Logistikbranche warnt vor steigenden Preisen
Stuttgart . Es wird teuer für die Speditions- und Logistikunternehmen: Denn ab dem 1. Dezember müssen alle Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen einen CO 2 -Zuschlag auf die Lkw-Maut entrichten. Damit wird sich die Maut nahezu verdoppeln. Denn je Tonne CO₂ sind laut Bundesregierung dann 200 Euro fällig. Das sind 90 Euro mehr als die EU mindestens vorschreibt. Künftig setzen sich die Mautsätze damit aus vier Bestandteilen zusammen: den Kosten der Infrastruktur, der Luftverschmutzung, der Lärmbelastung und dem CO 2 -Ausstoß.
CO₂-Preis verteuert den Liter Diesel um rund elf Cent
Aber das ist nicht alles. Im Januar kommt die turnusgemäße Erhöhung des nationalen CO₂-Preises auf fossile Energie noch obendrauf. Derzeit liegt er bei 30 Euro pro Tonne. Die Regierung will ihn auf 40 Euro anheben. Damit verteuert er den Liter Diesel um rund elf Cent.
Die höheren Kosten treffen auf eine Transport- und Logistikbranche, die mit vielen Problemen zu kämpfen hat: Personal fehlt, die Lieferketten sind wackelig, Kosten für Lkw und Hallen steigen, hinzu kommt ein Plus bei Löhnen und Gehältern von rund zehn Prozent. All das müssen die Transporteure im harten Wettbewerb mit osteuropäischen Anbietern wegstecken.
„Die Betroffenheit der Betriebe ist groß“, sagt Andrea Marongiu , Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg. Er zitiert Berechnungen seines Bundesverbands nach denen sich die Belastung für die Transportbranche auf siebeneinhalb Milliarden Euro pro Jahr aufsummiert. „Letztlich trifft es die gesamte Wirtschaft, weil diese Kosten ja weitergegeben werden“, sagt Marongiu .
„Viele Unternehmen im Südwesten ächzen bereits jetzt unter gestiegenen Logistikkosten“, sagt Axel Nitschke , Federführer Verkehr des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags ( BWIHK ). „Das befeuert die Inflation und kommt bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage zur Unzeit.“
Obendrein werden nächstes Jahr im Juli auch kleinere Transporter ab 3,5 Tonnen – mit Ausnahmen für Handwerker – zur Mautkasse gebeten. Auch, wenn die EU das eigentlich erst 2027 vorsieht. Der Unmut über die Alleingänge der Bundesregierung wächst. „Deutschland hat mit 200 Euro pro Tonne CO 2 den Höchstsatz festgelegt, den die EU erlaubt. Damit sind wir bei der Maut europaweit die Nummer 1. Das ärgert uns“, sagt Marongiu .
Aber auch die Ziele der Bundesregierung, mit der CO 2 -abhängigen Lkw-Maut eine Lenkungswirkung hin zu sauberen Fahrzeugen zu entfalten, stehen in Frage. „Das wird auf absehbare Zeit nicht greifen“, sagt BWIHK-Experte Nitschke . „Zurzeit stehen wir vor ungelösten Problemen beim Stromnetzausbau an Autobahnen, sehen eine Dauerüberlastung der Schiene und eine sehr geringe Verfügbarkeit emissionsfreier Fahrzeuge im Schwerlastbereich.“
Daimler, MAN, Scania und Volvo wollen E-LKW liefern
Das bestätigt auch Marongiu : „Die Spediteure haben gar keine Möglichkeit auf alternative Antriebe auszuweichen, und wenn, dann nur in homöopathischen Dosen.“ Daimler, MAN, Scania und Volvo haben bislang nur angekündigt, sich auf elektrische Antriebe für alle Lkw-Fahrzeugsegmente zu konzentrierten. Doch auf dem Markt gibt es sie kaum. „Wir sind uns einig, das kommt alles, aber nicht in den nächsten zwei bis drei Jahren“, sagt Marongiu .
Aktuell sind 0,03 Prozent der täglich auf deutschen Straßen verkehrenden Lkw elektrisch unterwegs, teilt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung mit. Bis die Flotte von 800 000 Lkw ausgetauscht sei, brauche es Jahre, sagt Vorstandssprecher Dirk Engelhardt.
Verbandschef Marongiu treibt noch eine weitere Sorge um. „Es ist für uns gänzlich unverständlich, dass unsere Landesregierung laut Koalitionsvertrag eine eigene Maut plant – und zwar für die Landes- und Kreisstraßen in Baden-Württemberg.“
Geht es nach dem Kalkül der Bundesregierung sollen sich E-Lkw dennoch langfristig rechnen. Ein E-LKW ist mit rund 360 000 Euro zwar mehr als dreimal so teuer. Ein normaler kostet lediglich 120 000 Euro. Doch die Differenz von 240 000 Euro können sich die Spediteure zu 80 Prozent fördern lassen. „Wenn sie dabei noch mautfrei fahren dürfen, wird es für sie auch betriebswirtschaftlich wieder sinnvoll“, sagt Marongiu . Nur fehlt es eben an der Ladeinfrastruktur und dem Angebot an E-Lkw.