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Direkteinstieg Kita: Verkürzte Ausbildung für Quereinsteiger
Stuttgart/Weinheim. „Ihr Herz schlägt für Kinder? Sie haben bereits in einem anderen Berufsfeld eine Ausbildung abgeschlossen? Dann ist das neue Programm ‚Direkteinstieg Kita‘ genau das Richtige für Sie!“ So wirbt das Jugendamt der Landeshauptstadt Stuttgart für eine verkürzte, zweijährige Ausbildung, die im September 2024 gemeinsam mit den Fachschulen für Sozialpädagogik angeboten wird mit dem Ausbildungsziel „Sozialpädagogische Assistenz“.
„Wir geben Interessierten, die eine abgeschlossene Berufsausbildung haben und den Beruf wechseln wollen oder bereits als Aushilfskraft in einer Kindertageseinrichtung arbeiten, die Möglichkeit, längerfristig ihrer Leidenschaft in der Kindertagesbetreuung nachzugehen“, heißt es auf der Internetseite des Amtes.
Das Konzept haben sich zu Beginn des Jahres das Land und die Bundesagentur für Arbeit Baden-Württemberg ausgedacht. Ziel ist es, möglichst rasch sozialpädagogische Fachkräfte auszubilden. Je nach Einrichtung können die Auszubildenden bis zu 2600 Euro verdienen.
Wichtige Stellschraube zur Verbesserung der Personalsituation
An der Helen-Keller-Schule in Weinheim nehmen bereits seit Anfang Februar 30 Schülerinnen und Schüler am neuen Bildungsgang Direkteinstieg Kita teil. Zur Zielgruppe gehören Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung, die das Berufsfeld wechseln wollen oder bereits als Zusatzkräfte in Kindertageseinrichtungen tätig sind. Für die Absolventen wird der Berufsabschluss in zwei Jahren statt wie regulär in drei Jahren ermöglicht. Parallel zur Ausbildung arbeiten die Fachkräfte bereits. „Der Direkteinstieg Kita ist eine wichtige Stellschraube, um die Personalsituation in den Kitas zu verbessern“, sagt der Staatssekretär im Kultusministerium, Volker Schebesta (CDU).
„Für das Engagement des Schulleitungsteams der Helen-Keller-Schule sowie für die Unterstützung durch das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises und der Arbeitsagentur Heidelberg sind wir sehr dankbar“, ergänzt Schebesta. Im ganzen Landkreis konnten viele Einrichtungen gefunden werden, die sich an dem Projekt beteiligen. Außerdem gibt es bereits Bewerbungen für den zweiten Kurs ab September 2023.
Das Projekt Direkteinstieg wurde vom Kultusministerium Baden-Württemberg gemeinsam mit der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit entwickelt. Pilotschulen wie der Helen-Keller-Schule in Weinheim sollen landesweit weitere folgen.
Voraussetzungen für die Aufnahme in die Berufsfachschule sind laut Kultusministerium ein Haupt- oder Werkrealschulabschluss mit mindestens der Note „befriedigend“ in dem Unterrichtsfach Deutsch und einem Gesamtnotendurchschnitt von mindestens 3,0. Außerdem müssen die Teilnehmer mindestens eine zweijährige abgeschlossene Berufsausbildung nachweisen.
„Für den entsprechenden Praxisteil der Ausbildung darf ein Arbeitsvertrag mit einer entsprechenden Kindertagesstätte nicht fehlen – dieser muss von der Schule zugelassen werden“, schreibt das Kultusministerium weiter. Damit die praxisintegrierte Struktur des Direkteinstiegs möglichst gut funktioniere, sei eine enge Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Berufsfachschulen für sozialpädagogische Assistenz (Direkteinstieg) und den Einrichtungen sehr wichtig.
Am Ende des ersten erfolgreich absolvierten Jahres bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Zertifikat „Schulkindbetreuerin“ beziehungsweise „Schulkindbetreuer“. Nach weiteren elf Monaten endet die Qualifizierung mit einer Prüfung (zwei schriftliche, eine mündliche) für den Berufsabschluss zur sozialpädagogischen Assistenz.
Die theoretische Ausbildung umfasst den Angaben zufolge dann im ersten Jahr 19 Wochenstunden an drei Unterrichtstagen und im zweiten Schuljahr 13 Wochenstunden an zwei Unterrichtstagen.
Träger der Einrichtungen zahlen eine Vergütung nach Tarifvertrag
„Mit einem breiten Bildungsangebot im sozialpädagogischen Bereich ist die Helen-Keller-Schule als Pilotschule für den Direkteinstieg Kita hervorragend geeignet“, sagt Staatssekretär Volker Schebesta.
Ein versiertes Bildungsteam im Bereich der Sozialpädagogik vermittele die wesentlichen theoretischen Ausbildungsinhalte und die Freude an der Arbeit mit Kindern. Die Ausbildung wird über den Träger der jeweiligen Einrichtungen nach dem öffentlichen Tarifvertrag vergütet. „Auch hier unterstützen die Agenturen für Arbeit“, sagt Susanne Koch, Geschäftsführerin Operativ der Regionaldirektion Baden-Württemberg der Bundesagentur für Arbeit.
„Unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt der Arbeitgeber nur die Vergütung in Form der üblichen Ausbildungsvergütung. Die Bundesagentur für Arbeit übernimmt einen Arbeitsentgeltzuschuss in Höhe der Differenz zwischen dem tatsächlichen Gehalt und der Ausbildungsvergütung sowie gegebenenfalls die Kosten der Weiterbildung“, betont Koch.
Aufgrund der Vorkenntnisse sowie der Lebens- und Berufserfahrung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch in anderen Branchen „ist eine entsprechende Vergütung während der Umschulung angebracht und wichtig, um die dringend benötigten Fachkräfte für die Kitas zu gewinnen“, sagt die Geschäftsführerin Koch.