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Sozialkompetenz wird wichtiger
Bundesweit fehlen im öffentlichen Dienst mehr als 550 000 Beschäftigte, nennt Kai Rosenberger , Landesvorsitzender des Beamtenbunds in Baden-Württemberg, Zahlen. Die Gewerkschaft nimmt deshalb künstliche Intelligenz (KI) auch „ein Stück weit“ als Chance wahr, den Personalmangel zumindest abzufedern. Am Mittwoch hatte der Beamtenbund in Stuttgart zu einer Veranstaltung zu KI in der Verwaltung eingeladen.
Wie wirkt sich KI auf die Arbeitsplätze aus?Das kann noch niemand genau sagen. Der Internationale Währungsfonds hat gewarnt, dass KI weltweit fast 40 Prozent der Arbeitsplätze betreffen werde. In den Industrieländern könnten es sogar bis zu 60 Prozent der Arbeitsplätze sein. Deshalb machte Yasmin Mei-Yee Weiß, Professorin an der Hochschule Nürnberg und Aufsichtsratsmitglied in mehreren Unternehmen, bei der Veranstaltung des Beamtenbunds auch deutlich: Die Menschen brauchen Expertise und Anwendungskompetenz für KI. „Lernfähigkeit ist die Topkompetenz im 21. Jahrhundert, so Weiß mit Blick auf die große Veränderungsgeschwindigkeit.
Sie räumt auch ein, dass es Menschen geben wird, die durch KI ihren Arbeitsplatz verlieren können. Andererseits kann KI auch Arbeit erleichtern. Denn KI kann Mitarbeiter unterstützen, etwa indem sie große Text- und Vertragsmengen durchforstet, strukturiert und zusammenfasst, große Datenmengen auswertet oder auch bestimmte Aufgaben abnimmt. So kann KI beispielsweise Sitzungen aufnehmen, Protokolle erstellen und diese auch gleich in mehrere Sprachen übersetzen.
Für Rosenberger bedeutet der Einsatz von KI auch: Die Menschen müssen mitgenommen werden und auch qualifiziert werden für den Umgang mit KI.
Macht KI den Mitarbeiter in der Verwaltung irgendwann überflüssig?Davon geht Weiß nicht aus. Doch Menschen, die KI anwenden, werden jene verdrängen, die das nicht tun. Es werde zu einem neuen Zusammenarbeitsmodell zwischen Mensch und Maschine kommen. Weiß spricht von einem „harmonischen Paartanz“. Ein wichtiges Thema für den Arbeitsplatzerhalt wird künftig auch die Sozialkompetenz sein. Sehr wichtig dabei ist laut Weiß auch die Empathie. Denn das sind Kompetenzen, die die KI nicht mitbringt. Außerdem kommt es nicht mehr so sehr auf das Wissen an, sondern auf die Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen.
Wo wird KI bereits eingesetzt?In Baden-Württemberg wird KI bereits vielerorts in Chatbots eingesetzt. Auch erste Roboter sind in Verwaltungen unterwegs. Das Land hat zudem gemeinsam mit dem Unternehmen Aleph Alfpha aus Heidelberg in den vergangenen zwei Jahren mit „F13“ als erstes Bundesland eine Anwendung für eine Verwaltungs-KI entwickelt. Die Testphase ist nun beendet. „Bereits im Prototyp-Stadium erweist sich F13 als wertvoll: Es dient als Experimentierfeld, auf dem wir in der Verwaltung erforschen können, was die neueste KI-Technologie im alltäglichen Arbeitsumfeld leisten kann“, sagt Staatsminister Florian Stegmann (Grüne).
Die Mitarbeiter haben in der Testphase mehr als 10000 Zusammenfassungen und 4000 Rechercheantworten mit der KI generiert. Derzeit werden die Rückmeldungen der Mitarbeiter dazu ausgewertet. Bei einem positiven Evaluationsergebnis soll in diesem Jahr eine erste Vollversion von F13 entwickelt werden, so eine Sprecherin des Staatsministeriums.
Stegmann: KI schafft Freiräume für die eigentliche Arbeit
Für Staatsminister Florian Stegmann (Grüne) ist klar: „Wir müssen als Verwaltung in puncto Innovationen am Ball bleiben und ein attraktiver Arbeitgeber sein.“ Die Entwicklung der KI-Anwendung F13 habe gezeigt, dass KI echte Mehrwerte bieten könne. „F13 schafft Freiräume für die eigentliche Arbeit wie die politische Bewertung von Projekten, weil es den Landesbediensteten zeitintensive Aufgaben abnimmt, die die KI schneller erledigen kann, so Stegmann.