vater in Stuttgart-Botnang das Bäckerhandwerk gelernt. Seither versucht er sich – manchmal mit Erfolg, oft auch nicht – am Backen großer Brötchen.