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Faust: Alchemist oder Teufelsbündler?
Knittlingen . „Da steh ich nun, ich armer Tor …“ Aber wer ins Faust-Museum nach Knittlingen (Enzkreis) geht, wird – anders als Goethes Faust – doch klüger als zuvor. In den Vitrinen im Erdgeschoss belegen allein neun schriftliche Quellen die Existenz einer historischen Gestalt namens Faust für die Zeit zwischen 1480 und 1540. Viele seiner Zeitgenossen schrieben ihm außergewöhnliche Kräfte und Fähigkeiten zu, wie Menschen oder Tiere verhexen und Krankheiten oder Impotenz bewirken zu können.
Tatsächlich besaß der in Knittlingen geborene Georg Johann Faust ein umfassendes Wissen über Kräuter, Tiere, Gestirne und Krankheiten.
Die Legendenbildung setzte bereits zu Lebzeiten ein
Über die Spuren, die er hinterlassen hat, lässt sich die Route seiner Aufenthaltsorte verfolgen, darunter Erfurt, Eichstätt, Bamberg und Ingolstadt. Doch bereits zu seinen Lebzeiten setzte die Legendenbildung um den mysteriösen wandernden Magier und Astrologen ein, der mit allerlei Kunststücken, Horoskopen und Handlesekunst in Erscheinung trat. Als er in Staufen im Breisgau bei einem vermutlich explosiv und tödlich verlaufenden alchemistischen Experiment starb, hieß es: „Den hat der Teufel geholt!“
Posthum wurde Faust zum Teufelsbündler erklärt. Mephistopheles taucht als sein Gefährte auf und der Mythos beginnt.
Diesem Mythos ist das erste Obergeschoss im Museum gewidmet – mit literarischen Beispielen. Beginnend mit der „Historia von D. Johann Fausten“ von 1587 über das Drama in fünf Akten „Die tragische Historie vom Doktor Faustus“ des Engländers Christopher Marlowe (1564 – 1593) kann der Besucher den schriftstellerischen Bogen bis hin zu Lessing und seinem Faust-Fragment nachvollziehen. Ebenfalls auf diesem Stockwerk: der sogenannte Giftschrank des Doktor Faustus. Dieser wurde im Faust-Geburtshaus gefunden.
Auch ein Alchemielabor der Renaissance ist zu sehen
Er beweist, dass dort im 18. Jahrhundert Menschen wohnten, die sich für Alchemie interessierten. Was es mit Letzterer auf sich hatte, erfährt die Besucherin dann im ausgestellten „Alchemielabor der Renaissance“.
Im zweiten Obergeschoss schließlich sind Goethes Faust-Adaptionen untergebracht. In einem drehbaren Kugelsessel aus den 1970ern sitzend kann man an den Wänden die Gretchenfrage und andere Textstellen aus Goethes Werk studieren. Und so liest sich’s dann zum Schluss: „Das also war des Pudels Kern!“
(ger)