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Drei Fragen an den Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands Bernhard Bolkart
Kollegen beschreiben Bernhard Bolkart als Optimisten. Und als einen, der kritische Worte an die Adresse der eigenen Branche nicht scheut. In einer ersten Grundsatzrede hatte der 2021 neu gewählte Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV) davor gewarnt, „es sich in der Opferrolle gemütlich zu machen nach dem Motto: Ich würde ja gerne, aber die anderen hindern mich daran“. Landwirte wollten und müssten „zur Ernährungssicherheit beitragen, nachwachsende Rohstoffe und Energie erzeugen und wir werden dies umwelt- und klimaverträglich tun“. Viele hätten sich als „Zukunftsbauern“ auch schon auf den Weg gemacht. Gegenwärtig sind die Töne schärfer.
Auch der 61-Jährige Schonacher nutzt das Bild vom überlaufenden Fass. Landwirte, sagt er, fühlten sich mittlerweile als Spielball und Opfer der Politik und völlig überfrachtet mit Vorschriften, Gesetzen, Produktionseinschränkungen und bürokratischem Aufwand – und in der europäischen Wettbewerbsfähigkeit stark benachteiligt“.
Über die Landjugend wuchs Bolkart in den BLHV hinein
Bolkart ist im elterlichen Betrieb aufgewachsen. Nach dem Abitur durchlief er zuerst eine landwirtschaftliche Ausbildung und dann eine zweite zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Über die Landjugend wuchs er in den BLHV hinein. 15 Jahre lang ab 2003 war er Ortsvereinsvorsitzender in Schonach. 2006 wurde er Kreisvorsitzender in Villingen. Seit 2016 war er Präsidiumsmitglied und Vizepräsident. Den Hof hat er mit seiner Frau 1998 übernommen. Ein Schwerpunkt ist neben der Bewirtschaftung von Grünland und Wald sowie der Aufzucht von Kälbern die Christbaumkultur.
Der BHLV ist Teil der Initiative „Ländle leben lassen“, die ausreichend Unterschriften für einen Volksantrag auf Obergrenzen beim Flächenverbrauch gesammelt hat. Der Landesregierung hält der Vater von drei Kindern zugute, mit dem Strategiedialog zur Zukunft der Landwirtschaft aktiv geworden zu sein. Er müsse aber über Legislaturperiode hinaus fortgesetzt und vertieft werden. Und dann gibt es sogar Lob für die von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ausgehenden regelmäßigen Gesprächsrunden, denn die böten eine „einmalige Gelegenheit, den dringend benötigten Gesellschaftsvertrag zu entwickeln, der für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Landwirtschaft in Baden-Württemberg entscheidend ist“, sagt Bolkart.
Drei Fragen…
Wie kann die Landesregierung dazu beitragen, die finanzielle Stabilität der landwirtschaftlichen Betriebe langfristig zu sichern?Landwirte benötigen klare und verlässliche Rahmenbedingungen. Investitionen werden in der Landwirtschaft über einen langen Zeitraum abbezahlt, unsichere Aussichten halten Landwirte von Investitionen ab, was die betriebliche Entwicklung hemmt. Politische Entscheidungen, die ein Umsteuern in der landwirtschaftlichen Produktion verursachen, müssen mit ausreichend Karenzzeit einhergehen, um Betriebe nicht finanziell zu überfordern.
Warum ist „Ländle leben lassen“ so wichtig?Nur raumordnerisch verbindliche Obergrenzen für den Flächenverbrauch verhindern, dass weiterhin ungebremst neue Baugebiete ausgewiesen werden.
Welche Alternativen gibt es?Eine Analyse des Flächenverbrauchs der zurückliegenden Jahre hat gezeigt, dass dieser zu etwa zwei Dritteln auf die Angebotsplanung der Gemeinden mittels Bebauungspläne zurückgeht. Verbindliche Obergrenzen werden dafür sorgen, dass vermehrt auf die Entwicklung des Innenbereichs gesetzt und bei neuen Baugebieten auf Vorgaben zum flächensparenden Bauen geachtet wird, zum Beispiel durch die Anordnung von Stellplätzen in Gewerbegebieten auf Dachflächen.