Glosse

Schinkenwürfel-Kaffee

Cem Özdemir hat mit Uli Hoeneß noch ein Hühnchen zu rupfen, weil der Ex-Bayern-Boss Dinge behauptet, die der Bundeslandwirtschaftsminister nie gesagt hat. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Özdemir ist Vegetarier, wie Michael Schwarz anmerkt. 

Uli Hoeneß gehört zu den Menschen, an denen sich die Geister scheiden. Die einen finden ihn toll, weil bei ihm ein Handschlag noch gilt und er aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Die anderen meinen, dass man einem Steuersünder und Ex-Bayern-Boss nicht über den Weg trauen kann.

Das heißt noch lange nicht, dass man automatisch ein Engel ist, wenn man dem VfB Stuttgart anhängt und sich außer der privaten Nutzung dienstlich erworbener Bonus-Meilen nie etwas hat zuschulden kommen lassen. Allerdings kann es dann durchaus zu Zerwürfnissen kommen, die ihren Anfang bei einer Tasse Kaffee nehmen.

„Wenn der Herr Özdemir mir vorschreiben will, dass ich keinen Zucker mehr in den Kaffee tun soll…“, echauffierte sich Hoeneß jüngst im Bayerischen Fernsehen und ließ sich auch vom Einwand einen Politik-Professorin („Das hat er, glaub‘ ich, nicht gesagt“) nicht aus der Spur bringen.

Da hatte er aber nicht mit dem Bundeslandwirtschaftsminister gerechnet. Der twitterte umgehend auf X: „Herr Hoeneß, mit Verlaub, Sie lügen. Das sind Fake News. Trinken Sie Ihren Kaffee schwarz, mit Milch, Zucker, Süßstoff oder auch mit Schinkenwürfeln, wenn Sie das wollen.“

Vielleicht sollten die Herren das Getränk wechseln. Tee soll ja beruhigen. Andererseits liegt der Kompromiss schon auf dem Tisch. Sollte der Vegetarier Özdemir den Wurstfabrikanten Hoeneß tatsächlich auf einen Kaffee mit Schinkenwürfeln einladen, könnte dies ähnliche Wirkung wie eine gemeinsam gerauchte Friedenspfeife entfalten.

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