Studie belegt: Selbstversorgen rechnet sich nicht
Karlsruhe. Mehr als die Hälfte der Einfamilienhäuser in Europa könnten laut einer Studie schon heute bei der Strom- und Wärmeversorgung autark sein. Das haben Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich, der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und des schweizerischen Paul-Scherrer-Institut errechnet. Die in der Fachzeitschrift Joule veröffentlichte Analyse bezieht sich dabei auf die auf Hausdächern verfügbare Solarkapazitäten. Bis 2050 könnte der Anteil autarker Häuser aufgrund verbesserter Technologien auf 75 Prozent steigen, erklärt Russell McKenna, der an der ETH Zürich lehrt.
Energieversorgung für 4000 ausgewählte Häuser konfiguriert
Für ihre Berechnungen haben die Forscher für 4000 Einfamilienhäuser, die für den Gebäudebestand repräsentativ sind, kostenoptimierte energieautarke Versorgungssysteme konfiguriert. Anschließend wurden diese Ergebnisse auf den gesamten Bestand von 41 Millionen Gebäuden übertragen. Ein ausgeprägtes Potenzial für energieautarke Wohngebäude sehen die Forschenden vor allem in Regionen mit geringen saisonalen Wetterschwankungen, wie beispielsweise in Spanien oder mit hohen Strompreisen wie in Deutschland.
Allerdings ist vollständige Energieautarkie rein wirtschaftlich betrachtet für die Hausbewohner nicht sinnvoll. „Selbst im Jahr 2050 wird die Abkopplung vom Stromnetz nicht die wirtschaftlich vorteilhafteste Entscheidung sein“, sagte Energieökonom und Hauptautor Max Kleine-brahm der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die voraussichtliche Entwicklung der Energiekosten. Demnach sind die Kosten zur Energie-Autarkie im Vergleich zur Versorgung über das Stromnetz lediglich in Einzelfällen auf einem Niveau. Generell lohnten sich solche Investitionen nur für jene Menschen, die bereit seien, mehr für diese Form der Unabhängigkeit zu zahlen.
Teilautarke Wohnhäuser können das Stromnetz entlasten
Eine teilweise Selbstversorgung kann sich dagegen durchaus rechnen. Nach einer Modellrechnung der Wissenschaftler für ein deutsches Muster-Einfamilienhaus wäre es im Jahr 2020 kosteneffizient gewesen, sich zu 73 Prozent selbst mit Strom und Wärme zu versorgen. Bis 2050 würde der Wert auf 78 Prozent steigen.
Und auch volkswirtschaftlich könnten teilautarke Eigenheime nutzbringend sein. Denn diese könnten dazu beitragen, die Stromnetze zu stabilisieren. Die geringere Nachfrage könnte den Bedarf an Spitzenlastkraftwerken senken, erklären die KIT-Forscher. (lsw/jüs)