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Immer mehr alte Kreise auf neuen Kennzeichen
Stuttgart. Selbst dort, wo es Kennzeichen alter Landkreise gibt: Die Mehrzahl der Halter entscheidet sich für ein Standard-Unterscheidungszeichen. Das hat eine Umfrage des Staatsanzeigers unter den Landkreisen gezeigt, die mehrere Kennzeichen ausgeben. Gleichzeitig gibt es immer weniger alte Kreiskürzel, die nicht ausgegeben werden.
So will der Schwarzwald-Baar-Kreis neben dem bisher üblichen VS für Villingen-Schwenningen nun das Alt-Kennzeichen DS für Donaueschingen wieder vergeben. Das hat der Kreistag kurz vor Weihnachten beschlossen. Nun stimmt das Landratsamt mit den Nachbarbehörden in Tuttlingen, Konstanz und Freiburg das Kennzeichen ab. In all diesen Landkreisen sind Gebiete des ehemaligen Kreises Donaueschingen bei der Kreisreform aufgegangen.
Kennzeichen von fünf alten Kreisen werden nicht mehr ausgegeben
Sobald Landes- und Bundesverkehrsministerium grünes Licht gegeben haben, dürfte sich die Zahl der alten und nicht mehr ausgegebenen Kennzeichen auf fünf reduzieren. Laut Kraftfahrtbundesamt sind in Baden-Württemberg noch Kennzeichen mit der Ortsunterscheidung BR (Bruchsal), EHI (Ehingen), MÜN (Münsingen), SNH (Sinsheim) sowie VL (Villingen) derzeit am Auslaufen. Allerdings gelte laut Landratsamt Villingen-Schwennigen das alte VL nicht als Altkennzeichen. Es stamme aus der Zeit vor der Fusion Villingens mit Schwenningen und sei vor der Kreisreform schon obsolet gewesen.
Einheit des Kreises und Verwaltungsaufwand
Ob die weiteren alten Kreisnamen je wieder in Gebrauch kommen, ist fraglich. So winken in einer Umfrage des Staatsanzeigers zum Beispiel der Kreis Karlsruhe oder der Alb-Donau-Kreis bei einer Wiedereinführung ab. In Karlsruhe scheiterte 2018 bereits der zweite Antrag auf neue BR-Kennzeichen, seit die alten Kennzeichen Ende 2012 wieder ausgegeben werden dürfen. Man zweifelte an der identitätsstiftenden Wirkung. Fast gegenteilig begründet das Ulmer Landratsamt die Exklusivität von UL. Ein einheitliches Kennzeichen steigere das Wir-Gefühl. Außerdem bedeute die Einführung weiterer Kennzeichen wie MÜN für Münsingen bürokratischen Mehraufwand.
Kritik vom Kommunalverband
Diese Erwägungen haben auch den Landkreistag Baden-Württemberg geleitet, der schon die Erlaubnis der Neuvergabe alter Kennzeichen kritisch sah. Auch heute rät der zuständige Dezernent Tim Gerhäusser zur Zurückhaltung, wenngleich der Verband mit dem Verfahren, das zum neuen alten Kennzeichen führt, seinen Frieden gemacht hat. Heute haben die Landkreise, auf deren Gemarkung die alten Kennzeichen einst galten, ein Antragsrecht beim Landes-Verkehrsministerium. Das reicht die Bitte um das alte Unterscheidungszeichen an das Bundesverkehrsministerium weiter, das seine Zustimmung im Bundesanzeiger veröffentlicht. Dort stand als vorläufig letzter Südwest-Kreis der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, der seit Sommer 2023 die Kennzeichen NEU für Neustadt/Schwarzwald und MÜL für Müllheim führt. Wenige Wagen sind mit den Kennzeichen daher unterwegs (siehe Grafik).
In Baden-Württemberg werden 61 Kennzeichen ausgegeben
Insgesamt, so das Landesverkehrsministerium, wurden in Baden-Württemberg 23 Unterscheidungszeichen alter Landkreise wieder eingeführt. Die 35 Landratsämter und neun kreisfreien Städte vergeben 60 unterschiedliche Kennzeichen. Ein weiteres – BWL – tragen Polizei-, Regierungs- und Landtagsfahrzeuge.
Abstimmung auch über die Landesgrenzen hinweg
Kompliziert wird es, wenn mehrere Landkreise dieselben alten Unterscheidungszeichen nutzen wollen. Hier verständigen sich die Ämter auf Bewirtschaftunskonzepte, die regeln, welche Ämter welche Kennzeichen vergeben. Das reicht sogar über die Grenzen des Bundeslandes. Der Rems-Murr-Kreis und der Kreis Schwäbisch-Hall teilen sich das Kennzeichen BK für Backnang, das in Sachsen-Anhalt auf den Bördekreis mit Sitz in Haldensleben hinweist.
Liebling hängt nicht vom Wohnort ab
Innerhalb der Landkreise ist es egal, wo der Halter wohnt, er kann sich aus allen verfügbaren Unterscheidungszeichen den Liebling auswählen. Erhöhte Gebühren werden oft erst fällig, wenn neben dem Unterscheidungszeichen, egal ob alt oder nicht, weitere Merkmale der Buchstaben- und Zahlenkombination – die Erkennungsnummer – den Halterwünschen angepasst werden sollen.
Eine kleine Exklave mit einem eigenen KFZ-Kennzeichen
Der Landkreis Konstanz vergibt für eine seiner Gemeinden ein besonderes Autokennzeichen: 1106 Kraftfahrzeuge fahren mit dem Unterscheidungszeichen BÜS. Die Halter wohnen alle in der deutschen Exklave Büsingen, die am Rhein liegt und von den Schweizer Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich umgeben ist.
Ein Staatsvertrag regelt laut Konstanzer Landratsamt , dass nur die knapp 1600 Bewohner des Dorfes, das ein Schweizer Wirtschaftsgebiet darstellt, ihre Autos mit der exklusiven Buchstabenfolge kennzeichnen dürfen. Wer nicht in dem Dorf wohnt, muss in Konstanz zwischen KN oder STO für Stockach wählen.